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Antibiotika-Allergie «Gibt es spezielle Warnzeichen für eine Antibiotika-Allergie?»

Antibiotika retten unzählige Leben, können aber auch selber zu einem Problem werden. PD Dr. Christoph Andreas Fux und Dr. Dominique Braun haben im «Puls»-Chat Fragen zum Thema Antibiotika-Allergie beantwortet.

Chat-Protokoll

Frage von s. s., Zürich: Wie kann ich bei einem Kleinkind unterscheiden, dass ein Hautausschlag auf Antibiotika zurückzuführen ist und nicht auf Masern oder Scharlach?

21:28:02 Antwort von Dr. Dominique Braun: Die Begleit-Symptome und die Untersuchungsbefunde einer Masern- oder Scharlach Infektion unterscheiden sich von denen einer Antibiotika-Allergie ganz wesentlich, ein erfahrener Arzt sollte diese beiden Situationen auseinander halten können. Sehr wichtig ist aber auch der zeitliche Zusammenhang des Hautausschlages mit der Einnahme eines Antibiotikums, welcher – falls gegeben – hinweisend ist auf eine Allergie. Mit einer genauen Erhebung der Krankengeschichte, einer genauen Untersuchung und allenfalls einigen Bluttests wird ihr Arzt die Unterscheidung zwischen einer Kinderinfektionskrankheit und einer Allergie machen können.

Frage von S. L., Lyss: Ich hatte, als ich drei Jahre alt war, eine allergische Reaktion gegen Augmentin. Mein Vater (Apotheker) sagt, dass ich nicht auf Penicillin sondern auf einen Zusatzstoff im Medikament reagiert habe. Meine Mutter (Hebamme) sieht das anders. Auf was könnte ich alles reagiert haben? Und sollte ich immer noch auf Penicillin verzichten?

21:29:44 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: Allergien verlieren sich in 10 Jahren in ca 8o%. Damit ist gut möglich, dass Sie heute nicht mehr reagieren. Sie können auf Penicillin oder Amoxicillin, eine Geschwistersubstanz im Augmentin, allergisch sind. Das kann eine Hauttestung klären, die ich Ihnen empfehle.

Frage von H. B., Othmarsingen: Guten Abend. Als Kind habe ich Penicillin schlecht verlitten. Kann ich irgendwi testen, ob das heute, 20 Jahre später, immer noch so ist?

21:31:03 Antwort von Dr. Dominique Braun: Ja, eine allergologische Abklärung wird diese Frage beanworten können. Dabei ist die genaue Erhebung der Krankheitsgeschichte bzw. welche Symptome damals aufgetreten sind am wichtigsten, weiter hilfreich können Hauttests und Bluttests sein. Wenden sie sich an einen Allergologen (meistens sind dies Hautärzte mit Zusatzausbildung).

Frage von C. G., Zug: Kann die stufenweise Gewöhnung an ein Antibiotikum nicht auch eine Immunisierung dagegen hervorrufen?

21:32:15 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: darauf haben wir bisher glücklicherweise keine Hinweise. Dies gilt auch für Antibiotikatherapien, die wir teilweise für bis zu 1,5 Jahren einsetzen müssen.

Frage von M. M., Schiers: 1. Frage: Wie häufig bzw. wie wahrscheinlich ist es, dass eine Penicillin-Allergie in Form von Urticaria bei einer zweiten Exposition zu einer stärkeren allergischen Reaktion (im schlimmsten Fall: anaphylaktischen Schock) führt? Gibt es da eine Tendenz oder ist es individuell sehr unterschiedlich und kaum voraussehbar? 2. Frage: Häufig wird bei einer Penicillinallergie auf ein Makrolid-Antibiotikum umgestellt. Wie geht man nun vor, wenn der Patient auch eine Makrolid-Allergie aufweist?

