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Gemeinden verschwenden Energie
Aus Kassensturz vom 20.10.2009.
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Umwelt und Verkehr Strassenlicht: Gemeinden verschwenden Energie

Rund 150 Millionen Franken geben die Schweizer Gemeinden jährlich für die Strassenbeleuchtung aus. Sie vergeuden viel Energie und Steuergeld. Grund: Viele Ortschaften verwenden veraltete Lampen. Fast die Hälfte aller Gemeinden könnte problemlos Strom sparen, doch vielerorts fehlt das Interesse.

1000 Gigawatt-Stunden Strom verbraucht die gesamte Schweizer Strassenbeleuchtung im Jahr. Das ist soviel Energie wie ein Drittel der jährlichen Stromproduktion des Atomkraftwerks Mühleberg und kostet 150 Millionen Franken pro Jahr. Gesetzliche Bestimmungen zum Energieverbrauch gibt es keine. Es entscheiden allein die Strassenbesitzer, in der Regel die Gemeinden.

Vorbildlich im Osten

Das Sparpotential ist enorm: Die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz (Safe) hat in einer Untersuchung festgestellt, das der Verbrauch um einen Drittel gesenkt werden könnte. «Ungefähr 40 Prozent der Gemeinden verbrauchen mehr als unser empfohlener Richtwert», sagt Giuse Togni Projektleiterin bei Safe. Wichtig sind: energieeffiziente Lampenart, regelmässige, fokussierte Beleuchtung und Reduktionen nach Mitternacht. Vorbildlich, das zeigt die Erhebung von Safe sind vor allem Gemeinden im östlichen Teil der Schweiz.

Ein Beispiel: Gossau im Kanton St. Gallen. Die Stadt mit rund 17'000 Einwohnern verbraucht für ihre Gemeindestrassen durchschnittlich nur 5,3 Megawatt-Stunden Strom pro Kilometer im Jahr. Das ist halb so viel wie der empfohlene Richtwert. Hauptgrund für diese Sparsamkeit: Gossau setzt auf neue Technik. Die Stadt verwendet fast ausschliesslich Natriumhochdrucklampen. Gemäss Angaben der Stadtwerke waren nach etwa zwei Jahren die Investitionen für die modernen Leuchtmittel bereits amortisiert.

Doch viele Gemeinden haben kein Interesse am Energiesparen. Denn: Die Gemeinden betreiben den Unterhalt oft nicht selbst, sondern delegieren ihn an die ortsansässigen Elektrizitätswerke. Das Problem: Diese sparen meist nicht ohne klare Effizienzvorgabe.

Kein Lichterlöschen

Gegenbeispiel: Langenthal im Kanton Bern. Die Stadt ist etwa gleich gross wie Gossau. Langenthal verbraucht aber 21,5 Megawatt-Stunden Strom pro Kilometer und Jahr. Gesamte Kosten: 230'000 Franken. Langenthal benötigt also viermal so viel Strom wie Gossau und fast doppelt so viel wie der empfohlene Richtwert. Das hat zwei Gründe: Erstens habe Langenthal einen sehr hohen Anteil an stromfressenden Quecksilberdampflampen. «Und zweitens wird nach Mitternacht das Licht nicht ausgeschaltet», sagt Giuse Togni.

Die Gemeinden betreiben den Unterhalt oft nicht selbst, sondern delegieren ihn an die ortsansässigen Elektrizitätswerke. Das Problem: Diese sparen meist nicht ohne klare Effizienzvorgabe der Gemeinden. Immerhin: Langenthal hat das Problem erkannt. Die Umwelt sei der Stadt wichtig, sagt Präsident Thomas Rufener, doch seien grössere Investitionen nötig. Und der politische Entscheid stehe noch aus. Thomas Rufener: «Wir haben aber bereits reagiert und wir werden die Lampen ersetzen, sofern dies unsere Behörden genehmigen.»

Um Energie zu sparen schalten gewisse Gemeinden nach Mitternacht die Lichter teilweise oder ganz ab. In Gossau erlischt ab Mitternacht jede zweite Leuchte. Die Sicherheit leide nicht darunter, betont Werkleiter Beat Lehmann.

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