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Mensch Weite Regionen Chinas ersticken im Smog

Grosse Teile Chinas ersticken in dickem Smog. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen ist die Luftverschmutzung im Grossraum Peking auf erschreckend angestiegen. Wegen der dicken Luft liegen Dutzende von Betrieben still, müssen Flüge anulliert werden und Autos in der Garage bleiben.

Der Smog über Ost-China überschreitet die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Grenzwerte massiv. In Spitzenzeiten gar um das 20-fache, wie ausländische Stellen berichten. Die Schadstoffbelastung ist in diesem Winter auf bisher nie erreichte Spitzenwerte angestiegen. Die Smog-Glocke ist auch auf Satellitenbildern der US-amerikanischen Raumfahrtagentur Nasa gut sichtbar.

Millionenstädte und Wetter begünstigen Smog

Mittlerweile hat sich der Smog von der ostchinesischen Tiefebene, in der Peking und sieben weitere chinesische Millionenstädte liegen, auch auf den Norden des Landes ausgedehnt. Das Umweltministerium in Peking berichtet, dass sich die Luftverschmutzung in China bereits über eine Fläche von 1,3 Millionen Quadratkilometern ausgebreitet hat.

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Korrespondent Urs Morf über das Smog-Problem in China
08:39 min
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In der schwer betroffenen Tiefebene um Peking bleibt die Luft bei Windstille im Winter oft hängen. Es gibt keinen Luftaustausch, so dass der Dreck über riesigen Gebieten schwer lastet. Inversionslagen verhindern, dass sich tiefere kalte Luftschichten mit der darüber liegenden wärmeren Luftschicht vermischen. Aus diesem Grund sind zurzeit auch Teile Indiens und Bangladeschs von Smog bedeckt.

Die Regierung schlägt Alarm

In Peking hat die Stadtregierung die dritthöchste Stufe ausgerufen: Die Menschen sollten ihre Häuser nicht verlassen. Eine Weisung, der insbesondere berufstätige Menschen nicht folgen können. Sie gehen trotzdem täglich zur Arbeit und atmen die gelb-braune Luftsuppe ein, die nicht nur stark nach Schwefel riecht und in den Atemwegen juckt, sondern gefährlichen Feinstaub enthält, der direkt von der Lunge in die Blutbahn gelangen kann.

Die Luftverschmutzung im Osten Chinas bereitet deshalb vielen Menschen schwere gesundheitliche Probleme. In den Krankenhäusern Pekings ist die Zahl von Patienten mit Atemwegs- und Herzkreislaufproblemen sprunghaft angestiegen.

Das Problem: Verkehr, Industrie, Kohleheizung

Hauptursachen für den derzeitigen schwersten Smog, den Peking und die umliegende Region je erlebt haben, sind der Verkehr, die Industrie und die Kohleheizungen. In der 20-Millionen-Metropole gibt es mittlerweile fünf Millionen Autos – vor fünf Jahren waren es noch drei Millionen. Etwa 70 Prozent der Energie werden noch immer in Kohlekraftwerken gewonnen und auch geheizt wird mehrheitlich mit Kohle. Die Industrie trägt das Ihre dazu bei.

Ein Mann mit Mundschutz hastet über eine Brücke in Peking.
Legende: Bloss ein Ausnahmezustand? Peking und andere nordchinesische Städte leiden unter extremer Luftverschmutzung. Keystone

Angesichts der aktuellen Smog-Krise sind in der Region Peking über 100 Industriebetriebe vorderhand stillgelegt worden; Baustellen dürfen nicht mehr betrieben werden und ein Drittel der Beamtendienstwagen wurde aus dem Verkehr gezogen. Doch in den Millionenstädten, die im Umkreis von 100 Kilometern um Peking herum angesiedelt sind, tut sich nichts in dieser Hinsicht. Hinzu kommt, dass der wenig ausgeprägte  Bürgersinn in China ein Umdenken nicht gerade fördert.

Kaum einer, der sich in den letzten Jahren endlich ein Auto zulegen konnte, möchte jetzt darauf verzichten und auf den öffentlichen Verkehr umsteigen. Dabei ist das Bus- und Bahn-System in Peking gut ausgebaut. Doch im eigenen Auto im Stau zu stehen, wird von vielen Chinesen derzeit noch vorgezogen.

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