21:34:38 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: 1. es ist gut möglich, weshalb kein Penicillin mehr gegeben sein sollte. Wenn die Urtikaria mehr als 10 Jahre zurückliegt, ist ein Auswachsen der Allergie möglich. Ein Hauttest kann hier Klarheit geben. Sicherheitshalber sollten vor einer Testung auch keine Cephalosporine eingesetzt werden. 2. dann muss man wohl oder übel nochmals eine andere Klasse wählen, z.B. Chinolone

Frage von N. F., Bannwil: Guten Abend! Unsere Tochter (15Mte.) muss bereits seit acht Monaten immer wieder ABs einnehmen wegen wiederkehrenden HWIs trotz Operation. Im Moment braucht sie ein Chemoantibiotika und wir stellen fest, dass sie viel weniger essen mag und sehr müde ist. Ist das eine ledigliche Nebenwirkung, oder auch schon eine allergische Reaktion? Wann wäre es wirklich angebracht eine ABTherapie zu ändern? Danke für die Zweitmeinung!

21:35:02 Antwort von Dr. Dominique Braun: Eine allergische Reaktion liegt hier nicht vor, es handelt sich eher um eine «Unverträglichkeitsreaktion» bzw. mögliche Nebenwirkungen der antibiotischen Therapie. Besprechen Sie mit ihrem Arzt (Infektiologen), ob eine alternative antibiotische Therapie zur Verfügung steht und man auf ein anderes Antibiotiukum wechseln kann. Dies ist aber aufgrund der Empfindlichkeit der Bakterien oder anderen Gründen nicht immer möglich. Eventuell ist die Müdigkeit und Appetitlosigkeit auf Folge der wiederkehrenden Infektionen, also nicht Ausdruck einer Nebenwirkung auf die Antibiotika.

Frage von H. L., Uri: Haben Antibiotika-Allergien und Antibniotika-Resistenzen etwas miteinander zu tun?

21:35:34 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: nein. Allergien sind eine Überreaktion des Immunsystems, während Resistenzen die Bakterien betreffen.

Frage von N. F., Bannwil: Ich habe noch eine Frage... Bei unserer Tochter haben bereits zwei Antibiotika nicht mehr angeschlagen... Ist das nun für immer so, dass sie auf diese Beiden nicht mehr reagiert, oder kann kann diese Immunisierung verwachsen?

21:37:12 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: das ist keine Immunisierung. Ihre Tochter hat das Pech gehabt, an 2 resistenten Bakterien erkrankt zu sein. Prüfen sollte man auch die Frage, ob es sich nicht um Virusinfektionen gehandelt hat, wogegen Antibiotika sowieso nicht helfen

Frage von F. S., Basel: kann eine unbekannte Allergie auf Medikamente zum Tod führen?

21:39:03 Antwort von Dr. Dominique Braun: Rein theoretisch ist dies möglich, falls jemand auf ein Antibiotikum mit einem schweren anaphylaktischen Schock reagiert und jede ärztliche Hilfe zu spät kommt und der Betreffende vorher nicht wusste, dass er eine Allergie auf dieses Antibiotikum aufweist. Insgesamt sind solche schweren Reaktionen auf Antibiotika (z.B. Penicilline) aber sehr selten, man rechnet mit 1,5 – 2 Fällen auf 10'000 mit Penicillinen behandelten Patienten.

Frage von A. I., Blatten: Guten Abend. Ich habe eine Penizillin und Jod Allergie. Nun wird demnächst im Spital überprüft ob das noch so ist. Wenn auf Penizillin geprüft wird kann das nicht gefährlich werden? Wie wird das gemacht? Danke.

21:39:17 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: Für die Testung wird eine Minidosis eingesetzt, die auf die Haut aufgebracht wird. Deshalb ist eine Kreislauf- oder Atemreaktion sehr unwahrscheinlich. Sicherheitshalber stehen bei Allergietests immer Notfallmedikamente zur Verfügung

Frage von A. C., Chur: Wie gefährlich ist so eine Allergie? Macht sich so etwas das langsam bemerkbar oder schlagartig? Gibt es spezielle Warnzeichen, die einen an eine Antibiotika-Allergie denken lassen müssen?

