Lange sah es im zweiten Gruppenspiel der ATP-Finals nach einem entspannten Nachmittag für Roger Federer aus: zu harmlos agierte der 27-Jährige Franzose, zu konzentriert spielte Federer, der schon zu Beginn des ersten Satzes schnell mit einem Break 3:1 davon zog.
Zwar durchbrach Gasquet unter gütiger Mithilfe Federers (3 Eigenfehler) dessen Aufschlag, der sichtlich genervte Schweizer reagierte aber prompt und holte sich das Rebreak zum 5:4 und dann den 1. Satz. Symptomatisch für Gasquets bislang harmlosen Auftritt: Dem Franzosen gelangen im ersten Durchgang nur 4 Winner.
Offensiv und variantenreich
Das unverhoffte Break der französischen Weltnummer 9 schien das Leistungsgefälle zwischen den Kontrahenten gar noch zu verstärken: Mit dem Satzgewinn im Rücken variierte Federer nun sein Spiel, preschte zielsicher ans Netz vor und brachte Gasquet mit präzisem Grundlinienspiel in Bedrängnis. Aufschlag und Vorhand sassen, die Fehlerquote des Schweizers war deutlich reduziert.
Gleich zu Beginn des zweiten Satzes holte sich Federer 3 Breakbälle und zog locker mit 2:0 davon. Gasquet schien sich in seine zweite Turnierniederlage zu fügen.
Gasquets Reaktion kommt zu spät
Dann aber rechtfertigte der Franzose seine Teilnahme an den ATP-Finals und war mehrmals nahe am Break. Federer zeigte sich allerdings in den entscheidenden Momenten fokussiert und brachte nach überlegenem Startdurchgang auch den zweiten Satz - und damit das Spiel - nach Hause. Bei Aufschlag Gasquet nutzte Federer nach 81 Minuten seinen 6. Matchball.
«Ein Kampfsieg, den ich brauchte»
Bei aller Freude über den wichtigen Sieg gab sich Federer nach der Partie auch selbstkritisch: «Es war ein Krampf, ich hatte Mühe, mein Level zu erreichen.» Womit der 6-fache Gewinner des Saisonfinales auch auf seine wie schon gegen Novak Djokovic zu hohe Quote an Eigenfehlern (30) anspielte. Nichtsdestotrotz seien es genau solche «Kampfsiege gegen Top-10-Spieler», die er momentan brauche.
Entscheidung fällt am Samstag
Federer wird sich im dritten und letzten Spiel der Gruppenphase mit Juan Martin Del Potro um den Einzug in die K.o.-Runde duellieren. Der Argentinier unterlag Novak Djokovic mit 3:6, 6:3, 3:6. Der Serbe hat sich das Halbfinal-Ticket damit vorzeitig gesichert.
Federer muss gegen Del Potro nach eigener Einschätzung «besser spielen als heute, wenn ich eine Chance haben will». Das letzte Duell mit dem Argentinier konnte er vergangene Woche beim ATP-1000-Turnier in Paris-Bercy in drei Sätzen für sich entscheiden.
Klassement Gruppe B
Spiele | Siege | Niederlagen | Sätze | Punkte | |
1. Novak Djokovic | 3 | 3 | 0 | 6:3 | 6 |
2. Roger Federer | 3 | 2 | 1 | 5:3 | 4 |
3. Juan Martin Del Potro | 3 | 1 | 2 | 4:5 | 2 |
4. Richard Gasquet | 3 | 0 | 3 | 2:6 | 0 |