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Seelsorge per Mausklick
Aus Treffpunkt vom 13.01.2014. Bild: istockphoto
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Seelsorge per Mausklick

Wer mit jemandem über seine Sorgen sprechen möchte, kann sich an Seelsorger wenden. Das geht auch übers Internet.

Die Anonymität des Internets wird oft kritisiert – sie eröffnet aber auch ganz neue Möglichkeiten. Gerade wenn es um Probleme geht, scheuen viele das Vier-Augen-Gespräch, sondern öffnen sich lieber im Internet. Die zahllosen Foren zu jedem Thema spiegeln diesen Trend wieder. Seit einigen Jahren können sich Internetnutzer auch seelischen Beistand vom Seelsorger übers Internet holen – auf seelsorge.net. 150 Hilfesuchende besuchen im Schnitt pro Tag die Internetseite. Zwei Wege stehen ihnen offen: entweder ein direktes Mail oder eine Kontaktaufnahme per SMS.

Es antwortet dann zum Beispiel der Seelsorger Bruno Schmid. Im Schnitt gehen fünf bis sechs Mails hin und her. Manchmal, in schwierigen Fällen, können es aber über einen längeren Zeitraum hinweg bis zu 100 werden. Eine Antwort erfolgt binnen 24 Stunden, auf ein SMS reagieren die Seelsorger sofort.

Bruno Schmid hegt gegen diese Kommunikationsformen keinerlei Vorbehalte, im Gegenteil: «Für den Seelsorger wird alles Störende ausgeblendet», sagt er. «Zum Beispiel kann einen der schlechte Atem von jemandem stören, der einem gegenüber sitzt. All das kann ablenken. Aber so kann man direkt auf das zentrale Thema gehen.» Zentrale Themen sind vor allem Beziehungsfragen oder Sexualität. Schriftlich fällt das vielen deutlich leichter als mündlich, auch, weil sie dann mehr Zeit zum Überlegen haben und weniger gehemmt sind.

Kein Therapie-Ersatz, aber eine Ergänzung

Einen Therapeuten ersetzen wollen und können die Online-Seelsorger – Pfarrer oder Freiwillige mit psychologischem und pädagogischem Hintergrund – jedoch nicht. «Es gibt viele Menschen, die uns schreiben und die bereits in Therapie sind. Wir verstehen uns nicht als Therapeuten, sondern wir wollen die Menschen begleiten.»

Die Begleitung besteht weniger darin, den Hilfesuchenden die Lösung vorzuzeigen, sondern vielmehr darin, Mut zu machen. «Wir geben eigentlich keine Ratschläge, aber schauen die Möglichkeiten und Ressourcen an.»

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