21:47:36 Antwort von Dr. Dominique Braun: Es gibt verschiedene Allergie-Typen. Bei der Typ 1 Reaktion reagiert man meistens innerhalb der ersten Stunde nach Einnahme allergisch, diese kann unter Umstände gefährlich sein, wenn z.B. eine Schwellung der Luftröhre oder ein Kreislaufzusammenbruch auftritt. Diese schweren allergischen Reaktionen sind aber glücklicherweise selten. Bei der Typ 4 Reaktion tritt die allergische Reaktion meistens nach 8-12 Tagen (oder bei vorbestehender Sensibilisierung nach 1-2 Tagen) auf. «Warnzeichen» sind das Gefühl von Atemnot oder Rötung/Hitzegefühl im Kopf und Decollte-Bereich nach Einnahme eines Antibiotikums bei der Typ 1 Reaktion bzw. eine Schwellung im Kopfbereich bei der Typ 4 Reaktion, da sollte man aber bereits handeln und anti-allergische Medikamente einnehmen, um die allergische abdämpfen zu können.

Frage von M. M., Bern: Wie häufig treten diese Allergien in der Schweiz auf? Sind es mehr oder weniger geworden?

21:48:33 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: die Häufigkeit ist geringer geworden. Das hat zum Teil mit der reineren Produktion von Antibiotika zu tun. Früher sind Antibiotika auf Pilzkulturen produziert worden und es gab in den Medikamenten Spuren von Pilz, welche eine Allergie auslösen konnten. In diesen Fällen, die oft Jahrzehnte zurückliegen, lässt sich in der Hauttestung keine Antibiotika-Allergie mehr feststellen. Allergien auf Umgebungs-Allergene, auf der anderen Seite sind häufiger geworden.

Frage von A. I., Blatten: Wieso vertragen sich div. Antibiotika nicht mit anderen Medikamenten? Was muss man da beachten, gibt es eine Grundregel? Ich hatte so einen Fall und musste auf den Notfall. Danke

21:51:15 Antwort von Dr. Dominique Braun: Es ist so, dass gewisse Antibiotika mit anderen Medikamenten reagieren können, dies meistens, in dem das Antibiotikum den Abbau des anderen Medikamentes hemmt oder beschleunigt. Ihr Arzt sollte aber die wichtigsten Wechselwirkungen der Antibiotika mit anderen Medikamenten kennen, es gibt auch spezielle Datenbanken, auf die ihr Arzt zurückgreifen kann. Eine Grundregel gibt es leider nicht. Wichtig ist, dass Sie ihren Arzt daruf hinweisen, welche anderen Medikamente Sie einnehmen, wenn er Ihnen ein Antibiotikum verschreibt.

Frage von B. B., Zürich: Wieviele Chancen hat man, das Antibiotikum zu wechseln, wenn man auf eine Familie allergisch ist? Es wird ja nicht unzählige Arten von Antibiotika geben...

21:55:03 Antwort von Dr. Dominique Braun: Eine klare Anzahl «Chancen» gibt es nicht, dies hängt von der Art der Infektion, der Empfindlichkeit des Bakteriums und anderen Begleitumständen ab. In den meisten Fällen gibt es die Möglichkeit, auf ein andere Antibiotikum zu wechseln oder die Allergie (falls mild) symptomatisch zu therapieren. Falls Sie ein Antibiotikum unbedingt benötigen und es keine Alternative gibt, wird man mit Ihnen eine sog. Desensiblisierung besprechen (siehe auch Puls-Beitrag).

Frage von P. M., Winterthur: Unsere Tochter hatte im April eine Mittelohrentzündung. Co-Amoxi-Mepha wurde verschrieben, musste nach 5 Tagen abgesetzt werden (Nesselfieber?). Kein Ersatz gegeben, der Arzt meinte, 5 Tage sind genug. aktuell neuer Infekt, wo ist unklar, CRP>200. Klaciped wird verabreicht, nach 3 Tagen immer noch Fieber. CRP = 65. Antibitikum scheint nicht zu helfen. Heute Entscheidung Antibiotikum Intravenös, Start um mitternacht. Auf was müssen wir hier gefasst sein.

