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Media Markt: Bschiss hat System
Aus Kassensturz vom 31.01.2012.
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Multimedia Media Markt: Der Bschiss hat System

Im Media Markt wurden zurückgebrachte Geräte wieder verpackt und als neu verkauft. Das zeigen Recherchen von «Kassensturz». Vor drei Wochen noch sprach die Geschäftsleitung von «Einzelfällen». Doch im «Kassensturz» sagten weitere Mitarbeiter und betroffene Kunden aus.

«Wir tauschen um – ohne wenn und aber» Der Werbeslogan des Elektronikgiganten Media Markt klingt gut. Doch der kulante Dienst am Kunden hat eine Schattenseite: Die umgetauschte und zum Teil bereits gebrauchte Ware kam bei Media Markt wieder als neu in den Laden.

Fälle aus der ganzen Schweiz

Ein Navigationsgerät, das bereits mehrere Hundert Kilometer absolviert hatte; eine Waschmaschine mit Waschpulver-Spuren; ein Funktelefon mit bereits gespeicherten Telefonnummern: Die Liste der Kunden, die sich bei «Kassensturz» gemeldet haben, ist lang. 

Alle machten dieselben Erfahrungen. Sie kauften bei Media Markt vermeintlich neue Geräte. Doch zu Hause stellten sie fest: Der Staubsauger war voller Fäden, auf dem Laptop waren bereits Fotos und der iPod hatte Gebrauchsspuren. Die Zuschauer berichten von Fällen aus Filialen der ganzen Schweiz.

«Ich finde das eine absolute Schweinerei, denn als Kunde geht man davon aus, dass man beim Kauf eines neuen Gerätes auch ein neues Gerät bekommt», sagt Media Markt-Kunde Sandro Battaini, der ein angeblich neues Navigationsgerät kaufte, welches aber bereits mehrere Hundert Kilometer registriert hatte.

Vor drei Wochen hatte die Geschäftsleitung noch von einzelnen Fehlern gesprochen. Doch im «Kassensturz» äussern sich jetzt mehrere ehemalige Mitarbeiter – aus mehreren Filialen. Ihre Vorwürfe sind happig. Zum Beispiel ein ehemaliger Mitarbeiter aus St. Gallen: Damit die Kundschaft keinen Verdacht schöpfen konnte, sei kein Aufwand gescheut worden. Zurückgebrachte Geräte wurden mit einer speziellen Maschine wieder verschweisst.

Auf Befehl von oben gehandelt

Besonders schockierend ist, dass mehrere Ex-Verkäufer sagen, sie hätten sich gegen die Kundentäuschung gewehrt, aber keine Chance gehabt. Ein Ex-Verkäufer sagt: «Ich fühlte mich schlecht, weil die Kunden bewusst betrogen wurden.

Andererseits war es eine Weisung des Chefs, also von meinem Abteilungsleiter. Wenn ich mich geweigert hätte, so hätte ich eine Verwarnung erhalten oder im Extremfall sogar die Kündigung.»

Gleiche Masche seit Jahren

Die Kunden scheinen bewusst getäuscht worden zu sein: Gebrauchte Geräte wurden wieder verpackt und zum Neupreis verkauft. Und das seit Jahren. Im Media Markt Lyssach würde dies seit über 10 Jahren gemacht, so ein ehemaliger Mitarbeiter. 

«Vom ersten Tag an wurde uns das beigebracht, vom Abteilungsleiter oder auch vom Stellvertreter. Es war gang und gäbe, dass man die Geräte zurück nahm, wieder verpackte und in den Verkauf stellte.»

Media Markt ändert Richtlinien

Der Chef von Media Markt Schweiz, Michael Rupp, nimmt im «Kassensturz» Stellung. Er bestreitet zwar, dass Media Markt systematisch gebrauchte Ware als neu verkauft habe.

«Die Richtlinien für den Umgang mit Retouren sind schon immer klar gewesen», sagt Michael Rupp. Doch er gibt zu: Es seien offensichtlich zu viele Fehler gemacht worden. Dafür wolle sich das Unternehmen entschuldigen.

Ab sofort gelten bei Media Markt neue Regeln: «Jedes umgetauschte Gerät wird geprüft und – sofern in Ordnung – als Kundenretoure im Laden verkauft.» Diese Geräte würden mit einem Kleber versehen und seien im Preis reduziert, erklärt der Media-Markt-Chef.

Zudem weisst Media Markt darauf hin, dass das Unternehmen bereits vor einiger Zeit ein System eingeführt habe, welches Mitarbeiter schützt, die Missstände melden möchten. Sanktionen seien nicht zu fürchten.

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