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Warum aus dem Libor-Zins bald der Saron wird
Aus Espresso vom 07.05.2018. Bild: Keystone
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Neue Hypotheken-Zins Warum aus dem Libor bald der Saron wird

Geldmarkt-Hypotheken basieren auf dem Libor-Zins. Weil der Libor manipulierbar ist, wird er durch den Saron ersetzt.

2011 erschütterte der Libor-Skandal die Finanzwelt. Der Libor – Abkürzung für London Interbank Offered Rate – ist der Zinssatz, welche Banken unter sich verlangen, wenn sie sich Geld ausleihen.

«Als der Zins 1986 lanciert wurde, hatte man noch nicht so viele Daten vom Finanzmarkt wie heute», erzählt Martin Brown, Professor für Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen. «Man entschied sich damals dafür, nicht tatsächlich abgewickelte Geschäfte als Grundlage zu nehmen, sondern die Banken einfach nach dem Zins zu fragen.»

Banken gaben höhere Zinsen an, um mehr Geld zu kassieren

Dass dies ein Fehler war, zeigte sich erst Jahre später. Diese Methode öffnete Tür und Tor für Manipulationen, wie sich in der Finanzkrise zeigte.

Verschiedene Banken gaben nämlich zu hohe Zinssätze an, sagt Martin Brown: «In Amerika stellte man fest, dass immer am ersten Tag des Monats die Libor-Zinsen höher waren, als an anderen Tagen des Monats. Dies, weil jeweils am ersten Tag des Monats die Zinsen für die Hypotheken-Kunden abgerechnet wurden. Dank der höheren Zinsen verdienten die Banken mehr Geld.»

An diesen Betrügereien waren mehrere Banken beteiligt. Die UBS zum Beispiel musste eine Busse von 1,5 Milliarden Franken bezahlen. Und die Aufsichtsbehörde beschloss, den Libor per Ende 2021 abzuschaffen.

In der Schweiz folgt der Saron auf den Libor

Vertreter von Bund und Banken schlossen sich zu einer Nationalen Arbeitsgruppe zusammen und suchten einen Nachfolger für den Libor. Sie wählten den Saron, den es schon seit fast zehn Jahren gibt. Saron steht für die Abkürzung Swiss Average Rate Overnight.

Ab 2022 ist der Saron die Grundlage für die Berechnung der bisherigen Libor-Hypothek. «Der Saron ist ein breit abgestützter Zinssatz, der nicht manipuliert werden kann», begründet Otto Huber, Vertreter der Nationalen Arbeitsgruppe den Entscheid.

Wie sich der Saron im Vergleich zum Libor künftig entwickeln wird, sei schwierig abzuschätzen, sagt Ökonom Otto Huber: «In der Vergangenheit war der Saron etwas tiefer als der Libor.» Er geht aber davon aus, dass sich für die Hypotheken-Kunden nicht viel ändern wird.

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