21:55:12 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: Bei Nesselfieber besteht hoher Verdacht auf eine Allergie vom Soforttyp. Damit sollte Co-Amoxi nicht mehr eingesetzt werden. Eine Antibiotikum-Wechsel wie gemacht macht somit Sinn. 5 Tage Therapie für eine Mittelohrentzündung sind oft genug, falls die Flüssigkeit aus dem Mittelohr genügend über die Eustachische Röhre in die Nase ablaufen konnte. Die häufigsten Erreger der Mittelohrentzündung, die Pneumokokken, sind zunehmend resistent gegen Klaciped. Das könnte die hohen Entzündungswerte erklären. Aber auch eine Mitbeteiligung des Mastoids (des Knochens hinter dem Ohr) ist mgl. Damit erscheint mir eine Infusionsbehandlung aktuell sinnvoll. Dabei muss sehr genau auf allergische Reaktionen geachtet werden

Frage von H. R., Basel: Kann einen eine Allergie in jedem Alter treffen? Oder ist die Wahrscheinlchkeit in einer bestimmten Lebensphase höher resp. geringer? Und sind mehr Männer oder Frauen allergisch?

21:57:01 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: Allergien treten am häufigsten im mittleren Alter zwischen 20 und 50 Jahren auf. Bei Kindern kommen sehr häufig Verwechslungen mit viralen Ausschlägen vor. Allergien können aber auch im hohen Alter auftreten. Ich bin überfragt, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt.

Frage von C. S., Bleienbach: Guten Abend ich muss in 14 Tagen in`s Spital für eine Rückenoperation. Ich weiss dass ich eine Penicilline Allergie habe. Was kann ich tun um es vor zu beugen? Ich möchte nicht immer nur darüber sprechen.

21:58:54 Antwort von Dr. Dominique Braun: Wichtig ist, dass Sie Ihre behandelnden Ärzte (Operateur, Narkosespezialist) vorzeitig über Ihre Allergie informieren, man kann dann im Voraus abklären, ob Sie für die präoperative Prophylaxe ein anderes Antibiotikum benötigen, als üblicherweise verabreicht wird. Möglicherweise haben Sie auch einen Allergiepass, den Sie abgeben können? Eine Möglichkeit wäre, im Vorfeld der OP durch einen Allergologen abklären zu lassen, ob eine wirkliche Allergie vorliegt -und wenn ja – wie schwer ihre Penicillinallergie ist und ob es weitere Abklärungen braucht.

Frage von s. W., Zürich: Unser Sohn (heute 8-jährig) hatte vor ca. 3 Jahren eine starke Antibiotika-Allergie. Er wurde daraufhin abgeklärt u. hat nun einen Allergiepass. Bleibt diese «Diagnose» bestehen od. kann sie sich mit dem Alter verändern? Muss er «irgendwann» wieder getestet werden? MFG

22:01:20 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: Allergien verlieren sich tatsächlich mit der Zeit. Man rechnet damit, dass nach 10 Jahren nur noch 20% reagieren. Eine erneute Testung in der Pubertät macht damit sicher Sinn. Bis dahin müssen Sie konsequent daran denken. Es muss dann im Einzelfall basierend auf den damaligen Symptomen abgewogen werden, ob man ein verwandtes Medikament einsetzen kann oder die Antibiotikaklasse ganz wechselt (keine Betalactame, also weder Penicilline noch Cephalosporine)

Frage von B. K., Baden: Hat Spitalhygiene einnen Einfluss auf die Allergiehäufigkeit? Sprich: Fange ich mir so etwas im Spital eher ein als zuhause?

22:06:51 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: ob Sie allergisch reagieren oder nicht, hängt primär von Ihren Genen ab. Die Spitalhygiene bemüht sich, das Spital von resistenten Bakterien frei zu halten. Je weniger Antibiotika gebraucht werden, desto weniger Allergien gibt es. Allergien treten häufiger auf, wenn Antibiotika über die Haut verabreicht werden (was somit nur in Ausnahmefällen geschehen sollte), häufiger auch bei Infusionen als bei Tablettengabe.

Frage von F. S., Alterswil: Nach 2x 10 Tagen Antibiotika entstand dann nach einigen Tagen ein Hautausschlag, der sich immer vergrösserte (kleine und grössere rote Flecken). Was kann ich dagegen tun (nichts machen, salben, Hausarzt, oder?)

