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Autoreparatur in Deutschland: Teure Überraschung am Zoll
Aus Kassensturz vom 04.02.2014.
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Konsum Autoreparatur in Deutschland: Teure Überraschung am Zoll

Seit Mitte August letzten Jahres wartet die Thurgauer Gawela GmbH auf die Auslieferung ihres neuen Lieferwagens. Alles was kam, war eine happige Rechnung. Wegen einer Verkettung diverser Fehler hängt der Transporter immer noch am deutschen Zoll fest.

Firmeninhaber Thomas Fäsi und seine Frau Yvonne benötigten dringend einen weiteren Lieferwagen: Die Gawela GmbH aus Tägerwilen TG liefert Schränke für Fabriken, Schulen, Gemeinden und auch Private. Vor einem Jahr haben sie einen VW Crafter bei der Amag-Garage in Kreuzlingen bestellt und auch bezahlt.

Doch der Deutsche Zoll hat den Wagen in Deutschland konfisziert. Und heute sieht es danach aus, also ob die Fäsis ihren Lieferwagen nie erhalten werden.

Gekauft hatte Thomas Fäsi den VW-Transporter bei der Amag-Garage in der Variante eins Pick-up-Modells. Auf der anderen, deutschen Seite des Bodensees sollte die Firma «Anhänger Voss» aus Bodnegg einen spezieller Aufbau und eine Hebebühne montieren. Für die Überführung nach Deutschland zu Voss vermittelte die Amag einen pensionierten Bus-Chauffeur.

Zoll verlangt 9837 Euro

Am 2. April 2013 fährt der Buschauffeur auf dem Weg von Kreuzlingen nach Deutschland ohne anzuhalten über den deutschen Zoll. Ein Fehler: Bei der Einreise nach Deutschland hätte der Chauffeur den geplanten Umbau anmelden sollen. Der Aufbau gilt als «aktive Veredelung». Dies ist steuerpflichtig und muss später bei der Rückfahrt bezahlt werden.

Im August ist der Wagen fertig. Doch weil diese Arbeit bei der Einfuhr nicht deklariert wurde, erhebt der deutsche Zoll nun Gebühren über 9837 Euro.

Weil sich weder die Amag, der Bus-Chauffeur noch Thomas Fäsi für den Fehler am Zoll verantwortlich fühlen, will niemand die Gebühren bezahlen. In der Folge beschlagnahmt der Zoll den Wagen. Seither steht er versiegelt auf dem Gelände von Anhänger Voss im deutschen Bodnegg.

Niemand will Verantwortung übernehmen

Jetzt streiten sich die Parteien. Die Amag sagt: «Die Amag stellte als Service dem Kunden gegenüber lediglich eine Garagennummer für die Abwicklung der Überführung zur Verfügung und musste davon ausgehen, dass die Zollformalitäten zwischen der Gawela und dem Chauffeur geklärt würden. Die Amag war weder für den Grenzübertritt zuständig noch daran beteiligt.»

Ein weisser Lieferwagen mit Firmenlogo von Gawela GmbH auf einem Firmengelände
Legende: Bestellt, bezahlt aber nicht abholbar: Der Lieferwagen VW Crafter. SRF

Der pensionierte Bus-Chauffeur unterschrieb zwar bei der Amag ein Papier, in dem er bestätigt, «nicht von der Amag Kreuzlingen beauftragt worden zu sein», den Transporter nach Deutschland zu fahren. Andererseits gibt er gegenüber «Kassensturz» zu, dass der Auftrag auch nicht von Thomas Fäsi von der Gawela GmbH gekommen sei. Mit ihm habe er «gar nie Kontakt» gehabt. «Stimmt», sagt Thomas Fäsi, «ich kenne den Mann nicht und hätte ihm deshalb auch keinen Auftrag erteilen können».

Amag schreibt, sie sei so oder so aus dem Schneider: Sie habe bloss «im Sinne und auf Wunsch des Kunden einen externen Fahrer vermittelt. Für die weiteren Geschehnisse, welche im Rahmen von Handlungen Dritter zu dieser Rechnung führten», trage sie keine Verantwortung. Da der Bus-Chauffeur das Fahrzeug von Gawela GmbH übernahm, «ging der Besitz und das Eigentum am Fahrzeug auf die Firma Gawela über.»

Eigentümer ist erst, wer die Sache entgegengenommen hat

Das sieht die «Kassensturz»-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner anders: «Thomas Fäsi ist gar nicht Eigentümer des Autos, auch wenn er es bezahlt hat. Dass man Eigentümer einer Sache wird, setzt voraus, dass man die Sache übernommen hat. Und genau das war hier nicht der Fall.» Tatsächlich lief der Transport nach Deutschland sowohl mit Fahrzeug-Papieren und Garagen-Nummer der Amag.

Der pensionierte Bus-Chauffeur sagt, ihm habe niemand von der Amag gesagt, dass er den Wagen am Zoll hätte anmelden sollen. «Ich habe gar nicht gewusst, was mit dem Fahrzeug in Deutschland geschehen soll.»

Thomas Fäsi ist der Kragen geplatzt. Von der Amag fordert er den Kaufpreis zurück und bestellt nun bei einer anderen Firma einen neuen Lieferwagen. Denn den braucht er dringend – seit einem Jahr.

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