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Falsches Versprechen «homöopathische Grippeimpfung»
Aus Puls vom 31.10.2011.
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Falsches Versprechen «homöopathische Grippeimpfung»

Der Grippeimpfung stehen nicht wenige skeptisch gegenüber, dazu hat auch die Verunsicherung durch die Schweinegrippe beigetragen. Da sind alternative Angebote wie zum Beispiel die sogenannte «homöopathische Grippeimpfung» verlockend. Bloss hält die nicht, was manche versprechen.

Die Meinungen über Sinn und Unsinn der Grippeimpfung gehen auseinander. Und immer wenn die nächste Grippewelle vor der Tür steht, kommt auch die Debatte wieder in Gang. Vor allem Risikopersonen (Schwangeren, Menschen über 65 oder Menschen mit chronischen Erkrankungen) wird zur Impfung geraten – Influenzaviren führen jeden Winter zu bis zu 1500 Grippetoten. Viele kennen jedoch den Unterschied zwischen der «echten» Grippe, die nur einmal pro Winter bei uns «durchzieht» und vielen anderen viralen Infektionen in der kälteren Jahreszeit wie Schnupfen, Halsweh, Heiserkeit, Husten usw. nicht. Die Impfung schützt nämlich nur vor der «echten» Grippe, nicht aber vor allen anderen Infekten. Die Impflust der Schweizer hält sich auf jeden Fall – auch wegen der Verunsicherung durch die Schweinegrippe – in Grenzen.

Das Interesse an Alternativen wie etwa der so genannten «homöopathischen Grippeimpfung» nimmt hingegen zu. Allerdings: Diese «Impfung» ist gar keine Impfung und darf auch nicht als solche angepriesen werden.

Kein Impfschutz

Ein Grippeimpfstoff aus Kügelchen; jedes Jahr hergestellt aus den aktuellen Grippevirusstämmen. Das Versprechen verschiedener Angebote im Internet, aber auch auf Infoblättern in Drogerien und Apotheken. Die homöopathischen Präparate werden dabei als Alternative zur klassischen Grippeimpfung angepriesen.

«Solche Empfehlungen sind irreführend und können Patienten massiv gefährden», schreibt Swissmedic in einer Mitteilung in der Schweizerischen Ärztezeitung. Vor allem Risikopatienten könnten nach Anwendung solcher homöopathischer Präparate fälschlicherweise glauben, gegen die Grippe geschützt zu sein, und sich in falscher Sicherheit wiegen.

Keine Homöopathie

Und auch die klassischen Homöopathen halten die «homöopathische Grippeimpfung» für Unsinn. Homöopathische Mittel haben in der Regel keine präventive Wirkung und werden grundsätzlich erst dann eingesetzt, wenn der Mensch krank ist, also krankheitsbezogene Symptome hat. Zudem gibt es in der Homöopathie kein allgemein wirksames Heilmittel: Jede Person wird mit ihren Symptomen individuell abgeklärt und mit passenden Homöopathika versorgt.

Personen mit verschiedenartigen Grippesymptomen bekommen demzufolge auch nicht das gleiche homöopathische Präparat. Denn Fieber ist nicht gleich Fieber und ein Husten kann z. B. trocken, kratzend, mit oder ohne Auswurf sein.

Beim Hersteller nachgefragt:

Im Zuge der Recherche zum Thema «Homöopathische Grippeimpfung» hat «Puls» auch mit dem Hersteller des entsprechend beworbenen Präparats gesprochen. Die Fragen wurden von François Bégot, Geschäftsleiter Boiron Schweiz, beantwortet.

«Puls»: Verkauft Boiron das Präparat als homöopathische Grippeimpfung?

François Bégot: Ganz klar nein, absolut nicht. Das homöopathische Medikament «Influenzinum» ist kein Impfstoff.

Ist es nicht so, dass es in der Homöopathie gar keine Impfung gibt?

Ja, das ist richtig. Es gibt keine homöopathische Impfung. Entsprechende Bezeichnungen in der Umgangssprache sind komplett falsch. Allerdings finden Impfstoffe (gegen die Grippe, gegen Tetanus oder Röteln etc.) bei homöopathischen wie bei nicht homöopatischen Ärzten Verwendung.

Wenn das Präparat keine Impfung ist, was ist es dann?

«Influenzinum» zählt zu den homöopathischen Medikamenten, die gemäss den Swissmedic-Vorschriften ohne Nennung der Indikation vertrieben werden müssen. In der aktuellen medizinischen Anwendungspraxis wie in traditionellen Therapien kann festgestellt werden, dass unser Medikament seit längerer Zeit und in verschiedenen Ländern in der Vorbeugung grippaler Zustände Verwendung findet.

Steht das Präparat nicht sogar im Widerspruch mit der Homöopathie, da diese eigentlich nur Symptome behandelt und eben nicht präventiv wirkt?

Es ist keineswegs ein Widerspruch, ein homöopathisches Medikament vorbeugend einzusetzen. Es gibt sogar zahlreiche homöopathische Medikamente, die in verschiedenen Bereichen vorbeugend Verwendung finden. So zum Beispiel unser homöopathisches Medikament «Oscillococcinum», bei dem eine Indikation die vorbeugende Behandlung grippaler Zustände ist. Das steht so auch ganz klar im Beipackzettel unter den von Swissmedic zugelassenen Indikationen.

Ist das Potenzieren eines Grippe-Impfstoffs überhaupt Homöopathie?

Ja, «Influenzinum» ist ein homöopathisches Medikament und wird gemäss den üblichen Standards zur Herstellung homöopathischer Medikamente fabriziert.

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