Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Biodiversität in Gefahr Klimaschutz und Konsumverzicht sind gefragt

Der Bericht der Weltbiodiversitätsrats macht deutlich, wie stark der Mensch von der Natur abhängt. Nicht nur bei der Nahrung. Intakte Ökosysteme sorgen auch für sauberes Wasser oder für Schutz vor Naturgewalten.

Zum Beispiel profitieren 100 bis 300 Millionen Küstenbewohner bei Stürmen und Fluten von Mangrovenwäldern und Korallenriffen.

Aber gerade Riffe gehören zu den verletzlichsten Ökosystemen: Seit 1870 hat ihre Fläche um die Hälfte abgenommen, und sie reagieren sehr empfindlich auf die Klima-Erwärmung. Würde sich die Erde um zwei Grad erwärmen, überlebten wohl weniger als ein Prozent.

Video
Übernutzte Natur, Ressourcenabbau und Klimawandel sind die Hauptgründe
Aus News-Clip vom 06.05.2019.
abspielen. Laufzeit 33 Sekunden.

Düstere Prognosen

Etwa 60 Milliarden Tonnen an Ressourcen – von Öl über Eisen bis zu Weizen – nimmt sich der Mensch pro Jahr von der Erde. In den letzten 40 Jahren hat sich diese Menge verdoppelt. Und weil die Weltbevölkerung nach wie vor wächst und der Wohlstand auch, wird sie weiter zunehmen.

Das kann für die Natur nicht gut ausgehen, zeigen die Zukunftsszenarien im IPBES-Bericht. Die grössten Eingriffe sind in den letzten Jahrzehnten in den Tropen passiert: Dort ist zum Beispiel zwischen 1980 und 2000 Wald von der dreifachen Fläche Deutschlands verschwunden.

Audio
Philosoph Andreas Weber über das gespaltenes Verhältnis zur Natur
aus Audio SRF 1 vom 17.03.2019. Bild: Florian Büttner
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 30 Sekunden.

Schuld ist nicht der Süden

Schuldzuweisungen Richtung Süden sind allerdings fehl am Platz. Auf den gerodeten Flächen wächst Soja, das auch in den Futtertrögen von Schweizer Bauern landet und Palmen, deren Öl für die Produktion von Keksen und Seifen verwendet wird.

Die Forscher haben ein Zukunftsszenario berechnet, das die Natur entlasten wird: Es setzt auf eine deutlich grünere Landwirtschaft, auf viel mehr Recycling, auf Klimaschutz – und auf viel Konsumverzicht.

Vorbild Klima-Abkommen

Die Auftraggeber des IPBES-Berichts sind 132 Regierungen, und sie alle haben den Bericht samt Schlussfolgerungen gebilligt. Daraus schöpfen die Autoren grosse Hoffnungen.

Von einem «Paris-Moment» ist die Rede: Der IPBES-Bericht ist in Paris vorgestellt worden, dort wurde 2015 auch das historische Klima-Abkommen geschlossen.

Doch genau diese Parallele ist auch Grund zur Vorsicht. Das Pariser Klima-Abkommen war ein grosser Schritt vorwärts. Trotzdem ist seither viel zu wenig passiert, um die Klima-Erwärmung wirklich zu bremsen.

Fortsetzung folgt

Nächstes Jahr treffen sich die Vertragsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention in China. Viele hoffen, dass der neue IPBES-Bericht sie dazu bewegt, dort ehrgeizige Ziele zum Schutz der Natur zu beschliessen.

Dies wäre in der Tat wichtig. Doch der IPBES-Bericht hält fest: Dieselben Staaten werden die letzten Ziele zum Schutz der Natur, die sie sich bereits 2010 mit Blick auf 2020 gegeben haben, fast alle nicht erreichen.

Thomas Häusler

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biologie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert.

Meistgelesene Artikel