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Tatort Interview mit Sathyan Ramesh, Drehbuchautor

Das Drehbuch des letzten Bodensee-Tatort «Wofür es sich zu leben lohnt» wurde von Drehbuchautor Sathyan Ramesh in Zusammenarbeit mit Regisseurin Aelrun Goette geschrieben. Im Interview erklärt er unter Anderem die besondere Freude, mit Ikonen wie Hanna Schygulla oder Matthias Habich zu arbeiten.

SRF: «Wofür es sich zu leben lohnt» – der Titel des letzten Bodensee-Tatorts deutet schon an, dass es darin um Großes und um Ganzes geht, um das Gute und das Böse, um Recht und Unrecht. Was war Ihnen wichtig beim Erfinden der Geschichte? Wie zentral war, dass es der letzte Bodensee-Tatort ist?

Sathyan Ramesh: Es war außerordentlich wichtig, dass dies der letzte Bodensee-Tatort wird – weil ich das als große Ehre empfunden habe, also, daran beteiligt zu sein. Wichtig beim Erfinden einer Geschichte ist immer … alles. Figuren, Erzählstränge, Emotionen, Humor. Hier war es allerdings besonders wichtig, relevante Themen unserer Zeit aufzugreifen und sich einerseits weder platt auf eine Seite zu schlagen noch sich vor einer Position zu drücken. Ich denke, eine Position spürt man.

Zur Person

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Sathyan Ramesh wird 1968 in West-Berlin geboren. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet er als Drehbuchautor und Regisseur für Film und Theater. Für den letzten Bodensee-Tatort «Wofür es sich zu leben lohnt» hat er zusammen mit Regisseurin Aelrun Goette das Drehbuch geschrieben.

Der Film hat keine Angst vor Überhöhung und dadurch einen ganz besonderen Ton. Ist Klara Blum für Sie eine Kommissarin, zu der das besonders passt, und woran liegt das?

Blum, Perlmann, Lüthi und deren super Interpreten Mattes, Bezzel und Koch sind großartige Inspirationen für Überhöhungen, weil sowohl ihre Figuren immer ein wenig über den Nebeln des Sees schwebten als auch die Spielweisen ihrer Darsteller von deren Theaterhintergrund so befruchtet wie berauscht sind.

Welche Rolle hat bei der Entwicklung des Tatorts der Gedanke gespielt, dass Irm Hermann, Margit Carstensen und Hanna Schygulla mitspielen sollten?

Es ist ein Geschenk und ein Fest, wenn man für Frau Hermann, Frau Carstensen und Frau Schygulla schreiben darf. Genau wie bei deren Partner Matthias Habich hat man erst das Gefühl, man werde der Filmgeschichte höchstselbst begegnen – und wenn man dann schließlich in einem Raum mit ihnen ist, wie bei der Leseprobe, werden sie plötzlich gleichzeitig einerseits zu überlebensgroßen Idolen und andererseits zu bezaubernden jungen Damen bzw. einem coolen jungen Draufgänger, denen man allen unbedingt gefallen möchte.

«Wofür es sich zu leben lohnt» ist ein grenzüberschreitender Tatort mit einem weltumspannenden Thema. Wie sehen Sie die «Entscheider», deren zeremoniellen Tod die Kommissare aufklären müssen?

Man kann die «Entscheider» nicht über einen Kamm scheren, das macht es eben so spannend. Man kann ja auch Flüchtlinge, Rechtsideologen und ganz normale Mitbürger nicht über einen Kamm scheren. Kämme werden grundsätzlich überschätzt.

Auch im letzten Film bleibt Kai Perlmann seiner Chefin gegenüber (mit einer kleinen Ausnahme) beim Sie, das Verhältnis zwischen den beiden ist sehr speziell, mit großer Nähe und gleichzeitig mit Abgründen. Was war Ihre Intention für diese beiden?

Ich wollte unbedingt, dass diese Beziehung den Rest Fremdheit, die Distanz der Professionalität bewahrt, die sie immer hatte – und ich hoffte in unserem Film auf ein paar kleine Inseln der Herzenswärme, der Intimität.

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