Über fünfzig – unten durch?
Arbeitswelten
- Dienstag, 1. Mai 2018, 9:02 Uhr
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Erste Ausstrahlung:
- Dienstag, 1. Mai 2018, 9:02 Uhr, Radio SRF 2 Kultur
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Wiederholung:
- Dienstag, 1. Mai 2018, 18:03 Uhr, Radio SRF 2 Kultur
Trotz guter Beschäftigungslage brauchen Stellensuchende über fünfzig in der Schweiz länger als jüngere Leute, um wieder eine Arbeit zu finden - nicht immer gelingt die Rückkehr in den Job.
Die Bevölkerung in der Schweiz wird im internationalen Vergleich relativ alt. Um die Absicherung im Alter für die grosse gesellschaftliche Gruppe der über 65-Jährigen zu gewährleisten, steht seit längerem eine Erhöhung des Rentenalters zur Diskussion.
Zugleich aber sieht es danach aus, dass gerade die Chancen der älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt schlecht sind, dass es bei Entlassungen die älteren Arbeitskräfte besonders stark trifft und sie - bereits ab fünfzig Jahren - kaum mehr einen neuen Job finden.
«Kontext» zeigt die Situation aus der Perspektive von Betroffenen, Stellenvermittlern und Unternehmen auf.
Weitere Themen der Serie «Arbeitswelten»:
- Mobbing am Arbeitsplatz
- Partnerschaftliche Rollenteilung als Erfolgsmodell?
- Lehrer am Limit
- Beruf: Künstler*in. Arbeitssituation: prekär
- Arbeitsfähig und ausgesteuert. Prekariat im Vorrentenalter
Beiträge
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Entlassen nach 30 Jahren im Betrieb
Als er nach Ferien die Arbeit wieder antrat, hatte der Vorgesetzte dem 60-jährigen Herrn B. einen Sitzungstermin eingeplant. Eine Vorbereitung sei nicht nötig, er solle einfach zur Verfügung stehen. Zur besagten Stunde bugsierte der Chef den IT-Mitarbeiter in einen Sitzungsraum, wo Herr B.
von zwei Männern erwartet wurde. Sie eröffneten ihm aus heiterem Himmel, dass das Unternehmen künftig auf ihn verzichte. Nach 30 Jahren im Betrieb.
Raphael Zehnder
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Über 50-jährige bleiben länger arbeitslos
Wer sich mit über fünfzig Jahren auf Stellensuche macht, hat es nicht leicht. Manche Unternehmen halten lieber Ausschau nach jüngeren Arbeitskräften, die als flexibler und leichter führbar gelten und weniger kosten, andere Betriebe setzen bewusst auf Diversity.
Klar ist, dass ältere Arbeitslose damit rechnen müssen, dass sie für den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben bedeutend länger brauchen als jüngere.
Sabine Bitter
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Zum alten Eisen? Nicht unbedingt…
Auch mit 60 findet man oder frau noch eine Stelle, wie das Beispiel von Eva Vievers aus Basel zeigt. Sie ist mit 61 nach reichem Arbeitsleben von ihrem Chef, einem Arzt, entlassen worden. Die regionale Arbeitsvermittlung schickte sie ins Integrationsprogramm «Kiebitz».
Seit zwei Jahren ist sie wieder erfolgreich im Beruf – 100%. Weil sie – wie sie sagt: Glück gehabt habe. Und den Mut, sich auf die Anforderungen des Integrationsprogrammes einzulassen.
Maya Brändli
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Seit siebeneinhalb Jahren ohne Arbeit
An die 1000 Bewerbungen habe er geschrieben, sagt Herr M., der seit siebeneinhalb Jahren arbeitslos ist. Zuerst habe er gedacht, bei ihm laute die Frage nicht, ob er eine neue Stelle finde, sondern wann.
Mittlerweile bezieht er Sozialhilfe. Zeitweilig war er in psychotherapeutischer Behandlung, um die Situation zu bewältigen. Er will sich nicht unterkriegen lassen und sucht weiter.
Raphael Zehnder