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Zermatt will die Zerstörung der Wiesen von Skigebieten stoppen.
Aus 10 vor 10 vom 26.08.2013.
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Natur & Tiere Abschied von den planierten Pisten

Graue Steinwüsten, Bagger und herumliegende Rohre – so stellen wir uns immer noch die Skigebiete im Sommer vor. Doch bei den Skidestinationen findet langsam ein Umdenken statt. Nicht zuletzt, weil der Sommertourismus auch für Wintersportgebiete immer wichtiger wird.

Immer noch und immer wieder wird im Hochgebirge gebaut. Nicht nur, aber vor allem in den Wintersportgebieten: Hier braucht es noch eine neue Beschneiungs-Anlage; dort wird ein alter Skilift durch einen neuen Sessellift ersetzt. SAC-Hütten werden umgebaut oder erweitert. Doch was den Komfort für die Gäste erhöht, bedeutet erst einmal einen groben Eingriff in die Landschaft.

Bis in die 90er-Jahre wurden die Vorschriften für diese Bauten zwar immer strenger. Doch der Wiederbegrünung der Baustellen wurde praktisch keine Bedeutung beigemessen. Lange hielt sich der Glaube, dass ab einer Höhe von über 1500 Metern die Wiederbegrünung praktisch nicht möglich sei. Die Folgen waren teilweise fatal: An vielen Orten fand eine Boden-Erosion statt.

Falsche Massnahmen in Skiorten

Fast noch schlimmer waren die – wenigen – Versuche, trotzdem zu begrünen. Da kein Standort-typisches Saatgut zur Verfügung stand, wurde eingesät, was auch im Tal wächst. Um diesen atypischen Samen noch ein bisschen «Dampf» zu machen, wurde gedüngt, was das Zeug hält; im Glauben, damit etwas Gutes zu tun. Unnatürlich tiefgrüne Flächen schadeten der Landschaftsästhetik, und Pflanzen waren durch stärkeres Wachstum eher noch anfälliger für die Klimaextreme der hohen Lagen.

Doch mittlerweile findet ein Umdenken statt. Die «Arbeitsgruppe für Hochlagenbegrünung» des Vereins für Ingenieurbiologie setzt sich seit Mitte der 90er-Jahre für eine standortgerechte und ökologische Begrünung in Hochlagen ein. Es wurden Richtlinien für das Vorgehen erarbeitet. Und der «Begrünerpreis» wurde geschaffen.

Aufwändigere Arbeiten als früher

Das Skigebiet von Zermatt gehört zu den Nominierten des Begrünerpreises 2013. Im Walliser Top-Skigebiet hat in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden. Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen AG: «Ich glaube, heute gibt es keine touristischen Unternehmungen mehr, die wirklich der Meinung sind, sie können ihren Gästen planierte, erodierte Pisten als Wandergebiet anbieten.»

Wenn heute im Zermatter Skigebiet gebaut werden muss, gehen die Bauarbeiter exakt nach den Richtlinien der Arbeitsgruppe vor. Zuerst werden die Gras-Soden abgetragen, in Haufen geschichtet und eingepackt. Erst danach fangen die Grabarbeiten an. Am Schluss werden die Gras-Soden wieder eingepflanzt. Falls nötig, sähen die Fachleute spezielle, an das Hochgebirge und den Standort angepasste Pflanzen eingesät.

Das Wallis als Vorreiter

Für Kurt Eichenberger, beim WWF verantwortlich für den Kanton Wallis, ist Zermatt auf einem guten Weg. Aber: «Zermatt kann und muss diese Rolle spielen, denn Zermatt ist eine sehr grosse Destination. Sie hat die nötigen Mittel undd kann vorzeigen, wie es laufen soll. Das sind nicht nur kosmetische Eingriffe, sondern es geht wirklich darum, die Böden in Hochlagen in die Zukunft zu retten.»

Der Begrünerpreis 2013 wird am 28. August verliehen. Neben Zermatt sind noch neun andere Berggebiete nominiert.

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