22:07:59 Antwort von Dr. Dominique Braun: Ihre Symptome können hinweisend auf eine Allergie vom Spättyp sein (Typ 4 Reaktion), in diesem Fall gilt es die Antibiotika abzusetzen und rasch einen Arzt aufzusuchen. Ich würde Ihnen deshalb empfehlen, Ihren Hausarzt zu konsultieren und nicht auf eine «Selbstbehandlung» zu setzen.

Frage von C. S., Bleienbach: Danke vielmals Dr.Braun. Ihre Antwort hat mir sehr geholfen und macht mich zuversichtlicher für die OP. Ich habe am Donnerstag und Freitag ein Gespräch mit den Aerzten. Weil ich im Ausland gelebt habe, verfüge ich nicht über einen Allergiepass. Ich wünsche Ihnen auch alles Gute

22:08:50 Antwort von Dr. Dominique Braun: Das freut uns, dass wir weiterhelfen konnten. Ihnen auch alles Gute.

Frage von A. S., Kriens: Nach Staroperation hatte ich eine starke Antibiotika-Allergie, ich sah aus wie Mohamed Ali nach einem Boxkampf (der Augenarzt sagte es so). Was habe ich wohl nicht vertragen? Am Vortag: Ophtagram Tropfen jede Stunde. Ein Tag nach Operation:Maxitrol 4x1 alle 4 Std.. Nächster Tag abends: geschwollenes Lid, Auge blurot. Tags darauf neue Tropfen: Floxal UD+, nach 5-10 Min. Dexafree UD 0,1%. Bibeli unterm Auge, Lid geschwollen. Notfall-Auskunft Floxal weglassen. Nächster Tag: stark geschwollen: vo Dr

22:15:23 Antwort von Dr. Dominique Braun: Es ist schwierig zu sagen, ob diese Symptome tatsächlich einer Allergie enstprachen oder nicht eher Folge der Operation waren. Waren beide Augen geschwollen oder «nur» das operierte? Falls nur das operierte Auge betroffen war, spricht dies eher gegen eine Allergie. Wichtig wäre hier die Meinung des Augenarztes einzuholen, der Sie operiert hat, der sollte die Unterscheidung Allergie versus Operation-Komplikation machen können.

Frage von P. M., Winterthur: Kann eine Allergie auf Antibiotikum das Blutbild so drastisch verändern? Unsere Tochter (1j) hatte nach Antibiotika Nesselfieber. Eine Essstörung (Pica, sie hat Papier gegessen) führte zu einer Blutbildbestimmung. Hämoglobin 5.9, Ferritin 3 -> Bluttransfusion. Den Grund für diesen drastischen Abfall wissen wir nicht. Gibt es im Blutbild Werte, die bei allergischen Reaktionen ausgeprägt sind? Z.b. Sind die eosinophilen granulozyten konstant zu hoch (Soll:<0.7, Ist:1.44,2.12,1.6)

22:15:25 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: Allergien mit Nesselfieber können auch erhöhte Eosinophile machen. Diese sollten sich nach Antibiotikum-Stop aber innert Tagen wieder normalisieren. Tun sie das nicht, muss nach anderen Ursachen gesucht werden, z.B. Parasiten (lebten sie mal in den Tropen?). Auch primäre Eosinophilen-Erkrankungen sind möglich, zB. eine Mastozytose oder eine KM-Erkrankung. Zusammen mit dem Pica-Syndrom als Folge einer Eisenaufnahmestörung muss sicher eine Darmerkrankung gesucht werden. Gab es eine Darmspiegelung? Bei Nesselfieber sollte das auslösende Antibiotikum nicht mehr gebraucht werden.

Frage von R. W., Wald: Guten Abend wie finde ich einen Hautarzt der z.B. Penicillin-Test macht ? besten Dank

22:16:27 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: schauen Sie nach einem Facharzt für Allergologie in Ihrer Nähe. Spätestens am nächstgelegenen Zentrumsspital werden Sie fündig.

Frage von A. S., Kriens: 2. Operation total ohne Antibiotika. Ging gut. Frage: Was bei einer OP , wenn es Antibiotika braucht?

