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Links: Diener Staller, gespielt von Beat Ruhstaller, rechts: Casanova, gespielt von Zeno Schneider
Urs Fink
abspielen. Laufzeit 55 Minuten 11 Sekunden.
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«De Casanova im Chloschter»

Der weltberühmte Schürzenjäger Casanova wird plötzlich demütig und will ins Kloster Einsiedeln eintreten. Geht denn das? Kann der Frauenheld zum frommen Mönch werden? Um diese Frage dreht sich das Theaterstück «De Casanova im Chloschter» von Thomas Hürlimann.

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Wir befinden uns am Ende des 18. Jahrhunderts, am Vorabend der Französischen Revolution. Es ist Oktober. Der alt gewordene Giacomo Girolamo Casanova flieht vor einem schwäbischen Hauptmann, den er um dessen Vermögen gebracht hat. Auf seiner Flucht kommt er nach Einsiedeln. Müde vom Davonrennen und von seinem unsteten Leben befällt Casanova der Wunsch, sein Leben radikal zu ändern und Mönch zu werden. Er könnte, so malt er sich aus, in der Klosterbibliothek seine Memoiren schreiben und müsste nicht mehr vor geprellten Kunden oder eifersüchtigen Ehemännern fliehen. So beginnt das Theaterstück «De Casanova im Chloschter». Und die Handlung ist nicht aus der Luft gegriffen. Der echte Casanova schildert in seinen Memoiren, dass er tatsächlich um Aufnahme ins Kloster Einsiedeln bat.

Der Frauenheld als Mönch?

Zurück im Stück: Der Abt vom Kloster Einsiedeln nimmt Casanova die haarsträubende Beichte ab. Seinem Wunsch, in die Klostergemeinschaft aufgenommen zu werden, entspricht er nicht sofort. Zuerst will er die Mönche nach deren Einverständnis fragen. Während die Mönche über seine Aufnahme beraten, steigt Casanova im Hotel Pfauen ab. Dort lernt er die junge Sophie aus Unterägeri kennen, die ins Frauenkloster eintreten soll. Die beiden verlieben sich und Casanova gönnt sich noch eine letzte ausschweifende Liebesnacht, zu der er sämtliche Gäste im Hotel verführt. Dann kommt der Morgen der Entscheidung: Werden die Mönche Casanova als einen der Ihren aufnehmen? Wird Casanova sich doch noch umentscheiden, weil er auf amouröse Abenteuer nicht verzichten kann? Die Spannung bleibt bis am Schluss erhalten.

«Eine herbstliche Komödie»

«De Casanova im Chloschter» sei «eine herbstliche Kömödie», sagt Autor Thomas Hürlimann. Das stimmt. Durch einen ziemlich durchsichtigen Vorhang des Lachens schimmern deutlich erkennbar Nachdenklichkeit und Melancholie. Das Stück beschäftigt einen noch lange nach dem Schlussapplaus. Eine Thema bleibt besonders präsent: Kann man sein Leben im Alter noch einmal komplett umkrempeln? Kann man aus seiner eingeübten und zugeschriebenen Rolle ausbrechen? Die von der Regisseurin Barbara Schlumpf gestaltete Szenerie im zum Theatersaal umfunktionierten ehemaligen Kino Etzel in Einsiedeln unterstreicht diesen Kontrast zwischen Frühling und Herbst: Einerseits findet sich in den farbigen und extravaganten Kostümen die sprühende Lebensenergie und andererseits macht das ganz in schwarz gehaltene Bühnenbild die melancholische Seite des Stücks deutlich.

Starkes Laienensemble

«De Casanova im Chloschter» ist nach «Dr Franzos im Ybrig» bereits das fünfte Stück, das der bekannte Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann für die Theatergruppe Chärnehus aus Einsiedeln geschrieben hat. Mit Einsiedeln verbindet Hürlimann die Schulzeit im Klostergymnasium vor 50 Jahren. Dort hat er auch Zeno Schneider kennengelernt, der im Stück die Hauptrolle des Casanova spielt. Bereits im «Franzos im Ybrig» hatte Hürlimann die Rollen den Einsiedler Laiendarsteller auf den Leib geschrieben. Und das hat er auch im «Casanova im Chloschter» wieder getan, zum Teil sogar mit denselben Figuren. So verpasst der Zuschauer von Ausserhalb wohl manche Anspielung. Das tut dem Theatergenuss aber keinen Abbruch. Die eingespielte Theatergruppe Chärnehus bereitet dem Publikum ein anspruchsvolles und qualitativ hochstehendes Erlebnis.

Das sprachliche Erbe der Reformation

Ausserdem in der Sendung: Anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation schauen wir Martin Luther etwas genauer aufs Maul - und in seine «Heilige Schrifft Deutsch», seine Bibelübersetzung. In der Schnabelweid erfahren Sie, wie Luther die deutsche Sprache geprägt hat.

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