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Öko-Stick: Benzin sparen Fehlanzeige
Aus Kassensturz vom 29.11.2011.
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Umwelt und Verkehr Öko-Stick: Benzin sparen Fehlanzeige

Wer den sogenannten Ökostick in den Zigarettenanzünder seines Autos steckt, soll bis zu 30 Prozent Treibstoff sparen. Das verspricht die Verpackung des ominösen Wunder-Steckers. Der Vertreiber hat den Verkauf mittlerweile eingestellt, denn ein Experte sagt klar: Alles Humbug!

Der Ökostick ist etwas grösser als ein USB-Stick. Ein blaues LED-Lämpchen leuchtet auf, sobald man das Gerät in den Zigaretten-Anzünder steckt. Jetzt ist er parat, um wahre Wunder zu wirken: Der Stick soll die Batterie entlasten und so «Treibstoff-Einsparungen von bis zu 30 Prozent» bringen, verspricht die Verpackung. So würde man die Umwelt und den eigenen Geldbeutel schonen, verspricht der Vertreiber.

Wie eine zweite Batterie

Der Ökostick würde wie eine zweite Autobatterie funktionieren, liest man auf der Internetseite oekostick.ch. Das Gerät soll «überschüssige» Energie speichern und diese immer dann abgeben, wenn das Auto viel Strom verbraucht. Etwa wenn Licht, Klimaanlage und Radio eingeschaltet sind.

Verschiedene Kunden schwärmen auf der Internetseite, dass der Stick tatsächlich funktionieren würde. «Seitdem ich den Ökostick verwende, verbrauche ich deutlich weniger Treibstoff.» Der Vertreiber behauptet allen Ernstes, diese zufriedenen Kunden gebe es tatsächlich.

Zu schön um wahr zu sein

«Das kann doch gar nicht funktionieren», zweifeln etliche «Kassensturz»-Zuschauer, die auf den Ökostick aufmerksam wurden. Das kann niemals funktionieren, sagt dazu Kurt Hug, Professor für Fahrzeugelektrik an der Berner Fachhochschule - bevor er das Gerät überhaupt gesehen hat.

Weil er öfters mit solchen «Wundermitteln» konfrontiert ist, schaut er sich den Stick für «Kassensturz» trotzdem näher an. «Das Gerät enthält drei, vier billigste Widerstände und Kondensatoren. Damit kann keinerlei nennenswerte Energie gespeichert werden, die es erlauben würde, ein Fahrzeug länger fortzubewegen. Das Ganze ist schlicht ein Humbug!»

Vertreiber krebst zurück

«Kassensturz» konfrontiert den Vertreiber des Ökosticks mit dem Experten-Befund. Bei ihm würde das Gerät funktionieren, behauptet er: «Ich fahre 100 Kilometer weiter mit einer Tankfüllung.» Belegen kann der Vertreiber seine Aussagen nicht. Kurz nach der Anfrage von «Kassensturz» nimmt er die Internetseite oekostick.ch vom Netz. «Ich verkaufe den Stick nicht mehr. Ich bin selbst darauf reingefallen. Alle Kunden, die wollen, bekommen ihr Geld zurück», verspricht der reuige Vertreiber.

Fuss vom Gas statt auf Wunder hoffen

«Wir werden immer wieder mit solchen Wundermitteln konfrontiert, die den Verbrauch senken oder die Abgase reinigen sollen», sagt Kurt Hug. Hinter den Geräten stecke immer eine nebulöse Technik. «Bis heute hat aber noch keines dieser Wundermittel funktioniert.» Was aber immer funktioniere, sei das eigene Fahrverhalten, sagt Hug. «Nehmen sie den Fuss vom Gas. Mit einer ökologischen Fahrweise können Sie spielend zehn Prozent und mehr Treibstoff einsparen.» Ökologisch fahren heisst: Vorausschauend fahren und nicht unnötig Gas geben oder bremsen, den richtigen Gang wählen und den Motor an der Ampel ausschalten.

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