Zum Inhalt springen

Header

Video
Der Lebensraum der Berggorillas wird eng
Aus Kultur Webvideos vom 08.10.2020.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 27 Sekunden.
Inhalt

Erfolgreicher Artenschutz Es gibt wieder mehr Berggorillas – und das ist ein Problem

Der Bestand an Berggorillas hat sich erholt. Über 1000 Tiere zählt man heute. Doch der Lebensraum ist zu eng und das führt zu Stress und tödlicher Aggression.

«Im Jahr 2000 werden die Berggorillas ausgestorben sein.» Zu diesem Schluss kam die amerikanische Zoologin Dian Fossey, die von 1966 bis 1985 diese spezielle Gorilla-Gattung erforschte.

Der Grund für ihre düstere Prophezeiung: In den 1970er-Jahren zählte sie nur noch rund 250 Berggorillas an den Hängen der Virunga-Vulkane.

Zwei kleine Gebiete als Lebensraum

Die letzten Berggorillas leben in zwei sehr kleinen Gebieten im östlichen Afrika: Im Virunga Nationalpark, der sich im Grenzgebiet zwischen Uganda, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo befindet, und im rund 30 Kilometer weiter nördlich gelegene Bwindi-Wald in Uganda.

Karte auf der Gebiete eingezeichnet sind.
Legende: Kleine Gebiete für die grossen Tiere: Der Virunga-Nationalpark und der Bwindi-Wald (beide in grün eingezeichnet). SRF

Stetig wachsender Gorilla-Bestand

Dian Fossey engagierte sich leidenschaftlich für den Schutz der Berggorillas, vertrieb Wilderer und Viehhirten – und bezahlte mit ihrem Leben dafür. 1985 wurde sie mit eingeschlagenem Schädel in ihrer Hütte aufgefunden. Ihre Ermordung ist bis heute nicht aufgeklärt.

Doch ihre Bemühungen für die Berggorillas zeigten Wirkung: Der Bestand wuchs stetig. Heute leben wieder über 1000 Berggorillas in den beiden Gebieten.

Erfolg bringt neue Probleme mit sich

Damit sind die Berggorillas die einzigen Menschenaffen, deren Population wächst. Ein beachtlicher Erfolg für den Artenschutz, der allerdings neue Probleme mit sich bringt.

Die erste Schwierigkeit: Die Gorilla-Gruppen spalten sich auf: «Wo es früher drei Gruppen waren, haben sich zeitweise sogar zwölf Gruppen im Gebiet angesiedelt», berichtet Winnie Eckardt. Die deutsche Primatologin führt die Arbeit von Dian Fossey weiter.

Ein Kampf um Leben und Tod

In letzter Zeit beobachtet Eckardt zunehmend, wie sich diese Gorilla-Gruppen gegenseitig bekämpfen, wenn sich ihre Wege kreuzen. Ihr Lebensraum ist dasselbe enge Gebiet – die deutlich gewachsenen Gruppen haben zu wenig Platz.

Video
Gorillas unter Stress
Aus Einstein vom 08.10.2020.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 35 Minuten 38 Sekunden.

Den Kleinsten droht die grösste Gefahr

«Für die Männchen kann es ein Kampf um Leben und Tod werden. Aber auch für die Jungtiere steht viel auf dem Spiel», so die Primatenforscherin. Gefährlich sind die Aufspaltungen der Gruppen auch für die Allerkleinsten.

Wenn sich ein Gorilla von seiner Gruppe abspaltet, um eine eigene Gruppe zu gründen, sucht er sich zunächst Weibchen, die sich ihm anschliessen. Dabei tötet er zumeist den noch nicht entwöhnten Nachwuchs, der von anderen Gorillamännchen abstammt.

Solange ein Gorillaweibchen stillt, kann es nicht wieder schwanger werden – das leitende Männchen möchte sich aber möglichst schnell fortpflanzen.

Erhöhte Sterblichkeit und «Infantizide»

Die Häufigkeit dieser sogenannten «Infantizide», also Kindstötungen, ist bei den Berggorillas in den letzten 20 Jahren extrem gestiegen. Auch die Sterblichkeitsrate der Männchen ist durch die Auseinandersetzungen nach oben gegangen.

So führt die wachsende Berggorilla-Population zu grossem Stress für die einzelnen Tiere.

SRF1 Einstein, 08.10.2020, 21:05 Uhr.

Meistgelesene Artikel