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Umwelt und Verkehr Neue Studie: Fremdstoffe in Mineralwasser

Von zehn untersuchten Mineralwassern wurde in sieben Flaschen Verunreinigungen gefunden. Sie können Hormone und Nervensystem beeinflussen. Obwohl nur in Kleinstmengen vorhanden, kritisiert der Verein Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AEfU) die Branche: Die Stoffe gehören nicht ins Trinkwasser.

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Neue Untersuchung: Fremdstoffe in Mineralwasser
aus Espresso vom 13.09.2013. Bild: Colourbox
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In Auftrag gegeben wurden die Stichprobe vom Verein Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AEfU) und der Umweltschutzorganisation Pengwin Planet.

«Die Fremdstoffe, die wir gefunden haben, sind nicht unmittelbar gefährlich», erklärt Martin Forter von AEfU gegenüber «Espresso». Die drei Produkte ohne Fremdstoffe (M-Budget von der Migros, Prix Garantie von Coop und San Pellegrino von Néstlé) würden jedoch zeigen, dass sauberes Mineralwasser grundsätzlich möglich sind.

Trinkwasser als beste Alternative

Ebenfalls keine Fremdstoffe wurden in einer Probe von Trinkwasser der Stadt Bern gefunden. «Schweizer Trinkwasser ist nicht nur frei von Fremdstoffen, sondern auch mit Abstand am billigsten und am umweltfreundlichsten von allen Proben», bilanziert Martin Forter von AEfU.

In den kontaminierten Proben wurden diverse Fremdstoffe gefunden. Darunter befinden sich Stoffe, die sich negativ auf Hormone und das Nervensystem auswirken können.

Auffällig bei der Untersuchung ist, dass in Glasflaschen mehr Fremdstoffe gefunden wurden, als in PET-Flaschen. Dies gilt insbesondere für die drei Proben, die am stärksten verunreinigt waren (Badoit von Danone, Valser des Herstellers Coca-Cola und Henniez von Néstlé).

Martin Forter erklärt sich dies mit dem Herstellungs- und Abfüllprozess. Es könnten jedoch auch Stoffe vom Plastikdeckel ins Wasser gelangt sein. Abgesehen vom Badoit-Mineralwasser wurden im Test keine Toleranzwerte überschritten. «Fremdstoffe haben im Mineralwasser unserer Meinung nach aber überhaupt nichts zu suchen», sagt Martin Forter.

Branche reagiert gereizt

Der Verband Schweizerischer Mineralquellen und Softdrinkproduzenten (SMS) zeigt sich in einer Stellungnahme «befremdet» vom Vorgehen der AEfU und Pengwin Planet und spricht von einer «einseitigen Branchenattacke».

Obwohl die Resultate seit längerem vorlägen, habe man die Hersteller erst vor wenigen Tagen informiert, sagt SMS-Generalsekretär Marcel Kreber.

Marcel Kreber hält fest: «Schweizer Mineralwasser ist und bleibt ein sicheres Lebensmittel. Keine der in den Proben gefundenen Konzentrationen liegt über gesetzlichen Grenzwerten.»

Die Analysen des Tests würden nun von den Unternehmen bei externen und unabhängigen Labors überprüft und beurteilt. Néstlé hat laut einer Mitteilung beim betroffenen Henniez-Wasser eine Gegenanalyse erstellen lassen. Dabei habe man keine der in der Analyse der AEfU gefunden Substanzen festgestellt.

Sofortmassnahmen bei Adelbodner

Die Adelboden Mineral- und Heilquellen AG, Hersteller des beanstandeten Adelbodner Mineralwassers, zeigt sich in einer ersten Stellungnahme offen für Anpassungen. Obwohl beim eigenen Produkt die gesetzlichen Grenzwerte bei Weitem nicht erreicht würden, erklärt Geschäftsführer Erich Arter, habe man parallel zu eigenen Laboranalysen Sofortmassnahmen getroffen.

Bis die Verunreinigungen geklärt seien, verzichte man beim Adelbodner Mineralwasser ab sofort auf bedruckte Verschlüsse. Zudem werden zurzeit PET-Rohlinge eines anderen Lieferanten verwendet. Man werde auch mit den Herstellern der Minerwalwasser ohne Fremdstoffe Kontakt aufnehmen, um allenfalls Hinweise zu erhalten, woher die Verunreinigungen kommen.

Das BAG sieht keine Gefahr

Aldi kann sich gegenüber «Espresso» die leichte Verunreinigung des Mineralwassers nicht erklären. Man werde jedoch die Produktionsprozesse überprüfen. Von Danone (Badoit) und Coca-Cola (Valser) hat «Espresso» keine Rückmeldungen zu den Testergebnissen erhalten.

Das Bundesamt für Gesundheit BAG gibt zu den betroffenen Proben Entwarnung: Auch bei den gemäss AEfU stark verunreinigten Mineralwassern sei aus gesetzlicher Sicht nichts zu beanstanden, erklärte das BAG auf Anfrage von «Espresso».

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