Das Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze machte das Flüchtlingselend mitten in Europa sichtbar. Monatelang war das Lager in den Schlagzeilen, auch weil weder die griechischen Behörden noch die EU dafür irgendwelche Verantwortung übernahmen. Neben ein paar Hilfsorganisationen waren es vor allem Freiwillige, die dafür sorgten, dass die rund 15‘000 Gestrandeten Kleider, Zelte, Nahrung und Hygieneartikel bekamen. Sie übernahmen Verantwortung. «Das ist gut so», sagt die Philosophin Svenja Flasspöhler. Denn in solchen Fällen gehe es nicht bloss um Barmherzigkeit, sondern um eine moralische Pflicht.
Und was ist mit jenen, die gesagt haben und auch jetzt sagen, das alles gehe sie nichts an? «Natürlich gibt es die Freiheit, Verantwortung abzulehnen», sagt Flasspöhler. «Aber diese Position ist nicht plausibel - auch in der Tradition des Liberalismus nicht.»
Svenja Flasspöhler ist stellvertretende Chefredaktorin des Philosophie Magazins, und Verantwortung ist das Thema der aktuellen Ausgabe.