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UEFA EURO 2016 Die «Verwandlungskünstler» als «Traumzerstörer»

Portugiesischer Jubel hier, französische Trauer dort: Was nach dem Schlusspfiff des EM-Finals auf dem Rasen in Paris galt, trifft auch auf die Reaktionen im Blätterwald zu.

Endlich der lang ersehnte Titel! Nach zahlreichen bitteren Halbfinal- und Finalniederlagen hat es für Portugal endlich geklappt mit dem grossen Coup. Entsprechend euphorisch titelten die portugiesischen Gazetten am Montagmorgen:

  • «10. Juli, der Tag der Portugiesen» – Der Correio verschiebt den «Dia de Portugal», den portugiesischen Nationalfeiertag, der immer am 10. Juni gefeiert wird, kurzerhand einen Monat nach hinten.
  • «Für den Rest unseres Lebens» – So titelt der Expresso und beschenkte zur Feier des Tages seine Leser mit einer Gratisausgabe. «Einfach öffnen, lesen und sich freuen.»
  • «Dieses Mal kann niemand sagen, dass wir es nicht verdient haben»A Bola zitiert in der Stunde des Sieges Erfolgstrainer Fernando Santos.

Selbstredend bedrückt fällt das Echo im französischen Blätterwald aus:

  • «Zum Weinen» – findet L'Equipe das Ende des EM-Traums im eigenen Land. «Les Bleus» hätten eine grausame Niederlage erlitten und seien hart aufgeprallt. Ähnlich wie Portugal vor 12 Jahren beim verlorenen Final im eigenen Land gegen Griechenland.
  • «Eine schreckliche Enttäuschung» – Die «Eroberung des Kontinents» in der Heimat sei für die «Generation Griezmann» vorbestimmt gewesen, schreibt France Football. Doch den Portugiesen sei die Eroberung schliesslich gelungen. «Nichts schmerzt mehr als gescheiterte Ambitionen.»
  • «Furchtbar frustrierend»Le Figaro will neben dem 9. Juli 2006 (der Tag, als Frankreich nach Zidanes Kopfstoss den WM-Final gegen Italien verlor) auch den 10. Juli 2016 zur Liste der «unglücklichen Daten» hinzufügen. Frankreich sei auf der letzten Stufe gestolpert. Jener Stufe, die zum Ruhm führe.
  • «Das war nicht unser Tag» – findet Le Parisien und schreibt weiter: «'Les Bleus' haben wieder etwas Licht gebracht, aber sie bleiben in der Nacht. Portugal träumt jetzt vier Jahre lang.»
  • «Frankreich K.o., Portugal heilig» – Das solide portugiesische Kollektiv habe dem französischen Ansturm widerstanden, findet die Zeitung Libération.

Und das schreibt die Schweizer Presse zum denkwürdigen 1:0-Erfolg Portugals in der Verlängerung:

  • «Sieg der Verwandlungskünstler» – Der Tages-Anzeiger lobt das flexible Spielsystem von Trainer Santos, mit dem sich Portugal dem Gegner und speziellen Gegebenheiten jeweils anpassen konnte. Zuletzt unter Beweis gestellt, als Ronaldo den Platz im Final frühzeitig verlassen musste.
  • «Erfolgreich statt schön» – Ähnlich tönt es im Kommentar der Neuen Zürcher Zeitung. Portugal hätte sein Spielsystem nach der Vorrunde «radikal gewechselt». Anstatt zu stürmen hätte man mit Hingabe verteidigt. «Es war wie ein Bruch mit der Philosophie des offensiven, kunstvollen portugiesischen Fussballs.»
  • «Die Portugiesen von damals machten Spass. Die Portugiesen von heute machten Ernst» – Die Basler Zeitung erklärt den Unterschied zwischen den früheren Generationen um Eusebio oder Luis Figo (die keinen Titel gewannen) und den erfolgreichen Europameistern um Ronaldo.
  • «Als er seinen General an der Front verlor, da hatte Santos einen Plan» – Auch der Blick lobt Trainer Santos, der «mit allen Wassern gewaschen» sei.

Und zum Schluss noch dies:

«Pokalnaldo» – So titelte, gewohnt eigenwillig, die deutsche Bild-Zeitung und stellte ein Foto daneben, wie Ronaldo die EM-Trophäe küsst.

Sendebezug: Laufende EURO-Berichterstattung

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