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Die Gesichter des Generalstreiks

Beschuldigungen und Misstrauen dominierten das Verhältnis zwischen Bürgerlichen und Sozialdemokraten in der Schweiz anfangs des 20. Jahrhunderts. Als Folge der angespannten Situation kam es 1918 zu einem landesweiten Generalstreik. Die zentralen Personen im Portrait.

Robert Grimm (* 16. April 1881; † 8. März 1958)

Der überzeugte Marxist führte als Präsident des Oltener Aktionskomitees den Landesstreik 1918 an. Ausgebildet war er als Buchdrucker und Typograph, machte danach aber Karriere als Publizist und Nationalrat der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS). Er pflegte engen Kontakt zum russischen Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin, distanzierte sich aber vom Gedankengut, eine Revolution mit Waffengewalt herbeizuführen. Nach dem Generalstreik wurde er zu sechs Monaten Haft verurteilt, wo er das Buch «Geschichte der Schweiz in ihren Klassenkämpfen» schrieb – eine populäre Darstellung der nationalen Geschichte.

Emil Sonderegger (* 28. November 1868; † 14. Juli 1934)

Der Oberstdivisionär war während des Generalstreiks zuständig für die Truppen in Zürich und verantwortlich für das kompromisslose Vorgehen der Armee gegen Streikende. Für sein martialisches Auftreten bekam er von bürgerlicher Seite grosse Anerkennung. Die Sozialdemokratische Zeitung «Volksrecht» bezeichnete ihn als «Diktator von Zürich». Später schloss sich Sonderegger der faschistischen Bewegung der Frontisten an.

Ulrich Wille (* 5. April 1848; † 31. Januar 1925)

1914 zum Oberbefehlshaber der Schweizer Armee gewählt, hatte General Wille massgeblich zum Ausbruch des Landesstreiks beigetragen. In der zweiten Kriegshälfte verbreitete er Revolutionsgerüchte und forderte den Bundesrat mehrmals auf, die Armee gegen die Arbeiterschaft zu mobilisieren. Auch Willes Sympathie zum angrenzenden Deutschen Kaiserreich und seine Vorstellung von einem autoritären Staat war kein Geheimnis.

Rosa Bloch-Bollag (* 30. Juni 1880; † 13. Juli 1922)

Die Frauenrechtlerin und Politikerin der Schweizer Arbeiterbewegung wirkte als einzige Frau mit im Oltener Aktionskommitee. Ihrem Einfluss wird die Forderung nach dem Frauenstimmrecht zugeschrieben. Vom Bürgertum wurde sie gehasst aber auch gefürchtet.

Wladimir Iljitsch Lenin (* 22. April 1870; † 21. Januar 1924)

Der Bolschewist pflegte engen Kontakt zum Schweizer Sozialdemokraten Robert Grimm. Ihre erste Begegnung fand im Sommer 1913 in Bern statt. Doch schnell stellte sich heraus, dass sich die beiden weder menschlich noch politisch verstanden. Lenin war der Überzeugung, nur ein bewaffneter Aufstand könne etwas bewirken. Grimms Generalstreik bezeichnete er als erfolgslos. 1917 liess Lenin den Worten Taten folgen und stürzte Russlands Regierung.

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