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Die Kraft der Maschen

«Inestäche, umeschlah, durezieh und abelah» – mit diesem Merkspruch lernt man als Kind in der Handarbeit die Kunst des Strickens. Und wer dies heute noch anwendet, tut Gutes für Körper und Seele.

Was unsere Grossmütter noch nicht wussten, ist heute wissenschaftlich erwiesen: Stricken ist gesund für Körper und Geist. Die lange Zeit als altbacken abgestempelte Handarbeit hat eine Reihe positiver Effekte: Stricken kann chronische Schmerzen senken, baut Stress ab, stärkt Selbstvertrauen, hilft bei Anorexie, fördert Kreativität und logisches Denken.

Wer regelmässig zu Stricknadeln greift, aktiviere die gleichen Hirnareale, die auch bei Yoga oder anderen Entspannungsübungen angesprochen werden. Auf Dauer senke dies den Blutdruck und reduziere das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so die Meinung vieler Experten, unter anderem Dr. Herbert Benson von der Harvard Medical School in seinem Buch «The Relaxation Response»

Ein kleiner Studienexkurs

Eine kleine kanadische Studie zeigte 2009, dass Stricken das seelische Wohlbefinden von Patientinnen mit Magersucht verbessert. Für die Untersuchung lernten 38 betroffene Frauen das Stricken und fühlten sich dadurch besser: 74 Prozent von ihnen gaben an, weniger an Ängsten zu leiden und seltener über ihre Essstörung nachzudenken. Und das ist für Anorexie-Patienten ein großer Schritt, denn ihre Gedanken kreisen häufig den ganzen Tag ums Essen.

Stricken ist nicht nur Balsam für die Seele: Es ist auch Training fürs Gehirn, da beide Hirnhälften beansprucht werden.

Eine 2011 durchgeführte Studie der Mayo Clinic im US-amerikanischen Rochester kam zu dem Ergebnis, dass Stricken das altersbedingte Nachlassen der Hirnfunktion bremst. Die Wissenschaftler befragten 1321 Menschen im Alter von 70 bis 89 Jahren über die Aktivitäten, die ihren Alltag prägten. Das Ergebnis: Wer Handarbeiten wie Stricken oder Häkeln nachging, litt seltener an kognitiver Beeinträchtigung und Gedächtnisverlust.

Zwar ist es naheliegend, dass vor allem geistig fitte Menschen sich Aktivitäten wie dem Stricken widmen, doch bei anderen Beschäftigungen wie Zeitunglesen und Musikhören konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Aus Sicht der Forscher liegt das daran, dass Handarbeiten die Entwicklung neuronaler Verbindungen im Gehirn fördern, die für die geistige Gesundheit wichtig sind

Die Umfrage eines britischen Internetportals mit 60 Teilnehmern mit chronischen Schmerzen ergab, dass die Konzentration auf das Stricken das Schmerzempfinden herabsetzt.

Die Theorie dahinter: Das Gehirn kann nur eine bestimmte Menge an Informationen auf einmal verarbeiten. Ist es mit Stricken beschäftigt, verdrängt es die Schmerzwahrnehmung – jedenfalls vorübergehend.

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