An seine Stelle tritt definitiv das Französische. Diese brutale Diagnose stellt der elsässische Autor Pierre Kretz aufgrund eigener Erfahrungen und Recherchen. Schon 1994, in seiner pessimistischen, französisch verfassten Schrift «La langue perdue des Alsaciens», schreibt er «Starwa esch oi e Kunscht», Sterben ist auch eine Kunst. Man ist sich im Elsass zwar einig, dass der Dialekt ausstirbt, darüber wird aber kunstvoll geschwiegen.
Wie konnte es soweit kommen? Schuld ist nach Kretz das Velosolex seines Grossvaters. Denn dieses leicht motorisierte Velo läutete in den 50er-Jahren die modernen Zeiten ein. Es folgten das Auto, der Einkauf im Supermarkt statt im Dorfladen, die elektronischen Medien. All dies weitete den Horizont und nagte an den Refugien des Elsässischen.
In der «Schnabelweid» schöpft Pierre Kretz aus seinem vollen Wissensschatz. Er erzählt aus der Geschichte des Elsass, analysiert die heutige Situation der Elsässerinnen und Elsässer zwischen deutscher Vergangenheit und französischer Gegenwart und er liest Passagen aus der elsässischen Theaterfassung seines Romans «Der Seelenhüter».
La langue perdue des Alsaciens von Pierre Kretz, Éditions La Nuée Bleue