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Nachahmermedikamente machen den Originalen das Leben schwer
Aus Puls vom 06.03.2006.
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Generika sind gleich und doch anders

Wenn bei Medikamenten der Patentschutz ausläuft, dann können Sie von anderen Herstellern kopiert werden. Die Umstellung von einem Originalpräparat auf so ein Generikum geht normalerweise problemlos – aber es gibt auch Ausnahmen.

«Ab dem 1. Januar 2006 wird der Selbstbehalt für Originalpräparate, von denen ein Generikum erhältlich ist, von 10 Prozent auf 20 Prozent erhöht, unter der Voraussetzung, dass kein medizinischer Grund dagegen spricht und das Originalpräparat teurer ist. ... Diese neue Regelung gilt, wenn der Preis eines Generikums mindestens 20 Prozent günstiger ist als derjenige des Originalpräparates.»

(Medienmitteilung des Eidg. Departement des Innern, 13. Dezember 2005)

Was sind Generika?

Wenn der Patentschutz eines Arzneimittels abgelaufen ist, darf davon ein Nachfolgemedikament (= Generikum) hergestellt werden.

Als Generika gelten also Arzneimittel, welche sich als Nachahmer an ein von der schweizerischen Prüfstelle Swissmedic zugelassenes Originalpräparat anlehnen. «Sie zeichnen sich durch den gleichen Wirkstoff, gleiche Darreichungsform, gleichen Applikationsweg (Ort der Aufnahme in den Körper), gleiche Indikationen (Behandlungsnotwendigkeit) und gleiche Dosierung aus. Sie sind mit den Originalpräparaten austauschbar» (Definition des BAG).

Wie unterscheiden sich Generika und Originalpräparate?

Generika sind zwar durch den gleichen Wirkstoff und die gleiche Dosierung wie das Originalpräparat charakterisiert, doch können Unterschiede in Bezug auf Hilfstoffe wie Bindemittel, Aromen oder Farbstoffe vorhanden sein. Intoleranzen oder Allergien auf Hilfstoffe entstehen jedoch höchst selten.

Unerwünschte Wirkungen geschehen auch umgekehrt, wenn jemand von einem Generikum zu einem Originalpräparat mit einem anderen Hilfstoff wechselt. Hilfstoffe sind bei den meisten Medikamenten nicht in der Packungsbeilage aufgeführt.

Kann die Wirkung von Generika und Original unterschiedlich sein?

Für die Zulassung eines Generikums muss das biologische Verhalten, das heisst die Aufnahme und der Abbau des Medikamentes im Körper, in etwa gleich dem Originalpräparat sein.

Gewisse Abweichungen werden aber toleriert: das bedeutet zum Beispiel, dass ein Generikum ein bisschen später oder früher, stärker oder schwächer wirken kann. Gemäss Prof. Bernhard Lauterburg, klinischer Pharmakologe von der Universität Bern, ist diese Tatsache aber in den meisten Fällen unbedeutend, weil auch ein Originalmedikament bei jedem Menschen, in einem gewissen Rahmen, individuell wirkt.

Eine vorsichtige Umstellung vom Original auf ein Generikum – eng betreut von einer Fachperson (Arzt oder Apotheker) – wird jedoch vor allem bei Medikamenten empfohlen, bei denen die genaue Dosierung zu einem bestimmten Zeitpunkt oder auch eine Langzeitwirkung mit einem genauen Wirkstoffpegel wichtig sind: zum Beispiel bei Antiepileptika, Medikamenten aus der Psychiatrie, bei Medikamenten nach Transplantationen etc.

Gut zu wissen: Wenn ein Wechsel vom Originalpräparat zum Generikum zum Beispiel eine optimal eingestellte Langzeit-Medikation gefährdet oder unerwünschte Reaktionen bewirkt, kann der Arzt einen Antrag für die Beibehaltung des Originalpräparats bei der Krankenkasse stellen und somit die Erhöhung des Selbstbehalts vermeiden.

Wie ist die Qualität von Generika?

Die Qualität und Sicherheit von Generika wird ebenso streng überwacht wie die der Originale und ist diesen absolut ebenbürtig.

Welche Rolle kann die Psyche bei einem Medikamenten-Wechsel spielen?

Nach wie vor ist in vielen Köpfen verankert, dass ein billigeres Medikament auch schlechter sein muss. Auch können eine andere Form oder Farbe des Medikaments einen Einfluss auf die Wahrnehmung haben.

Wichtig: unerwünschte Reaktionen auf ein Arzneimittel sofort dem Arzt melden. Es gibt in der Schweiz mehrere Meldestellen für solche Beobachtungen. Die gesammelten Daten werden international ausgewertet.

Weshalb sind die meisten Generika billiger?

Generika sind Nachahmermedikamente, welche häufig viel günstiger verkauft werden können, weil sich keine Entwicklungskosten auf den Preis auswirken. Je nach Medikament, Dosierung und Packungsgrösse beträgt der Preisunterschied zwischen Generikum und Originalpräparat 10 bis 70 Prozent.

Was muss ich beachten beim Wechsel von einem Originalpräparat auf ein Generikum?

Normalerweise funktioniert der Wechsel von einem Originalmedikament auf ein Generikum reibungslos.

Tipps:

  • Sich von vertrautem Arzt oder Apotheker begleiten/beraten lassen und persönliche Wahrnehmung sofort melden.
  • Selber aktiv werden und sich informieren (Broschüren vom Arzt oder Apotheker, Internetseiten).
  • Zuerst immer nur eine kleine Packung ausprobieren.
  • Bei mehreren Medikamenten eins nach dem andern umstellen, nicht mehrere gleichzeitig.
  • Hin- und Herwechseln auf verschiedene Produkte vermeiden. Medikament möglichst immer am gleichen Ort erwerben. Eine Liste führen mit den eingenommenen Medikamenten, die man dem Arzt oder Apotheker bei Bedarf zeigen kann.

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