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Werbung mit falschem Krankenkassen-Rabatt
Aus Espresso vom 23.11.2016. Bild: Screenshot egc.ch
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Versicherungen Werbung mit falschem Krankenkassen-Rabatt

Mehrere Tausend Personen erhielten kürzlich Post von einem «Europäischen Gesundheitsclub». Für einen jährlichen Beitrag von 40 Franken erhalte man Rabatt bei der Krankenkasse und viele andere Vergünstigungen. Die im Brief erwähnten Krankenkassen gewähren Clubmitgliedern aber gar keinen Rabatt.

Den Europäischen Gesundheitsclub EGC gibt es erst seit September. In seinem Schreiben bezeichnet er sich als Club, der die Gesundheit seiner Mitglieder fördere und sie optimal absichere bei Krankheit und Unfall. Für einen Mitgliederbeitrag von 40 Franken im Jahr gebe es beispielsweise bis zu 28 Prozent Rabatt bei der Zusatzversicherung. Im Brief sind die Logos der Krankenkassen CSS und Visana abgedruckt.

CSS-Sprecherin Christina Wettstein hält fest, es gebe keinen Kollektivrabatt für EGC-Mitglieder: «Wir haben klar keine Zusammenarbeit mit diesem Club.» Es sei inakzeptabel, dass der EGC mit Namen und Logo der CSS werbe. Man habe den Club abgemahnt und prüfe rechtliche Schritte.

Rabatt nur für Mitarbeiter – nicht für Mitglieder

Die Visana dagegen hat mit dem Europäischen Gesundheitsclub tatsächlich für das Jahr 2017 einen Kollektivvertrag abgeschlossen, der Rabatt auf die Zusatzversicherung gewährt. Dennoch können EGC-Mitglieder nicht davon profitieren, betont Visana-Sprecher David Müller: «Der Rabatt ist bestimmt für Mitarbeiter des Gesundheitsclubs. Er ist nicht dazu da, um Mitglieder zu werben.» Wer sich beim EGC anmeldet, hat also keine Chance auf einen Rabatt bei der Zusatzversicherung.

Weil der Club mit dem Rabatt falsch geworben und das Logo der Visana missbraucht habe, habe diese den Kollektivvertrag mit dem EGC bereits auf Ende 2017 wieder gekündigt. Fazit: Der Gesundheitsclub kann seinen Mitgliedern also keinen einzigen Rabatt auf die Krankenkasse bieten.

Auch andere Vergünstigungen für Clubmitglieder sind in der Realität weniger exklusiv, als es auf der EGC-Homepage scheint: So kann beispielsweise jedermann die dort angepriesenen Vergünstigungen für einen Fitnessclub und Wellnesshotels in Anspruch nehmen, auch ohne EGC-Mitgliedschaft. Die beiden dort erwähnten «Partner» wissen auch nichts von einer Partnerschaft mit dem Club.

Club-Präsident weist Vorwürfe zurück

Der Europäische Gesundheitsclub macht keinen wirklich seriösen Eindruck. Sein Präsident ist der Versicherungsmakler Patrick G. Vollenweider. Verschiedene Links auf der EGC-Homepage führen zu Angeboten, hinter denen er oder seine Firma stehen. Versucht sich der Makler also ganz einfach mit einem Pseudo-Club Kunden zuzuschanzen? Was sagt er zu all der Kritik und den Vorwürfen von Krankenkassen und angeblichen Partnern?

Eine offizielle Stellungnahme wollte Vollenweider nicht abgeben. In zwei Gesprächen mit dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 wies er aber Kritik und Vorwürfe zurück. Unter anderem erklärte er, er habe eine kreative Lösung gesucht, um Leuten, welche ihren Kollektivrabatt verlieren, wieder zu einem solchen Rabatt zu verhelfen. «Espresso» habe dies nun kaputt gemacht. Er fühle sich von «Espresso» und der Visana ungerecht behandelt.

Man kann es auch anders sehen: «Espresso» hat Leute davor bewahrt für etwas zu bezahlen, das ihnen gar nichts bringt.

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