22:17:25 Antwort von Dr. Dominique Braun: Wie vorher erwähnt, würde ich das weitere Vorgehen mit ihrem Augenarzt besprechen, wenn für ihn eine Allergie nicht ausgeschlossen ist, kann er Sie an einen Allergologen überweisen, der mit speziellen Haut- und Bluttests und einer genauen Erfragung der damaligen Symptome herausfinden kann, ob tatsächlich eine Allergie vorlag.

Frage von A. B., 6015 Luzern: Ich hatte im Januar eine starke Grippe mit schwerer Bronchitis.Die Notärztin verschrieb mir zweimal ein starkes Antibiotika. Seither sind Geschmacks-+Geruchssinn total weg. Kommen diese wieder? Und was kann ich allenfalls selber dazu beitragen? Ich leide sehr darunter, ist meine Lebensqualität dadurch doch enorm beeinträchtigt.

22:18:44 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: das tut mir leid zu hören, das ist extrem einschränkend. Der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns kennen wir als Folge eines Virus-Infektes. Als Folge von Antibiotika ist mir das nicht geläufig. Möglicherweise besteht noch eine Störung im Bereich der Nebenhöhlen, die die Störung unterhalten. Ich würde das bei einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohren genauer abklären lassen.

Frage von A. K., Luzern: Ich hatte vor 5 Jahren ein Lyell Syndrom nach Einnahme von 2 Penicillin Tabletten zur Abschirmung vor einer Zahnreinigung. Geholfen hat eine 36 stündige von Immunglobulin G. Ich bin 62 Jahre alt. Meine Fragen: 1. Kann die Allergie auch wieder verschwinden? 2. hilft bei einem weiteren Auftreten Immunglobulie G wieder?

22:24:32 Antwort von Dr. Dominique Braun: Bei dieser schweren Allergie sind Penicilline oder Penicillin-verwandte Antibiotika absolut verboten, da die Reaktion lebensbedrohlich ist. Ich würde diesen speziellen Fall unbedingt mit einem Allergie-Spezialisten (Allergologen) besprechen, dieser kann Ihnen einen Allergiepass ausstellen, den sie zwingend immer vorweisen müssen, wenn Sie sich in ärztliche Behandlung begeben. Dass die Allergie bei dieser schweren Form verschwindet, ist unwahrscheinlich. Man sollte bei Ihnen alles vermeiden, dass das erneute Auftreten eines Lyell-Syndromes hervorrufen könnte. Die Gabe von Immunglobulinen würde man aber in einer solchen Situation sicher wieder erwägen. Wenden Sie sich an einen Allergologen.

Frage von M. Z., Vitznau: Frage: Vor vielen Jahren hatte ich einmal eine schlechte Reaktion auf Penicillin, nämlich Schwindel und Atemnot. Man sagte mir damals, ich müsse in Zukunft sagen, dass ich kein Penicillin vertrage. Vor 2 Jahren hatte ich eine Operation und bekam von einem anderen Antibiotikum starke Hautausschläge. Mein Arzt schickte mich zu einem Allergologen. Dieser fand mit einem Hauttest heraus, dass ich auf Cefuroxim = Zinat allergisch bin. Das Penicillin hat keine allergische Reaktion angezeigt.

22:28:14 Antwort von PD Dr. Christoph Fux: Ist es sicher, dass sie vor Jahren auf Penicillin reagiert haben? oder war es vielleicht Amoxicillin, Ampicillin oder Amoxy-Clav? Bei letzteren kann es sich um eine allergische Reaktion auf eine Seitenkette handeln, die mit Cefuroxim kreuzreagiert. Penicillin hat nur den Betalactam-Ring, aber keine Seitenkette, weshalb es anders reagieren kann als die anderen Medikamente. Es ist aber auch möglich, dass sich die Penicllin-Allergie ausgewachsen hat. Nach 10 Jahren haben noch ca. 20% einen positiven Hautttest. Hier kann eine vorsichtige Re-Exposition durch eine Probedosis Klarheit geben. Diese sollte aber unter Spitalbedingungen erfolgen.

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