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Platzgen – eine Sportart wie zu Gotthelfs Zeiten
Aus sportlounge vom 25.08.2014.
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Mehr Sport Platzgen wie zu Gotthelfs Zeiten

Platzgen ist eine Sportart, die aus dem Mittelalter stammt und einst in der ganzen Schweiz als Zeitvertreib beliebt war. «Geplatzget» wird heute hauptsächlich noch im Kanton Bern. Die «sportlounge» stellt den urchigen Sport vor.

Platzgen ist ein traditioneller Schweizer Wurfsport. Gespielt wird mit einem Wurfkörper aus gehärtetem Stahl, der sogenannten Platzge. Diese hat ein Gewicht von bis zu 3 kg und wird über eine Distanz von 17 Metern auf ein «Ries», ein kreisförmiges Ziel aus Lehm, geworfen.

In den Chroniken findet das Platzgen im Mittelalter seine erste Erwähnung. Von diesem Zeitpunkt an tauchte es immer wieder unter verschiedenen Namen wie «Blätteln» oder «Tötzlen» auf. In der ganzen Schweiz war das Spiel als Zeitvertreib beliebt. Der Legende nach wurde das Platzgen zu den Zeiten von Jeremias Gotthelf gar verboten, weil Jünglinge und Männer deswegen den sonntäglichen Kirchgang verpassten.

100 Punkte sind das Ziel

Heute wird fast nur noch im Kanton Bern «geplatzget». Der Spielbetrieb ist in vier Stärkeklassen organisiert (A, B, C und D). In der Liga A kämpfen 7 Teams jeweils um den Schweizer Meistertitel.

Hochburg in Bern

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Platzger-Vereine gibt es vor allem im Kanton Bern. Konkret im Oberaargau, Mittelland, der Region Bern, Thun und Biel. Informationen bietet die Internetseite www.platzgerverband.ch

Eine Mannschaft besteht aus 6 bis 10 Spielern. Die Resultate der Besten kommen in die Wertung. Jeder Spieler «platzget» 24 Mal. Das Ziel: Die Platzge möglichst nah an den Schwirren, einen Stock aus Eisen, zu werfen. Dieser befindet sich mittig auf dem «Ries». Berührt die Platzge den Schwirren, bekommt der Werfer 100 Punkte. Pro Zentimeter, den die Platzge vom Schwirren weg landet, gibt es einen Punkt Abzug. Ein Abstand zum Schwirren von 13 Zentimeter ergibt also beispielsweise 87 Punkte.

Kaum Nachwuchs

Die meisten Platzger sind über ihre Väter oder Grossväter zum Sport gekommen. Nachwuchs findet sich eher schwer. Die eingefleischten Platzger fragen Arbeitskollegen oder Bekannte, ob sie nicht einmal das Spiel und sein geselliges Beisammensein ausprobieren möchten. So gibt es immer wieder den einen oder anderen, der sich seine massgefertigte Platzge schmieden lässt und dem Wurfspiel frönt.

Der Sport braucht viel Übung, will man sich bei keinem der 24 Versuche im Wettspiel einen Nuller schreiben lassen. Wenn ein Platzger das Ries verfehlt, fallen bisweilen auch Kraftausdrücke, was einem Jeremias Gotthelf wohl kaum gefallen hätte.

Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 25.08.14 22:20 Uhr

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