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Natur & Tiere Pestausbrüche in Europa: Gesteuert durch das Klima?

Die Pest drang zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert mehrmals aus Asien nach Europa ein – nicht nur ein Mal. Das glaubt ein internationales Forscherteam mit Schweizer Beteiligung. Die Indizien dazu lieferten Bäume.

Bäume als Beweismittel

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Legende: Christian Ginzler (WSL)

Um den Zusammenhang zwischen Klimadaten und Pestausbrüchen zu erkunden, haben die Forscher ein digitales Inventar genutzt. Die darin verzeichneten 7711 Pestfälle verglichen sie mit 15 Baumring-Datenbanken aus Asien und Europa. Anhand der Baumringe lässt sich das Klima für jedes einzelne Jahr rekonstruieren.

Der «Schwarze Tod» kam 1347 aus Asien in Europa an und dezimierte die Bevölkerung in wenigen Jahren um 40 bis 60 Prozent. Insgesamt dauerte diese Pandemie bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Erreger, das Bakterium Yersinia pestis, überlebte in einheimischen Nagetieren, wie viele Fachleute glauben.

16 Mal wieder eingeschleppt?

Doch das sei unwahrscheinlich, berichten Fachleute von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mit Kollegen der Universität Oslo. Laut ihren Analysen wurde der Erreger zwischen 1346 und 1837 wahrscheinlich mindestens 16 Mal aus Asien eingeschleppt. Dies geschah laut der WSL jeweils nach extrem niederschlagsreichen Jahren in Zentralasien, wo der wichtigste Pestwirt lebt: die Wüstenrennmaus.

Die Forscher vermuten folgendes Szenario: Das Klima förderte Pestausbrüche in den Beständen dieser asiatischen Nagetiere. Der Kollaps der Populationen zwang Flöhe, die den Erreger übertrugen, neue Wirte zu finden – zum Beispiel Kamele oder Menschen der Karawanen.

So wanderte die Pest in Richtung Europa und traf mit einer Verzögerung von 10 bis 15 Jahren dort ein. Ob dieses Szenario wirklich stimmt, so die Forscher, könnten DNA-Analysen von historischen Pestopfern beweisen.

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