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Warten auf den Noah-Nachfolger Frankreich sucht weiterhin den Tennis-Superstar

Frankreichs Fans müssen an den French Open auch dieses Jahr weiter auf einen Nachfolger von Yannick Noah warten.

Mit Gael Monfils, Gilles Simon, Richard Gasquet, Pierre-Hugues Herbert und Lucas Pouille sind in der 3. Runde der French Open sämtliche verbliebenen Einheimischen aus dem Turnier geflogen. Die Hoffnungen, nach 35 Jahren endlich einen Nachfolger von Yannick Noah zu finden, haben sich einmal mehr frühzeitig zerschlagen.

Grosse Breite, keine Champions

5 Spieler in der 3. Runde – das zeugt eigentlich von einer grossen Breite. Zeitweise hatte Frankreich gar 4 Spieler in den Top 10 des ATP-Rankings. «Das gab es nicht einmal zu Zeiten von Noah und Leconte», erzählt der französische Tennis-Journalist Julien Reboullet.

Aber: Ein Champion war nicht dabei. Die grössten Chancen hätte Reboullet bei Jo-Wilfried Tsonga gesehen, dessen Karriere jedoch stark von Verletzungen geprägt war und ist.

Den Franzosen fehlt es in ihrem Verband an nichts. Dieser Komfort macht vielleicht etwas bequem.
Autor: Marc Rosset

Gemäss Marc Rosset, Olympiasieger von Barcelona 1992 und Tennis-Experte bei RTS, fehlt den Franzosen die Bereitschaft, alles für den Erfolg zu tun: «Die Franzosen haben in ihrem Verband eine perfekte Infrastruktur. Es fehlt ihnen an nichts. Dieser Komfort macht vielleicht etwas bequem. »

Video
Rosset über die Probleme des französischen Tennis (franz.)
Aus Sport-Clip vom 03.06.2018.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 25 Sekunden.

Rosset vergleicht die Situationen der Franzosen mit dem Weg, den andere Spitzenspieler gehen mussten. «Novak Djokovic, der während dem Bürgerkrieg in seiner Heimat trainiert hat, Andy Murray oder Marat Safin, die mit 13, 14 Jahren nach Spanien gegangen sind. Solche Wege formen den Charakter», so Rosset.

Auch die Konkurrenz ist mitschuldig

Aus den Gesprächen mit Rosset und Reboullet ergeben sich diverse, mehr oder weniger identische Gründe, warum es den Franzosen an Champions fehlt.

  • die starke Konkurrenz durch Federer, Nadal, Djokovic, Murray oder auch Wawrinka. Vorher dominierten Sampras und Agassi.
  • viele Verletzungen, insbesondere bei Tsonga.
  • das gewisse Etwas zum Grand-Slam-Champion fehlt.
  • die perfekte Infrastruktur im Verband macht die Spieler bequem.
  • mangelnde Professionalität bei Training, Vorbereitung oder Ernährung.
  • der Mut zu ausländischen Trainern mit neuen Ideen fehlt häufig.

Die Lehren für Lucas Pouille

Aktuell die grösste Hoffnung im französischen Tennis ist der 24-jährige Lucas Pouille (aktuell ATP 16), der im letzten Jahr bereits den Sprung in die erweiterte Weltspitze geschafft hat. «Er kann von den Erfahrungen seiner Vorgänger profitieren und so einen anderen Weg einschlagen. Und er wird auch davon profitieren, dass die Karrieren der berühmten ‹Big Four› nicht mehr 10 Jahren dauern werden», so Julien Reboullet.

Video
Reboullet: «Pouille wird grosse Fortschritte machen» (franz.)
Aus Sport-Clip vom 03.06.2018.
abspielen. Laufzeit 59 Sekunden.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 02.06.2018, 14:55 Uhr

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