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Maracana.
Legende: Endstation Maracana Der Kreis der Titelkandidaten ist überschaubar geworden, noch ein Sieg fehlt zum grossen Auftritt am 13. Juli. Keystone
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FIFA WM 2014 Der Formbarometer der 4 Halbfinalisten

Es verbleiben 4 Teams und 4 Spiele. Die Endphase der 20. Weltmeisterschaft am Zuckerhut wird mit Hochspannung erwartet. Aus dem Quartett Brasilien, Deutschland, Argentinien und Niederlande ist kein klarer Favorit auszumachen.

Jeder Halbfinalist hat an der WM 5 Auftritte hinter sich. Das gibt eine Menge gesammelter Eindrücke, die die Basis zu einer aktuellen Einschätzung über die 4 verbliebenen Teams bilden. Was dabei auffällt: Ein konstant hohes Niveau konnte keine Mannschaft halten.

So präsentiert sich die Lage bei den 4 Halbfinalisten:

Brasilien: Der Grat, auf dem sich die Brasilianer bislang bewegt haben, ist schmal. Ihr Halbfinal-Einzug fusst in erster Linie auf Krampf und Kampf. Schon seit dem Eröffnungsspiel orientiert sich der Gastgeber ausschliesslich am Resultat, die Sehnsucht eines ganzes Landes nach dem 6. Titel lässt keine Zauberei zu. Und nun könnte der Grat für den Rekord-Weltmeister noch schmaler, die Luft noch dünner werden. Denn der verletzte Superstar Neymar kann den Brasilianern höchstens noch als Maskottchen zur Seite stehen. Sein Ausfall schwächt die Mannschaft merklich. Vielleicht aber könnte er auch genau das Gegenteil bewirken und ungeahnte Kräfte freisetzen. In der Sportwelt ist dieser Effekt als Superkompensation bekannt.

Deutschland: Die Deutschen haben sich an dieser WM definitiv warmgelaufen, das bewiesen sie im Viertelfinal (1:0 gegen Frankreich) mit ihrer bislang stärksten Leistung. Damit ist der DFB-Elf nach dem wenig berauschenden Weiterkommen gegen Algerien eine eindrückliche Reaktion gelungen. Am Ursprung der Steigerung stand Bundestrainer Joachim Löw, der personelle wie taktische Änderungen vornahm und dabei Mut bewies. So hatte er etwa erstmals Miroslav Klose in die Startformation beordert. Trotz dieser Retuschen wirkte das Team kompakt. Das starrer praktizierte 4-3-3-System brachte mehr Struktur. Die Mannschaft strotze vor Entschlossenheit und vor dem so typisch deutschen Wettkampfeifer. Mit dem 4. Halbfinal-Einzug in Serie schrieb sie Geschichte. Und auf dem Weg dorthin entwickelte sie sich, was von den übrig gebliebenen 3 Teams nicht durchwegs behauptet werden kann.

Argentinien: Die «Gauchos» blieben auch im Viertelfinal sich selbst und damit dem Minimalismus treu. Im 5. WM-Spiel feierten sie den 5. Sieg, und wiederum kam dieser gegen nur noch durchschnittliche Belgier mit einem einzigen Tor Unterschied zustande. Argentinien präsentierte sich solidarisch und mit einer disziplinierten Raumaufteilung. Erst in der Schlussphase liess der Schweiz-Bezwinger den «Roten Teufeln» gute Torchancen zu. Die Offensive lebt von Lionel Messi, obwohl er gegen Belgien für einmal keinen Treffer beisteuerte. Dafür leitete eine Glanzleistung des Barcelona-Stars das 1:0 durch Gonzalo Higuain (8.) ein. Ein gefährlicher Aktivposten war bislang auch Angel Di Maria, der nun mit einer Muskelverletzung auszufallen droht. Dass die «Albiceleste» erstmals seit 24 Jahren wieder in die Top 4 der Welt vorgestossen ist und damit einen Fluch gebrochen hat, kann durchaus befreiend wirken.

Niederlande: Einen ähnlich belastenden Fluch zu besiegen, das haben die Niederländer möglicherweise erst noch vor sich. Denn 1974, 1978 und zuletzt 2010 bei ihren jeweiligen Final-Teilnahmen unterlagen sie stets im Endspiel. Doch zunächst ist die «Elftal» im Halbfinal gegen Argentinien gefordert. Beim Turnierauftakt und dem furiosen 5:1 gegen Spanien hat die Niederlande mit Leichtigkeit, Raffinesse und Glanz überzeugt. Längst zeichnen sie andere Qualitäten aus. Dazu zählen ihre Beharrlichkeit, Abgeklärtheit und Nervenstärke. Tugenden, die der «Oranje» im Abnützungskampf gegen Costa Rica sowie im Penaltyschiessen, dem zweiten dramatischen Ende nach dem Achtelfinal gegen Mexiko, geholfen haben. Dafür wirkte das Team mit technisch versierten Individualisten im Angriffsspiel lange statisch und sündigte im Abschluss. Der verblüffende Instinkt von Bondscoach Louis van Gaal ist ein weiterer Trumpf der Niederländer.

Sendebezug: SRF zwei, FIFA WM 2014 live, 04.06./05.06.2014, 18:00 und 22:00 Uhr.

Die Halbfinal-Paarungen

Brasilien - DeutschlandDienstag, 8. Juli, 22:00 UhrBelo Horizonte
Niederlande - ArgentinienMittwoch, 9. Juli, 22:00 UhrSao Paulo

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