2019 war definitiv nicht das Jahr des Alexander Zverev. Nachdem er an den French Open noch die Viertelfinals erreichte hatte, folgte in Wimbledon der Tiefpunkt: Das Erstrunden-Out gegen den Qualifikanten Jiri Vesely.
Nicht nur auf dem Platz, wo der 22-Jährige regelmässig mit sich und seiner Leistung haderte, lief es Zverev nicht. Ein andauernder Streit mit seinem ehemaligen Manager sowie die Trennung von Trainer Ivan Lendl belasteten den Deutschen auch abseits des Courts. Der einst hochgelobte Zverev, der schon vor 3 Jahren als einer derjenigen galt, der auf die «alte Garde» folgen würde, war nur noch ein Schatten seiner selbst.
Ausnahmsweise noch ohne Satzverlust
In Melbourne scheint es nun, als gehörten diese schwierigen Zeiten der Vergangenheit an. «Ich bin generell glücklich ausserhalb des Platzes, glücklich auf dem Platz, glücklich im Leben. Dann denke ich, spielt man am besten», gibt sich die Nummer 7 der Welt entspannt wie lange nicht mehr.
Die neu gewonnene Entspanntheit schlägt sich offensichtlich in seinen Auftritten nieder. Zverev ist «down under» noch ohne Satzverlust. Lohn dafür ist sein 3. Major-Viertelfinal der Karriere. Dabei hatte der Start ins neue Tennisjahr am ATP Cup wenig verheissungsvoll begonnen: Zverev verlor alle seine 3 Einzelpartien, 2 davon sang- und klanglos.
Dass er in Melbourne nun ohne Satzverlust unter den letzten Acht steht, hat zudem Seltenheitswert. Zverev hat in der Vergangenheit an Grand-Slam-Turnieren in der ersten Woche oft lange Matches absolvieren müssen. In einen Major-Achtelfinal, ohne einen Satz abzugeben, schaffte er es letztmals in Wimbledon 2017.
Zverev frischer, aber wer ist besser?
Etwas frischer als sein Viertelfinal-Gegner Stan Wawrinka dürfte Zverev angesichts des bisherigen Turnierverlaufs also sein. Zwar profitierte der Schweizer in der 3. Runde im 2. Satz von der Aufgabe von John Isner, gegen Andreas Seppi (2. Runde) und Daniil Medwedew (Achtelfinal) musste «Marathon-Stan» aber jeweils über die volle Distanz.
Zverev steigt auch mit der Gewissheit in den Viertelfinal, die beiden bisherigen Vergleiche gegen Wawrinka gewonnen zu haben. Allerdings datieren die beiden Duelle von 2016 und 2017.
Während Zverev seine 2019er Baisse überwunden hat und seinen ersten Major-Halbfinal überhaupt anpeilt, spielt Wawrinka aktuell so gut wie in seinen besten Tagen. Das sieht der 3-fache Grand-Slam-Sieger auch selbst so. «Ich glaube, so gut habe ich zuletzt vor meiner Operation gespielt», sagte er nach der erfolgreichen Wende gegen Daniil Medwedew. Und was bei Wawrinka möglich ist, wenn das Selbstvertrauen stimmt, hat der Lausanner in Melbourne schon bewiesen.
Resultate
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 27.01.2020, 5 Uhr