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Der Bschiss mit den Vitaminen in Müesli
Aus Espresso vom 29.04.2014. Bild: Colourbox
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Gesundheit Müesli mit weniger Vitaminen als deklariert

Wer sich gesund ernähren will und deshalb auf vitaminreiche Frühstücksflocken und Müesli setzt, wird enttäuscht. Eine Untersuchungskampagne von Kantonschemikern zeigt auf, dass in fast der Hälfte der Frühstückcerealien zu wenig Vitamine enthalten sind.

Es ist die extra Portion Vitamine B12, die versprochen wird. Oder eine Verbesserung der Vitamin-D-Versorgung. Frühstücksflocken- und Müeslihersteller geben auf ihren Verpackungen gerne an, dass sie ihren Cerealien Vitamine zufügen, die für die Gesundheit wichtig sind. «Espresso», das Konsumentenmagazin von Radio SRF 1, weiss, dass es sich hierbei oft um eine Täuschung der Konsumenten handelt.

Die Kantonschemiker von acht Kantonen haben in einer Untersuchungskampagne 37 Markenartikel, die es in der Schweiz zu kaufen gibt, untersucht. Ernüchterndes Resultat: Fast die Hälfte der untersuchten Flocken und Müesli mussten aufgrund eines zu tiefen Vitamingehaltes beanstandet werden. Insbesondere die angegebene Menge Vitamin B12 fehlte in den Produkten, die es bei den hiesigen Grossverteilern zu kaufen gibt.

Täuschung der Konsumenten

«Wenn sich die Vitamine zum Ende des Haltbarkeitsdatums so weit abbauen oder wenn sie gar nie drin waren, dann ist das eine klare Täuschung der Konsumenten», kommentiert der Bündner Kantonschemiker Matthias Beckmann die Resultate gegenüber «Espresso».

Der Käufer habe ein Anrecht darauf, dass die qualitativen Eigenschaften, die auf der Etikette angegeben werden, bis zum Haltbarkeitsdatum im Produkt seien.

Vitaminbesprühte Flocken

Bei industriell hergestellten Flocken und Müesli ist es üblich, dass diese mit Vitaminen «angereichert» werden. Diese können beispielsweise durch Fruchtstückchen eingearbeitet oder aber direkt auf die Flocken gesprüht werden. Dies ist gesetzlich erlaubt.

Offensichtlich besteht bezüglich der Haltbarkeit der Vitamine aber ein Problem, da sich diese sehr schnell abbauen. Gerade wenn Licht oder Feuchtigkeit dazukommt, verflüchtigen sich diese sehr schnell.

Problem besteht seit Jahren

Diese «alarmierenden» Ergebnisse, wie sie Beckmann nennt, zeigt ein Problem auf, das die Industrie seit Jahren kennt. «Es gibt keine Verbesserung gegenüber den Vorjahren und rechtfertigt weitere amtliche Kontrollen», sagt Beckmann.

Bei der Föderation der Schweizer Nahrungsmittel Industrie (Fial) will man das Problem nicht kleinreden. «Auch die Branche nimmt das Problem ernst», erklärt Lorenz Hirt, Fial-Co-Geschäftsführer. Man sei um Lösungen bemüht.

Allerdings seien zwei Punkte wichtig zu beachten: Einerseits seien Vitamine an und für sich instabil und würden sich rasch auflösen bzw. verflüchtigen. «Andererseits ist die Messgenauigkeit – gerade von Vitamin B12 – extrem schwierig.» Er kenne Studien, in denen eine Messabweichung von über 60 Prozent festgestellt wurden, so Hirt.

Verzicht auf Beimischung von Vitaminen

Um das Problem zu lösen, sieht der Fial-Co-Geschäftsleiter drei Möglichkeiten: Entweder werde in der Produktion die Anreicherung mit Vitaminen so erhöht, dass sie bis zum Zeitpunkt des Haltbarkeitsdatums halten. Hier bestehen jedoch gesetzliche Obergrenzen.

Eine zweite Möglichkeit wäre die Haltbarkeitszeit der Flocken und Müesli zu verkürzen. Und die dritte und wohl einfachste Lösung: Es wird gänzlich auf die Anreicherung von Vitaminen verzichtet und dementsprechend auch nicht mehr auf den Etiketten ausgewiesen.

Auch für den Bündner Kantonschemiker ist die letzte Variante die ehrlichste Lösung. Zudem, so Beckmann: «Derjenige, der sich ausgewogen ernährt und auf saisonales Gemüse und Früchte setzt, ist gar nicht auf solche angereicherten Vitamine in Flocken und Müesli angewiesen».

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