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Reise durch die Alternativmedizin (5) – Osteopathie
Aus Puls vom 07.03.2016.
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Osteopathie: Den Blutfluss verbessern

Mit speziellen Handgriffen die Funktionsfähigkeit und Beweglichkeit des Knochengerüsts und der Skelettmuskulatur verbessern: Damit will die Osteopathie die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen.

Nach Ansicht der Osteopathen kann der Körper nur dann optimal funktionieren, wenn er in der Lage ist, seine natürlichen Bewegungen auszuführen. Damit sind nicht nur die offensichtlichen Bewegungen von Gelenken und Extremitäten gemeint, sondern auch die unbewussten Bewegungen von inneren Organen und Körperstrukturen wie zum Beispiel Bindegewebe (Faszien), Herzrhythmik, Darmperistaltik oder die Fluktuation des Hirnwassers. Die Strukturen des Körpers haben eigene Rhythmen, die sich gegenseitig in ihrer Funktion beeinflussen. Probleme an einem Organ können somit auch Beschwerden in anderen Körperregionen auslösen.

Die Osteopathie behandelt solche Bewegungseinschränkungen («Dysfunktionen») auf verschiedenen Ebenen der Körpergewebe, wobei die Selbstheilungskräfte des Körpers im Vordergrund stehen. Auf der sogenannten parietalen Ebene wird der Halte- und Stützapparat des Körpers mit den Knochen, Muskeln und Faszien behandelt. Im viszeralen System stehen die inneren Organe und ihre Beweglichkeit im Vordergrund. Im craniosacralen System wird an den Schädelknochen und am Kreuzbein gearbeitet. Alle drei Systeme lassen sich nicht voneinander trennen.

Auch in der Etiopathie wird der Körper als ganzheitlich funktionierende Einheit aus inneren Organen, Geweben und Muskulatur betrachtet: Die Körperorgane werden durch das umgebende Gewebe und die Muskulatur gestützt und geschützt. Damit die Organe optimal funktionieren können, muss das Gewebe elastisch und verformbar sein. Kleinere Verletzungen oder Schädigungen, die häufig nicht einmal bemerkt werden, können physiologische Abläufe wie die Durchblutung stören und die Elastizität und Verformbarkeit des Gewebes einschränken. Bleibt diese Bewegungseinschränkung auf Dauer bestehen, können daraus Schmerzen und Krankheiten resultieren.

Geschichtlicher Hintergrund

Das Heilen von Krankheiten mittels Manipulation der Wirbelsäule ist in vielen Kulturen bekannt. Erste entsprechende Zeugnisse finden sich bei den Ägyptern (3000 v. Chr.) und bei den Chaldäern in Babylonien (1000-600 v. Chr.).

Das Wissen um die Grifftechniken wurde von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Zu den heute angewandten Techniken dieser manuellen Medizin gehören nebst der Chiropraktik die Osteopathie und die Etiopathie.

Die Osteopathie wurde vom amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828-1917) entwickelt, der 1892 die erste Osteopathie-Schule gründete. Still ging davon aus, dass sämtliche Körperstrukturen, vor allem die Wirbelsäule, mit den inneren Organen und dem Nervensystem in Verbindung stehen. Die neue Therapie erlebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA einen regelrechten Boom. Heute wird Osteopathie an mehreren amerikanischen Universitäten als eigenständiges Fach gelehrt, seit 1972 kann der Titel eines Doktors der Osteopathie (D.O.) erworben werden, wobei der osteopathische Doktorgrad in Amerika dem ärztlichen Doktorgrad gleichgestellt ist: Amerikanische Osteopathen verschreiben Medikamente, wenden Spritzen an und führen Operationen durch. Die manuelle Behandlung steht meist nicht im Vordergrund.

In Europa nahm die Osteopathie eine andere Entwicklung. Ein Schüler von Still, John Martin Littlejohn (1866-1947), brachte die Osteopathie als manuelle Form der Medizin nach London, wo er 1917 die bis heute existierende «British School of Osteopathy» gründete. Die Osteopathie zählt in England mittlerweile zu den etablierten Verfahren der Komplementär- und Alternativmedizin, aber zum Beispiel auch in Frankreich, Belgien, Deutschland und der Schweiz hat die Methode im Lauf der Zeit viele Anhänger gefunden.

In Frankreich entstand in den 1960er-Jahren eine Variante der Osteopathie, die sogenannte Etiopathie. Ein Sportunfall und eine daraus resultierende Ischias-Neuralgie veranlassten den französischen Philosophen und Mathematiker Christian Trédaniel (geboren 1934), sich eingehend mit manuellen Behandlungsmethoden wie Chiropraktik, Osteopathie und Physiotherapie zu befassen. Nach eingehenden Studien entwickelte Trédaniel eine eigene Diagnose- und Therapiemethode, die – ähnlich wie die Osteopathie – auf einer Kombination von manuellen Techniken und modernen Kenntnissen von Anatomie und Physiologie beruht.

Ablauf einer Behandlung

Die Sitzung beim Osteopathen beginnt mit einem ausführlichen Gespräch über den Grund der Konsultation (Wo? Wie? Warum?), der persönlichen und familiären Krankengeschichte, die Funktionsweise der unterschiedlichen Körpersysteme (Bewegungsapparat, Verdauungssystem, Harntrakt usw.) und der Lebensgewohnheiten.

Danach folgt eine klinische und osteopathische Untersuchung bestehend aus Beobachtung, Betasten, allgemeinen medizinischen Tests und osteopathischen Beweglichkeitstests verschiedener Körperstrukturen. Ziel ist es, die verschiedenen vom Patienten beschriebenen Symptome aufzuspüren. Diese Informationen fliessen dann in die osteopathische Diagnose ein und leiten die Wahl der Behandlungsmethode.

Quelle: EMR und SVO

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