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Frutigen im Berner Oberland
Wikimedia commons / Roland Zumbühl
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«Chüngold»: Die Kindheit von Maria Lauber

Im Dialektroman «Chüngold» erzählt de Frutigerin Maria Lauber ihre Kindheit als Bergbauernmädchen. Einfach war diese Kindheit nicht, und doch ist das Buch von 1950 auch ein Stück «Bluemets-Trögli-Literatur». Jetzt kommt «Chüngold» neu heraus.

Dem Frutiger Dialektologen Erich Blatter, der schon lange in Bern lebt, liegt viel an seinem Ursprungsdialekt. Und auch an Maria Lauber. Darum hat er deren Kindheitsroman «Chüngold» überarbeitet, kommentiert, mit einem Glossar versehen und im Zytglogge-Verlag neu herausgegeben. Auch einige Aufsätze über verschiedene Aspekte des Romans beinhaltet die Neuausgabe. Und die beiden ersten Kapitel gibt es auf einer Hör-CD gratis dazu. So kann man sich vor dem Lesen an den ungewohnten Frutigtaler Dialekt gewöhnen.

Ein Mädchenleben um die Jahrhundertwende

Maria Lauber erzählt Chüngolds, «Chüngis» Kindheit von vor deren Geburt bis zum Zeitpunkt, an dem sie als Jugendliche die Familie und das Dorf erstmals verlässt. Es ist der erste Mundartroman, der aus einer weiblichen Perspektive heraus erzählt. «Chüngold» ist nicht explizit eine Autobiografie, aber dennoch kann man «Chüngi» stark mit der jungen Maria Lauber identifizieren. Allerdings hat die Autorin viele fiktionale, ja sogar fantastische Elemente in die Geschichte eingebaut. So werden «Chüngis» Eltern zum Beispiel immer wieder von dunklen Mächten beeinflusst. Auf diese Weise scheint Maria Lauber den Aberglauben ihrer Eltern verarbeitet zu haben.

Gespräch über «Chüngold»

In der Schnabelweid hören sich Mundartredaktor André Perler und Herausgeber Erich Blatter einige Stellen aus dem Roman an und diskutieren darüber. Es geht unter anderem um Religion, den Heimatbegriff und um Erziehung – und hauptsächlich um das Leben und Aufwachsen eines Mädchens in einer Frutiger Bergbauernfamilie am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die beiden sprechen auch darüber, warum das fast 70-jähriges Buch heute noch interessieren soll.

Literatur-Wortfächer und Hunde, die Alpgrenzen markieren

Ausserdem in der Sendung: Der Verlag «Vatter & Vatter» bringt einen neuen «Wortfächer» heraus, diesmal zur Sprache des Stadtberner Dialektschriftstellers Rudolf von Tavel – der übrigens nicht viel früher gelebt und geschrieben hat als Maria Lauber. Wir sagen, wozu dieser Wortfächer gut ist – und wozu nicht. Natürlich darf auch der Schnabelweid-Briefkasten nicht fehlen. Dort geht es um zwei Bündner Dialektwörter: «Paguda» für den Wiesenkerbel und «Hund» für einen ungemähten Streifen Gras als Grenze zwischen Alpweiden.

Buch-Tipp:
Kulturgutstiftung Frutigland (Hrsg.), Maria Lauber: Chüngold. Erzählung. Neuauflage Oktober 2018, Zytglogge-Verlag.

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