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Unerwünschte Nebenwirkungen Wenn Schlafhilfen auf dem Handy für schlaflose Nächte sorgen

Das Angebot an Schlaf-Apps ist gross. Diese Applikationen versprechen den Benutzern Auskunft über ihr Schlafverhalten und deshalb einen bessern Schlaf. Schlafforscher machen die gegenteilige Beobachtung.

Ein guter Schlaf ist gut für die Gesundheit. Kein Wunder, dass es viele Menschen interessiert, wie gut sie schlafen. Schlaf-Apps fürs Handy versprechen Auskunft.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Die Anwendung ist einfach: App laden und vor dem Einschlafen neben das Schlafkissen legen. Die integrierten Sensoren der App zeichnen in der Nacht die Bewegungen und Geräusche des Schlafenden auf.

Aus diesen Daten errechnet die App das Schlafverhalten, zum Beispiel Schlafphasen. Am anderen Morgen gibt ein Blick aufs Handy Auskunft darüber, wie lange letzte Nacht die Tiefschlafphase gedauert hat. Doch die Schlaf-Apps zeigen unerwünschte Nebenwirkungen.

Schlaf-App verunsichert Benutzer

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Die SRF-Gesundheitsredaktion bietet umfassende Informationen zum Thema Schlafstörungen und wie man ihnen begegnen kann.

Schlafforscher Jens Acker stellt fest, dass immer mehr Menschen in die Schlafklinik nach Zurzach kommen. Jede Woche hat er rund zehn neue Patienten, die ihn wegen ihrer Schlaf-App aufsuchen.

Viele dieser App-Benutzer hatten ursprünglich gar keine Schlafprobleme. Sie waren nur neugierig oder wollten ihren Schlaf optimieren, um am Tag leistungsfähiger zu sein. Jetzt sind sie stark verunsichert, weil ihre Schlaf-App mögliche Probleme anzeigt.

Abklärung im Schlaflabor

Ein Klassiker, dem Jens Acker oft begegnet: Die App meldet, dass die Tiefschlafphase zu kurz sei. Die App-Benutzer befürchten deshalb, ihr Schlaf sei schlecht.

Die Schlafmediziner müssen dann herausfinden, ob tatsächlich eine Störung vorliegt. Diese Abklärungen erfolgen häufig im Schlaflabor der Klinik. Im Schlaflabor können Messungen gemacht werden, die einfache Apps gar nicht leisten können. Für ernst zu nehmende Messdaten brauche es eben eine ausgeklügelte Technik, sagt Acker.

App oder Arzt: Wem glauben?

Auffallend ist, dass vor allem jüngere Menschen stark verunsichert sind. Das Gespräch mit diesen Patienten sei nicht immer einfach, sagt Daniel Brunner, Schlafmediziner der Hirslanden Klinik. Sie sind beeindruckt ob der vielen Daten der App. Da falle es ihnen oft schwer, den Worten des Arztes zu glauben.

Dass Schlaf-App Benutzer ihr Handy neben sich auf der Matratze haben, erachten Schlafmediziner auch als problematisch. Die App-Hersteller sagen zwar, das Handy sei in den Flugmodus zu versetzen, so dass keine Nachrichten den Schlafenden wecken.

Tatsächlich sei es aber häufig so, dass die Benutzer das vergessen oder vor dem Einschlafen und dem Einstellen des Flugmodus noch Mails lesen oder surfen. Diese Handlungen sind aus schlafmedizinischer Sicht nicht förderlich für ein einfaches Einschlafen.

Nicht grundsätzlich gegen Apps

Schlafmediziner wie Jens Acker wollen nicht den Eindruck erwecken, dass sie grundsätzlich gegen Hilfsmittel aus dem Internet sind. Acker betont, dass es mittlerweile sehr gute Apps gibt, zum Beispiel für Menschen die Angst haben, dass ihr Atem in der Nacht aussetzt. Diese Apps allerdings seien nicht gratis. Acker mahnt immer dann zur Vorsicht, wenn eine App viele Resultate anzeigt, ohne dass klar wird, wie diese überhaupt zustande kommen.

Mehr Vertrauen ins eigene Körpergefühl

Es gibt noch keine Studien zum Thema, wie hilfreich oder eben schädlich Schlaf-Apps sind. Der Trend ist aber offensichtlich: Der falsche Umgang mit Schlaf-Apps kann aus gesunde Menschen Patienten machen.

Diese Menschen vertrauen nicht mehr auf ihr eigenes Körpergefühl: Eine Entwicklung, die den Schlafmedizinern zu denken gibt. Sie raten gesunden Menschen, sich nicht zu sehr mit dem eigenen Schlaf zu beschäftigen. Das führe nämlich oft erst zu Stress. Stress wiederum beeinträchtigt die Schlafqualität. Und so gerät man schnell in einen Teufelskreis.

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