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Zahl der HIV-Diagnosen nimmt nur langsam ab

2014 ist es zu weniger Neuansteckungen bei HIV und Syphilis gekommen, die Gonorrhoe-Zahlen blieben stabil. Zurückzuführen ist die positive Entwicklung auf abnehmende Fallmeldungen bei Heterosexuellen. Keine Entwarnung gibt es bei den Chlamydien-Infektionen.

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Gründe für den Rückgang bei HIV-Infektionen
aus SRF 4 News aktuell vom 18.05.2015.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 57 Sekunden.

Seit dem letzten Jahr wirbt der Bund mit viel nackter Haut für sicheren Sex – und sorgte damit für viel Wirbel. Gefruchtet hat die Kampagne trotz dieser grossen Aufmerksamkeit nur bedingt: Die Neuansteckungen mit HIV nehmen in der Schweiz verglichen mit anderen Ländern nur langsam ab – und unter Männern, die mit Männern Sex haben, nahmen sie sogar zu. Das sei aber kein zuverlässiges Spiegelbild der neuen Kampagne, so Roger Staub von der Abteilung für sexuell übertragbare Krankheiten des Bundesamts für Gesundheit (BAG).

Im letzten Jahr wurden in der Schweiz 519 neue HIV-Diagnosen gestellt. Das sind 57 Fälle oder insgesamt betrachtet zehn Prozent weniger Neuinfektionen als 2013 – verantwortlich für diese positive Bilanz ist aber der Rückgang von Neuansteckungen unter Heterosexuellen.

Damit die Bilanz in den kommenden Jahren noch positiver ausfällt, will der Bund seinen Fokus nun verstärkt auf die Früherkennung richten, denn frisch Infizierte sind in den ersten Monaten besonders ansteckend. «Wenn unsere mathematischen Modelle stimmen und mehr als die Hälfte der Infektionen in der frühen Phase weitergegeben werden, dann ist das der Motor der Seuche. Wenn wir ihn abstellen könnten, macht das den grossen Unterschied und senkt unsere Zahlen auf wenige Hundert», sagte Roger Staub gegenüber der «Tagesschau».

Für die Präventions-Verantwortlichen ist das aber eine schwierige Aufgabe. Denn viele Betroffene halten die HIV-Symptome lediglich für eine gewöhnliche Grippe.

Wo die meisten Infektionen erfolgen

2014 hat sich bestätigt, dass sich Frauen vor allem in einer festen Partnerschaft mit HIV infizieren, Männer dagegen eher beim Gelegenheits- oder anonymen Sex.

  • Bei der Syphilis ist eine klare Trendwende sichtbar: Die Zahl der neuen Fälle nimmt ab; am stärksten betroffen sind weiterhin Homosexuelle.
  • Erstmals seit der Wiedereinführung der Meldepflicht im Jahr 2006 war bei der Gonorrhoe keine Zunahme der Fälle zu verzeichnen. Anders als bei HIV und Syphilis sind Heterosexuelle vom Tripper deutlich stärker betroffen als Homosexuelle. Bei Letzteren steigen die Fallzahlen jedoch weiter an, während sie bei heterosexuellen Männern wie Frauen abgenommen haben. Sorge bereitet die zunehmende Resistenz der Erreger gegen gängige Antibiotika-Therapien.
  • Die Chlamydienfälle nehmen weiterhin linear zu. Diagnostiziert werden Chlamydien vor allem bei jungen Frauen.

Fokus neu auf Früherkennung

Safer-Sex-Regeln

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  1. Beim eindringenden Verkehr immer Präservative verwenden.
  2. Kein Sperma in den Mund, kein Sperma schlucken, kein Menstruationsblut in den Mund, kein Menstruationsblut schlucken.
  3. Umgehend zum Arzt bei Jucken, Ausfluss oder Schmerzen im Genitalbereich sowie bei Grippesymptomen nach ungeschütztem Sex.

Bei der weiteren Umsetzung des «Nationalen Programms HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (NPHS) 2011–2017» wird der Fokus nun auf die Früherkennung von Primoinfektionen gelegt, denn speziell bei HIV und Syphilis ist das Übertragungsrisiko in der ersten Zeit nach einer Ansteckung am grössten. Die dritte Safer-Sex-Regel wird deshalb ergänzt um die HIV-Botschaft zu Grippesymptomen nach ungeschütztem Sex.

Um die weitere Ausbreitung zu verhindern, müssen sexuell übertragbare Krankheiten auch richtig behandelt werden. Nach einer Diagnose sollten die Sexualpartnerinnen und -partner wenn immer möglich ebenfalls getestet und nötigenfalls behandelt werden. Selbst wenn sie keine Symptome zeigen, können sie infiziert sein und die Infektion weiter verbreiten oder zurückgeben, so dass es zu einer wiederkehrenden Übertragung kommt. Dies scheint besonders bei Chlamydien häufig der Fall zu sein.

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