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OK-Chef vor Lauberhorn-Rennen Näpflin: «Wenn es uns in 10 Jahren noch gibt ...»

Geldsorgen und Klimawandel: Das vielleicht legendärste Weltcup-Rennen der Welt in Wengen steht vor ernsthaften Herausforderungen.

Urs Näpflin
Legende: Klimawandel, Geldsorgen, Zuschauermassen Urs Näpflin und die Lauberhorn-Abfahrt stehen vor einigen Herausforderungen. Keystone

Die Lauberhorn-Abfahrt: Das sind knapp 4,5 km Spannung. Hundschopf, Minsch-Kante, Brüggli-S. Ein Skifest vor Eiger, Mönch und Jungfrau. Doch ausgerechnet vor dem Jubiläum, der 90. Ausgabe, türmen sich in Wengen dunkle Wolken auf. Probleme, die OK-Chef Urs Näpflin gegenüber SRF sagen lassen: «Es wäre schön, wenn es unser Rennen in 10 Jahren noch gibt.»

Da ist einerseits, wie so oft, die Frage nach dem Geld. Über 67'000 Zuschauer strömten im Vorjahr nach Wengen. Dennoch war die Austragung defizitär. Die Veranstalter fordern von Swiss-Ski mehr Geld aus dem Topf für TV- und Marketingrechte. Der Verband widerspricht, der Fall ist beim Sportgerichtshof TAS hängig.

Irgendwann wird der Druck wohl so hoch, dass wir dem Kommerz nachgeben müssen.

Wie also das Loch in der Kasse stopfen? Eine weitergehende Kommerzialisierung an der Strecke – etwa ein Werbebogen vor dem Hundschopf – schliesst Näpflin aus, jedoch nur für den Moment: «Wir sind der Überzeugung, der Wert der Lauberhorn-Rennen wird aus den markanten Schlüsselstellen wie Hundschopf oder Brüggli-S geschaffen. Aber irgendwann wird der finanzielle Druck wohl so hoch, dass wir dem Kommerz und der Vermarktung nachgeben müssen.»

Video
Wengen und der Streit mit Swiss-Ski
Aus Sportpanorama vom 12.01.2020.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 2 Sekunden.

Für den geborenen Wengener Näpflin besitzen diese Sorgen auch eine emotionale Dimension. Sein Vater amtete einst als Abschnitt-Chef am Hundschopf. Nach dem Ende seiner Karriere als Skirennfahrer schloss sich Näpflin bereits 1981 dem Organisationskomitee an, ehe er 2015 den Vorsitz übernahm.

Er weiss: Zahlenmässig ist bald der Zenit erreicht. «Der Ort Wengen kommt irgendwann an seine Grenzen. Auch die Transportkapazitäten sind begrenzt.» Letzterer Punkt soll durch die Fertigstellung der neuen V-Bahn entschärft werden. Letztlich soll es mehr in Richtung Qualität gehen, hin zum «nachhaltigen Erlebnis», wie es Näpflin ausdrückt.

Letztendlich ist die Natur stärker.

Ein weiteres Problem: der Klimawandel. Warme Temperaturen sorgten dafür, dass für den Slalom-Hang Schnee aus dem Hanegg-Gebiet eingeflogen werden muss. «Wir können uns bestmöglich vorbereiten, etwa mit einer hochmodernen Beschneiungsanlage. Aber letztendlich ist die Natur stärker. Wir vom Lauberhorn wissen das am besten: Sturm, Schnee, Guggiföhn – diese Naturelemente begleiten uns seit 90 Jahren», betont der 60-Jährige.

Urs Näpflin
Legende: Höhenflug Gerne erinnert sich Näpflin an das Rennen 2018: «Schweizer Sieg, tolles Wetter, fantastische Stimmung – ein echtes Skifest.» Keystone

Kein Wunder, gibt sich Näpflin zurückhaltend, wenn er auf das mögliche 100-Jahr-Jubiläum vorausschaut: «Bei den genannten Kriterien wie Klima und Finanzen wäre es schön, wenn es uns dann noch gibt.» Die Feier soll dann «in Wengener-Art» stattfinden: Nicht zu pompös, mit überschaubarem Budget.

Und die Abfahrt am liebsten wie 2018, als bei strahlend blauem Himmel mit Beat Feuz ein Schweizer zum Sieg fuhr. Es wäre auch ein schöner Abschluss für Näpflin: «Bleibe ich solange gesund, wäre dies mein letztes Rennen als OK-Präsident.»

Sendebezug: SRF zwei, sportpanorama, 12.01.2019, 18:30 Uhr

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