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Mensch Spaghetti und Feuer auf dem Tenniscourt

Skurril, überraschend, dramatisch: Tennis liefert immer aussergewöhnliche Schlagzeilen. Aus der langen Historie haben wir fünf davon herausgepickt - fünf Geschichten, die Tennisgeschichte schrieben.

Schweiz-Frankreich im Daviscup: Ein heisses Duell

Der Daviscup-Final 2014 ist bereits die 12. Begegnung zwischen der Schweiz und Frankreich in diesem Wettbewerb. Schon bei der erstmaligen Teilnahme eines Schweizer Teams im Jahr 1923 schafften es die Schweizer ins Halbfinale – und verloren es in Lyon gegen die Franzosen.

23 Jahre dauerte es bis zum zweiten Aufeinandertreffen: In Montreux trugen die beiden Länder 1946 das Viertelfinale aus, wieder mit dem besseren Ende für Frankreich. Dass trotz Regen überhaupt gespielt werden konnte, war einer ganz besonders eigenwilligen Methode zu verdanken, den Platz zu trocknen. Wenn es die Bilder der Filmwochenschau nicht gäbe, man würde es kaum glauben…

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Flammen auf dem Court (Schweizer Filmwochenschau vom 31.5.1946)
Aus Einstein vom 13.11.2014.
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Alles im Griff: Beugen ist besser als Heilen

Der schmerzhafte Reizzustand der Sehnenansätze im Unterarm ist ein verbreitetes Leiden und betrifft zum Beispiel die Handgelenke von Tastaturbenutzern – und den Ellbogen von Tennisspielerinnen und –spielern. Epicondylitis humeri lateralis heisst der Fachbegriff für den Zustand, der umgangssprachlich als «Tennisarm» bekannt ist. Ursache für die Schmerzen dürfte vor allem eine falsche Technik beim Tennisspielen sein.

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Ungewohnte Form - und vor allem wirkungslos.
Aus Einstein vom 18.11.2014.
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Besonders innovativ war in den 70er-Jahren der Versuch, dem Tennisarm mit einem gebogenen Griff am Racket vorzubeugen. Durchgesetzt hat sich die Erfindung allerdings nicht. Entweder, weil sie einfach nicht geholfen hat, oder vielleicht auch, weil damit die Benutzer schlicht den Ball nicht mehr getroffen haben… Die Vermutung jedenfalls, dass ein grösserer Griffumfang die Entstehung eines Tennisarms fördert, wurde schon 1977 von amerikanischen Forschern widerlegt.

Der entscheidende Absprung: Chemiker macht's möglich

Das moderne Tennis und alle seine Vorläufer haben eines gemeinsam: Beim Spiel muss ein Ball von der einen Seite des Spielfeldes auf die andere befördert werden. Das war schon beim mittelalterlichen Jeux de Paume so, dem Vorläuferspiel des Tennis, bei dem mit der Handfläche statt mit Schlägern gespielt wurde.

Das Foto zeigt Tennisbälle verschiedener Hersteller.
Legende: Tennisbälle werden nach genauen Vorgaben gefertigt. SRF

Doch richtig attraktiv wurde Tennis erst dank Charles Goodyear. Der Amerikaner erfand 1839 die Vulkanisation von Kautschuk und machte damit Gummi elastisch. Erst dank dieser Methode war es möglich, Bälle herzustellen, die aufspringen, wenn sie auf dem Boden aufprallen. Die ersten Tennisbälle waren aus massivem Naturkautschuk, mit einer aufgenähten Flanellschicht. Der entscheidende Schritt zum modernen Tennisspiel gelang mit der Herstellung von hohlen Bällen.

Der internationale Tennisverband schreibt heute für Bälle ein Gewicht von 56,7 bis 58,5 Gramm vor, der Durchmesser liegt je nach Balltyp bei 6,54 bis 7,30 Zentimeter und er muss 135 bis 147 Zentimeter hoch aufspringen, wenn er aus zweieinhalb Metern Höhe auf eine ebene, harte Fläche fallen gelassen wird.

Die Zählweise im Tennis: Eine Frage des Geldes

Das Spiel um Geld ist so alt wie das Tennis-Spiel. Und die Ursprünge des Sports zeigen sich bis heute in der für Tennis-Laien seltsamen Methode, die gewonnenen Punkte zu zählen. Mit vier Punkten gewinnt man ein Game: 15, 30 und 40 zu Null heisst es vor dem entscheidenden vierten Punkt.

Eine Anzeigetafel zeigt den Spielstand beim Tennis.
Legende: . http://www.favero.com

Die Zahlen standen ursprünglich für Geldbeträge: Die Spieler setzten 15 Deniers (Pfennige) pro Punkt, Münzen, die in Frankreich weit verbreitet waren. Dass später beim Zählen von 45 auf 40 «abgerundet» wurde, war reine Bequemlichkeit – das Wort ist kürzer.

Dafür, dass die Engländer bei 15:0 nicht «15 - zero», sondern «15 - love» sagen, gibt es zwei Erklärungen: Wer's gern einfach hat, leitet das «love» vom französischen «oeuf» ab, weil die Null aussieht wie ein Ei.

Wahrscheinlicher ist aber, dass das Tennis-love im englischen Sprachgebrauch zu suchen ist: Liebe oder Geld, «love or money» ist eine gängige Redewendung und schon im 17. Jahrhundert existierte der Ausdruck «to play for love» wenn es ums Spiel ohne Geldeinsatz ging. Wer kein Geld gewinnt, hat also nichts – oder eben nur die reine Liebe…

Spaghetti-Bespannung: Die verhinderte Revolution

Werner Fischer heisst der Mann, der in den 1970er-Jahren beinahe das Tennisspiel revolutioniert hätte. Der Tüftler veränderte die Bespannung des Tennisrackets so, dass die Topspin-Schläge für den Gegner kaum mehr zu erreichen waren, weil sie viel höher absprangen. Gelungen war ihm dies mit einer Doppelbespannung, den Spaghetti-Strings. Gegen Spieler mit der sogenannten «Fischer-Patsche» kamen auch an sich deutlich bessere Spieler in Bedrängnis. Werner Fischer liess seine Erfindung patentieren.

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Doppelbespannung sorgt für mehr Grip und Spin
Aus Einstein vom 18.11.2014.
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Dass er damit trotzdem nicht reich wurde, liegt auch an zwei Superstars der Tennisgeschichte: Beim Turnier in Aix-en-Provence 1977 schlug der Rumäne Ilie Nastase den zuvor in fast 50 Spielen unbezwungenen Argentinier Guillermo Vilas mit einem Spaghetti-String-Schläger.

Ion Tiriac, damals Trainer von Vilas, intervenierte beim Internationalen Tennisverband – und kurze Zeit später wurde die Doppelbespannung verboten.

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