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Narbenbehandlung mit Eigenfett
Aus Puls vom 04.05.2015.
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Plastische Chirurgie Neue Narbentherapie mit Eigenfett

Schon seit Längerem sind Eigenfettinjektionen bekannt, um damit Brüste zu vergrössern oder Falten aufzuspritzen. Mehr durch Zufall haben Ärzte herausgefunden: Eigenfett verbessert auch das Gewebe - zum Beispiel bei Narben.

Klinische Studien haben gezeigt: Eigenfett regeneriert Gewebe auch dann noch, wenn der natürliche Heilungsprozess längst abgeschlossen ist. Narben können so fast verschwinden. Das Eigenfett wird dem Patienten entnommen, zu sogenanntem Nanofett weiterverarbeitet und direkt in die Narben gespritzt. Während die Fettzellen in diesem Prozess zerstört werden, bleiben stammzellähnliche Zellen und Wachstumsfaktoren erhalten und wirken regenerierend auf das Hautgewebe. Nanofett ist viel feiner und flüssiger als das Fett, das zum Aufspritzen von Lippen oder Vergrössern von Brüsten verwendet wird. Die Behandlung mit Eigenfett hilft bei Narben im Gesicht genauso wie bei grossflächigen Bestrahlungsnarben nach Brustkrebs.

Stimulation von Krebszellen

Die Schweizerische Gesellschaft für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie (SGPRAC/SSCPREG) rät allerdings zu einem vorsichtigen Umgang mit Eigenfett im Brustbereich. Denn Studien haben gezeigt, dass die Stammzellen des Eigenfetts Krebszellen stimulieren können. Das Eigenfett wird ins Unterhautfettgewebe transplantiert. Weil sich bei der Brust hier die Brustdrüsen befinden, besteht ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Patientinnen sollten deshalb vor einer Behandlung mit Eigenfett genau abklären, ob sie eine genetische Veranlagung für diesen Krebstyp haben. Brustkrebs stellt eine Besonderheit dar: Abgesehen davon sind Tumore an anderen Stellen im Unterhautfettgewebe sehr selten. Die SGPRAC/SSCPREG hat letztes Jahr darüber hinaus Empfehlungen veröffentlicht, in denen sie auch Frauen über 35 von einer Behandlung mit Eigenfett im Brustbereich abrät, denn statistisch betrachtet erkrankt auch ohne Eigenfett-Behandlung jede zehnte Frau später an Brustkrebs – Eigenfett könnte schlafende Krebszellen wecken.

Vielseitig einsetzbar

Doch paradoxerweise kann Eigenfett gerade bei Brustkrebspatientinnen die Lebensqualität massiv steigern – etwa, indem verhärtete Operationsnarben so behandelt werden, dass Patientinnen wieder ihre Arme heben können, oder indem die Brust mit Eigenfett rekonstruiert wird. Nach der Bestrahlung treten häufig chronische Schmerzen auf, die ebenfalls erfolgreich mit Eigenfett therapiert werden können. Fett aus den eigenen Depots hilft aber auch bei chronischen Wunden, bei der Behandlung von Krankheiten des Bindegewebes wie Rheuma oder rheumatischen Erkrankungen und bei Nervenreizungen an den Händen. Sogar Pigmentflecken können dank Eigenfett verblassen.

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