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FIFA Frauen-WM 2015 Sinclair everywhere

Trifft die Schweiz am Sonntag auf Kanada, werden knapp 60'000 Augenpaare im BC Place Stadium auf eine Frau gerichtet sein. Auf die Nummer 12 im roten Dress. Auf den kanadischen Captain. Auf Christine Sinclair.

Sie hat etwas Burschikoses, diese Frau, die einen gefühlt von überall in Vancouer wahlweise anstarrt, anlächelt oder einfach nur auffordernd anblickt. Man begegnet ihr beim Fernsehschauen, beim Abendessen und sogar im Hotellift: Christine Sinclair ist dieser Tage - um den Anglokanadiern gerecht zu werden - «everywhere». Naja, zumindest wenn man unter «everywhere» Vancouver Downtown versteht.

Plakat im Lift
Legende: Sinclair ist überall sogar im Hotellift. SRF

Werbemarke Sinclair

Als Aushängeschild der Frauen-WM 2015 steht die 32-Jährige unter extremer Beobachtung. Und das nicht nur auf dem grünen Plastik. Die Kanadier sehen ihre Nationalheldin in Werbespots Getränke schlürfen oder Playstation spielen und erwarten, dass die Fussballerin Sinclair genauso mühe- und makellos auftritt wie die Werbemarke Sinclair.

«Sie ist das grosse Vorbild meiner Tochter. Wegen ihr verfolgen wir das Nationalteam sehr intensiv.» Der Satz stammt von einer Kanadierin, zufällig angetroffen am Gepäckband des Flughafens von Vancouver. Ohne es zu wissen, repräsentiert sie in diesem Moment wohl einen Grossteil ihrer Landsleute. Ihrer aller Hoffnung: Die Ausnahmestürmerin soll für ein perfektes WM-Drehbuch sorgen.

Sinclair-Dramaturgie

Zumindest das Eröffnungsspiel bot dann auch die perfekte Sinclair-Dramaturgie: Als sich das kanadische Fussballvolk bereits gedanklich mit einer tristen Nullnummer abzufinden schien, kam sie. Die Auserwählte. Die Sportlerin des Jahres. Die Rekordtorschützin Kanadas. Es kam Christine Sinclair und sie löste mit einem in der 92. Minute verwerteten Penalty landesweite Glückseligkeit aus.

Video
Sinclair schiesst Kanada zum Sieg im Auftaktspiel
Aus sportlive vom 07.06.2015.
abspielen. Laufzeit 51 Sekunden.

Ein gutes Drehbuch lebt vom Spannungsbogen und Hindernissen, die sich der Heldin in den Weg stellen. So gesehen entbehrt es nicht einer gewissen Logik, dass sich Sinclair - und mit ihr das ganze kanadische Team - in den beiden weiteren Gruppenspielen schwer tat. Nur knapp sicherte sich der Gastgeber den von 35 Millionen Kanadiern erwarteten 1. Gruppenplatz.

Da in Spielfilmen auf eine Baisse für gewöhnlich eine Hausse folgt, ist meine Motivation, das Sinclair-Drehbuch weiterzuspinnen, überschaubar. Welches Kapitel dagegen im Schweizer WM-Manuskript für Sonntag vorgesehen ist, schildere ich umso lieber. Es trägt den simplen Titel «Sinclair is getting nowhere.»

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, laufende Berichterstattung

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