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Technik Eine Zeitreise für die Ohren

Im Keller eines Musikgeschäftes in Bern schlummert ein Schatz: Über tausend Blasinstrumente aus dem 19. Jahrhundert lagern dort, gesammelt von einem verstorbenen Instrumentenbauer. Jetzt bringen Musikwissenschaftler der Berner Hochschule für Künste sie wieder zum Klingen.

Die Sammlung Burri:

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Sammler aus Leidenschaft. In ganz Europa kaufte der Instrumentenbauer Karl Burri historische Musik-Instrumente und stellt sie in Bern im Keller seines Geschäfts aus. Seit seinem Tod vor zehn Jahren kümmern sich die Nachfahren um die Sammlung. Doch die Kosten für Erhalt und Restaurierungen sind für sie zu hoch.

Für ihn ist es ein Paradies: Der Berner Musikwissenschaftler Adrian von Steiger verbringt Stunden und Tage in der Sammlung des Instrumentenbauers Karl Burri. Dort studiert er historische Klarinetten, Trompeten, Hörner und auch skurrile Instrumente, die so heute gar nicht mehr existieren. Auch wahre Raritäten lagern hier: etwa ein Prototyp des zehntältesten Saxophons überhaupt – gebaut von Adolphe Sax persönlich.

Von Steiger hat seine Dissertation über die Sammlung geschrieben und schwärmt in den höchsten Tönen: «Die Sammlung mit mehreren hundert Blech- und Holzblasinstrumenten ist nicht nur umfangreich, sondern auch vollständig. Sie bildeten den Stand der Instrumentalisierung im 19. Jahrhundert sehr genau ab.» Seine Mission: Er will die Sammlung erhalten und die Instrumente wieder zum Klingen bringen.

Ungewohnte Klänge für Musiker

Deshalb hebt von Steiger nun zusammen mit der Hochschule der Künste den Schatz. Ziel ist es, die Sammlung mit Hilfe einer Stiftung als Ganzes zu erhalten und in ein Museum zu überführen. Gleichzeitig bietet von Steiger Musikern Gelegenheit einer musikalischen Zeitreise. So darf Student und Musiker Lukas Vogel aus Bern ein über 100jähriges Sax-Horn wieder zum Klingen bringen.

Musikwissenschaftler Adrian von Steiger mit Blasinstrumenten aus der Sammlung Burri.
Legende: Fasziniert von den historischen Instrumenten: Musikwissenschaftler Adrian von Steiger bei der Arbeit. SRF

Eine eher ernüchternde Erfahrung: «Ich würde mein neues Instrument nicht gegen das historische tauschen», sagt Vogel, nachdem er die ersten Töne gespielt hat, «ich glaube kaum, dass man damit den heutigen Anforderungen an Tempo und Genauigkeit gerecht wird.»

Geklapper bei den Griffwechseln

Um herauszufinden, wie Musik im 19. Jahrhundert getönt hat, intoniert das Armeespiel, die bekannte Bläser-Kapelle, Musik aus der Zeit Napoleons mit den damaligen Instrumenten. Live wie vor 150 Jahren. Der Ton etwas dumpfer, das Geklapper bei den Griffwechseln etwas lauter, aber ein warmer, charakteristischer Ton.

«Einfach wunderbar», findet Adrian von Steiger, der die Zusammenarbeit mit dem Armeespiel initiiert hat, «es ist wichtig, dass wir Musikstudenten nun auch im Umgang mit historischen Instrumenten schulen können.» So können Virtuosen von morgen ihren Horizont mit einer Zeitreise zurück erweitern.

Video
Eine Zeitreise für die Ohren
Aus Schweiz aktuell vom 22.10.2013.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 12 Sekunden.

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