«Es war ja schon eine Überraschung, dass ich im Final der besten Acht dabei war», sagte Daniel Giubellini nach seinem sensationellen Triumph am Barren an den Europameisterschaften in Lausanne. Dieser Titelgewinn ist 30 Jahre her – am 27. Mai 1990 hatte Giubellini für einen denkwürdigen Schweizer Kunstturnmoment gesorgt.
Ich bin nicht der emotionale Typ. Tränen sind keine geflossen, doch tief in mir drin ist einiges abgegangen.
Die Final-Qualifikation hatte er gerade noch als 8. geschafft. Im Kampf um die Medaillen wuchs er dann förmlich über sich hinaus – 9,80 Punkte waren der Lohn für die bestechende Vorführung. Danach begann das grosse Warten.
Ex aequo mit Topfavorit Valentin Mogilny
Einer nach dem anderen scheiterte an der Marke Giubellinis, der als Dritter gestartet war. Mit jedem Konkurrenten rückte die Medaille näher. Und als der russische Topfavorit Valentin Mogilny mit der gleichen Note bewertet wurde, war die Sensation perfekt. Die Schweiz hatte zum ersten Mal seit 31 Jahren und Ernst Fivian wieder einen Europameister im Kunstturnen.
Giubellini nahm das unerwartete Verdikt gelassen hin – so, wie es seinem Naturell entsprach. «Ich bin nicht der emotionale Typ. Tränen sind keine geflossen, doch tief in mir drin ist einiges abgegangen», gab der heute 50-jährige Zürcher später preis.
Schweiz wieder in öffentlicher Wahrnehmung
Neben Giubellini hatte auch René Plüss in Lausanne dazu beigetragen, dass die Heim-EM in bester Erinnerung blieb und das Schweizer Kunstturnen in die öffentliche Wahrnehmung zurückkehrte. Der Glarner sicherte sich ebenso unerwartet die Silbermedaille am Reck.