Bettina Borner, Zürich ist bei den Athleten ein gefragtes Pflaster für Sightseeing. Welches sind die Hot Spots? Etwa der Uetliberg?
Borner: Nein, der Bewegungsradius beschränkt sich auf den Zürichsee oder die Bahnhofstrasse. Denn nach einer solch strapaziösen Saison hat Ausruhen Priorität. Aktuell ist das Wetter aber so einladend, dass es viele in die Stadt zieht. Allerdings erlaubt es das Wettkampfprogramm nicht, allzu lange zu flanieren. Ansonsten werden die Beine müde. Und die Athleten trainieren ja täglich.
Gehen die Athleten auch auf Shoppingtour?
Das ist vor allem bei den Frauen ein Thema. Viele wollen in ein Warenhaus chauffiert werden. Auch sind wir Anlaufstelle für Tipps, wo es die beste Schoggi gibt. Oder gestern deckte sich ein Athlet mit Geburtstagsgeschenken für sein Kind ein.
Sie vereinbaren auch Coiffeurtermine, oder?
Diese Nachfrage besteht ebenfalls (schmunzelt). Einige Jamaikaner wollen ihre Braides (Rastazöpfe) auffrischen, die müssen wir natürlich in ein Spezialgeschäft schicken. Gefragt sich zudem Pediküre- und Manikürebehandlungen. Dieses Jahr hatten wir ein Geburtstagskind, das sich ein paar Stunden in einem Spa gönnen wollte. Und kurzfristig mussten wir einen Zahnarzt vermitteln, um ein Loch zu flicken.
Wir haben es nicht mit Primadonnen zu tun.
Gibt es Wünsche, die Sie ausschlagen?
Ich kann mich nicht erinnern, dass dies in all den Jahren vorgekommen ist. Denn wir machen schon sehr vieles möglich. Früher holten wir auch schon mal Athleten in St. Moritz ab, die direkt aus dem Höhentrainingslager zu uns stiessen. Aber ich muss auch sagen, dass wir es nicht mit Primadonnen zu tun haben. So sind die meisten sehr, sehr umgänglich und ihre Wünsche in einem bescheidenen Rahmen.
Das Gros reiste direkt von den Olympischen Spielen aus Rio an. Spüren Sie veränderte Bedürfnisse?
Ja, weil in Brasilien das Essen nicht nur gerühmt wurde, bringen die Athleten wieder vermehrt zum Ausdruck, wie sehr sie hier die Auswahl und Qualität schätzen. Und wir offerieren einen Wäsche-Service, der gerade dieses Jahr rege in Anspruch genommen wird. Vor allem die Athleten aus Übersee, die schon lange nicht mehr zu Hause waren, schleppen Riesentaschen mit schmutziger Wäsche an.
Sendebezug: Laufende Leichtathletik-Berichterstattung