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Eigener Solarstrom wird nicht belohnt
Aus Kassensturz vom 17.05.2011.
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Umwelt und Verkehr Solarstrom vom eigenen Dach: EW bestrafen ihre Kunden

Nach Fukushima müssten Elektrizitätswerke Solarstrom hinterherrennen – könnte man meinen. Doch weit gefehlt. Wer eine Solaranlage auf dem eigenen Dach installiert und dann den Strom verkauft, wird von vielen Elektrizitätswerken mit einem miserablen Preis bestraft.

Wie günstig lässt sich heute Solarstrom produzieren? «Kassensturz» hat vier Experten und Anbieter der Sonnenstrombranche gefragt. Deren Berechnungen zeigen: Je nach Lage und Grösse der Anlage und je nach Amortisationsdauer und Verzinsung kostet eine Kilowattstunde Solarstrom auf 40 Rappen oder sogar deutlich weniger zu stehen.

Ein realistisches Beispiel zeigt: Wer heute eine Anlage für 60‘000 Franken installiert, kann mit Solar-Energiekosten von 29 Rappen pro Kilowattstunde rechnen. Ein Schweizer Stromkonsument zahlt zum Vergleich heute rund 23 Rappen pro Kilowattstunde für nicht-nachhaltigen Strom.

Der Photovoltaik-Professor Urs Muntwyler hat es selber getan: Auf seinem Elternhaus in Solothurn har er vor kurzem eine hocheffiziente Anlage Solaranlage bauen lassen. Dank der sogenannten kostendeckenden Einspeisevergütung KEV, dem Förderprogramm des Bundes, wird diese Anlage zur lohnenden Investition.

Grosse Elektrizitätswerke sind knausrig

Wer keine KEV erhält – und das trifft auf Tausende von Kleinproduzenten zu – ist seinem Elektrizitätswerk ausgeliefert. So wie die Besitzer einer Anlage in Hitzkirch. In diese Solarzellen haben vier Familien vor einem Jahr 100‘000 Franken investiert. Der Mitbesitzer Pius Binz strahlt, wenn er Bilanz zieht: «Ein Display gibt ständig an, wie viel auf dem Dach produziert wird. Die heutige Tagesenergie ist 85.9 Kilowattstunden. Seit letztem Juli haben wir 12‘000 kWh produziert, was der gesamte Strombedarf von drei Haushaltungen ist.»

Tabelle mit Übersicht
Legende: Vergleich der Elektrizitätswerke SRF

Die Anlage von Pius Binz liefert seinen gesamten Solarstrom ans Elektrizitätswerk. Dies ist so üblich. Den Strom, den Binz verbraucht, bezieht er vom selben Werk. Die Einspeisung ins Netz und den Verbrauch rechnet dieses regelmässig ab. Und genau hier beginnt der Ärger des Solarstromproduzenten Binz – der Ärger über die Haltung seines Elektrizitätswerks Centralschweizerische Kraftwerke CKW. 23 Rappen pro Kilowattstunde zahlt die Familie Binz für den Strom, den sie verbraucht. Für ihren sauberen Solarstrom hingegen erhält sie nicht 23, sondern nur knapp 11 Rappen.

Kraftwerke verdienen an Umweltschützern

Tabelle mit Übersicht
Legende: Vergleich der Elektrizitätswerke SRF

Dass ein privater Solarstromproduzent dem Elektrizitätswerk mehr bezahlen muss, als er von diesem für seinen Strom erhält, stört auch den Elektroingenieur Adrian Kottmann: «Ich finde, wenn eine Familie pro Jahr 2000 kWh braucht und diese 2000 auch produziert, dann soll das mindestens im selben Preis passieren. Es kann nicht sein, dass man 2.5 weniger bekommt für den Strom, den man selber produziert, wenn man den dem Elektrizitätswerk abgibt».

Doch genau das ist oft der Fall. Das zeigt eine Umfrage von Kassensturz. Die CKW, das Werk der Familien Binz, verlangt für den Haushaltstrom 23  und zahlt als Einspeise-Vergütung knapp 11 Rappen. Für die Binz‘s ist dies ein Verlustgeschäft von 12 Rappen pro selbst produzierte Kilowattstunde.

Tabelle mit Übersicht
Legende: Vergleich der Elektrizitätswerke SRF

Andere Kraftwerke behandeln ihre Kunden fairer. Sie zahlen rund gleich viel, wie sie verlangen.

Diese Werke zahlen deutlich mehr für den privat produzierten Solarstrom, als sie für den Verbrauch ihrer Kunden verlangen:

Was der «Kassensturz»-Vergleich zeigt, bringt Solarprofi Adrian Kottmann auf den Punkt: «Wenn ein Elektrizitätswerk will, kann es ohne Problem für diesen Strom das zahlen, was es vom Kunden verlangt. Das kostet nicht viel und bringt viel Image und auch Engagement.»

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Urs Muntwyler, Professor für Photovoltaik
Aus Kassensturz vom 17.05.2011.
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