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Schmutz im Leitungswasser: Hausbewohner im Stich gelassen
Aus Kassensturz vom 03.03.2015.
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Wohnen Schmutz im Leitungswasser: Hausbewohner im Stich gelassen

In einem Neubau ist das Leitungswasser mit undefinierbaren Flocken durchsetzt. «Kassensturz» zeigt den verzweifelten Kampf der Hausbewohner: Seit drei Jahren streiten sie mit dem Hausverkäufer und Handwerkern.

Wenn Andrea Wälti in ihrem Eigenheim einen Kaffee brauen möchte, kann das länger dauern. Denn sie muss das Wasser zuerst filtern: «Das ist nervenaufreibend und zeitaufwendig. Wenn ich Spaghetti kochen möchte, muss ich um elf Uhr mit Filtern beginnen und um zwölf kann ich kochen.»

Der Grund: Das Wasser in ihrem Haus ist verunreinigt. Schon als sie 2012 einzog, bemerkte sie, dass da weissliche Flocken schwimmen. Das belegen verschiedene Wasserproben, die sie über längere Zeit an Wasserhähnen im ganzen Haus gesammelt hat. Überall im Trinkwasser von Familie Wälti schwimmen diese Flocken. Andrea Wälti informiert die Bauleitung:

«Am Tag der Übergabe habe ich dem Bauleiter und dem stellvertretenden Architekten ein Glas Wasser gezeigt und gefragt: Was ist das?» Damals hätte sie gedacht, das sei eine kleine Sache. Nie hätte sie sich vorgestellt, dass das eine so lange und schwierige Geschichte gibt.

Laboruntersuch bringt keine Antwort

Die Wasserwerke Pfäffikon Zürich haben vom Kantonalen Labor untersuchen lassen, ob die Flocken entstehen, bevor das Wasser in das Haus eingespeist wird. Dann wäre die Gemeinde verantwortlich. Doch: Das Wasser am Hydrant enthält keine Flocken. Das Labor untersuchte auch das Wasser im Haus. Dort fand es weisse flockige Partikel. Die Ursache für diese Partikel konnte jedoch nicht gefunden werden.

Das heisst: Das Wasser wird im Haus verunreinigt. Aber wie und wer ist dafür verantwortlich? Die Haus-Verkäuferin, die Firma Konzeptwerk GmbH in Wetzikon verweist auf den Sanitär und der Sanitär, die Freuler GmbH aus Pfäffikon, lässt Familie Wälti immer wieder warten.

Andrea Wälti reisst der Geduldsfaden und sie engagiert einen anderen Sanitär, der ein Gutachten in Auftrag gibt. Es soll herausfinden, woher die Flocken kommen. Auch dieses Labor stellt fest: Da schwimmen weisse Flocken im Wasser. Sie sehen aus, wie Fetzen von Teflonband. Woher sie kommen, ist immer noch unklar.

Ungünstiger Vertrag

Monate später beauftragt Sanitär Freuler die Empa mit einer Materialanalyse, um auszuschliessen, dass die Flocken von den verwendeten Rohren kommen. Die Empa findet verschiedene Partikel und stellt Pet-Teile und Stickstoffverbindungen fest – diese würden aber nicht von den Rohren stammen.

Nun ist klar: Es handelt sich unter anderem um Plastikflocken. Woher sie kommen, ist immer noch unklar. Und unklar ist auch die Haftungsfrage: Baurechtsexperte Thomas Siegenthaler analysiert für «Kassensturz» den Kaufvertrag. Er sagt: In diesem Vertrag würden die Käufer stark benachteiligt, denn normalerweise hafte der Verkäufer: «In diesem Vertrag steht, dass die Verkäufer gar nicht haften, dass sie die Ansprüche an die Käufer abtreten. Also muss sich die Käuferin an die verantwortlichen Unternehmer wenden.»

Ein solcher Passus sei in der Schweiz legal, in den meisten anderen europäischen Ländern jedoch nicht zulässig.

Ursache nach wie vor unbekannt

Das heisst: Andrea Wälti muss selber herausfinden, wer das Problem verursacht hat. Und für diese Nachforschungen auch selber bezahlen. Der Verkäufer, der ihr das Haus übergeben und die Arbeiten in Auftrag gegeben hat, ist wegen der Klausel im Vertrag fein raus.

Doch nach mehr als zwei Jahren und drei Untersuchungen ist as immer noch ein Rätsel, woher diese Flocken kommen. Das ist eine frustrierende Situation für die Hausbesitzer: «Bis heute kann niemand sagen, was das Problem ist und woher es kommt. Es kann auch niemand sagen, was passiert, wenn man das Wasser trinkt. Man weiss einfach nichts.»

Ende 2014 hat Sanitär Freuler diverse Leitungen, den Boiler und die Enthärtungsanlage im Haus von Frau Wälti ausgetauscht. Er schreibt «Kassensturz», das Problem sei nun behoben. Andrea Wälti bestätigt, dass sich die Situation verbessert habe und es weniger Flocken in ihrem Trinkwasser schwimmen. Doch ob es so bleibt oder nicht, steht in den Sternen. Denn noch immer hat niemand herausgefunden, woher die Teile kommen.

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