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Sommerserie Extrem! - extrem komplex
Aus Wissenschaftsmagazin vom 10.08.2013. Bild: Keystone
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Sommerserie «Extrem!» Klimawandel erschwert Wetterprognosen

Sie wird immer besser, aber nie perfekt, die Wettervorhersage. Gerade im Alpenland Schweiz sind gute Prognosen schwierig. Neue Hightech-Geräte in den Bergen dürften zwar die Treffsicherheit weiter erhöhen. Doch die nächste Herausforderung wartet schon – der Klimawandel.

Noch zur Mitte des letzten Jahrhunderts waren die Wetterprognosen nicht viel besser als der Zufall. Das ist heute anders: „In der Schweiz liegt die Trefferrate für Prognosen für den nächsten Tag zurzeit bei 86 Prozent, auf fünf Tage hinaus bei gegen 60 Prozent“, sagt Roland Mühlebach, Prognoseleiter bei MeteoSchweiz.

Grafik zur Entstehung des Wetters.
Legende: Faktoren, die das Wetter beeinflussen. MeteoSchweiz

Diese Zahlen könnten nochmals um vielleicht etwa zehn Prozent besser sein, wenn es in und um die Schweiz nur Flachland gäbe. In den Bergen sind die Wetterverhältnisse nämlich besonders komplex.

Berge als Störfaktor

Berge verhindern, dass Wetterfronten, die von den globalen Windströmen gesteuert sind, ungestört über die Erdoberfläche ziehen können. Und weil die Berghänge nicht alle gleich geneigt sind, trifft das Sonnenlicht im Gebirge in ganz unterschiedlichen Winkeln auf der Erdoberfläche auf. Das wiederum beeinflusst viele andere wetterbestimmende Faktoren, zum Beispiel die Bodenwärme.

Das Alpenland Schweiz ist daher ein steiniges Pflaster für Metereologen. Die Modellrechnungen, die sie am Computer zur voraussichtlichen Wetterentwicklung anstellen, sind für die Alpentäler besonders kompliziert – und unsicher.

Hightech-Radare für die Alpen

Kran stellt Radarturm auf.
Legende: Der neue Hightech-Radarturm auf dem Albis wurde direkt neben dem bereits bestehenden installiert. MeteoSchweiz

Die Meteorologen bei MeteoSchweiz reagieren nun auf diese Herausforderung und rüsten auf. Neuste Wetter-Radargeräte sollen die Niederschlagsprognosen in der Schweiz künftig verbessern. Denn die neuen Geräte haben nicht nur eine viel bessere Auflösung als die bisherigen, sondern sind auch intelligenter: „Bisher konnten Radare bloss feststellen, wo es Niederschläge gibt und wie stark sie sind. Die neusten Radargeräte hingegen können erstmals auch die Form der aufgespürten Objekte erkennen“, sagt Meteorologe Roland Mühlebach. Sie tasten mit ihren Mikrowellen die Objekte in der Luft aus horizontaler wie vertikaler Richtung ab und können damit erstmals Hagelkörner von Regentropfen unterscheiden.

Hagelprognosen ab 2014

Auf dem Albis, Monte Lema und La Dôle wurden die neuen Hightech-Radare jüngst bereits aufgestellt. Nächstes Jahr sollen zwei zusätzliche solche Geräte im Graubünden und Wallis in Betrieb gehen, wo es bisher keine Wetterradare gab. Damit sollten in naher Zukunft nicht nur die Wetterprognosen allgemein für die Schweiz genauer werden, sondern MeteoSchweiz will ab 2014 für interessierte Kunden auch regelmässige, kurzfristige Hagelprognosen anbieten.

Klimawandel bringt unerwünschte Gewitter

Die nächste Herausforderung zeichnet sich allerdings schon ab: der Klimawandel. Über die letzten Jahrzehnte sind die Temperaturen weltweit leicht gestiegen. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht, doch die Folgen sind absehbar: „Mit erhöhten Temperaturen wird auch in unseren Breitengraden die Gewittertätigkeit zunehmen“, so Roland Mühlebach.

Längerfristig werden die Meteorologen also vermehrt Gewitter prognostizieren müssen. Doch gerade Gewitter sind schwierig vorherzusagen, trotz technischer Verbesserungen. Die Bemühungen um eine bessere Wettervorhersage erinnern daher an den Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel. Das Wetter, der Igel, ist den Prognostikern immer um eine Nasenlänge voraus.

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