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Natur & Tiere Freiberger, das Schweizer Pferd – wirklich?

«Die letzte Schweizer Pferderasse» – mit diesem Titel darf sich der Freiberger schmücken. Doch was heisst das? Ein Blick in die Geschichte zeigt: Der Freiberger ist auch von ausländischen Einflüssen geprägt. Zum Schweizer macht ihn vor allem die lange Zuchtgeschichte.

Wilde, frei lebende Pferde in der Schweiz – das ist heute kaum mehr vorstellbar. Ausgrabungen aus der Stein- und Bronzezeit zeigen aber, dass es hier früher Wildpferde gab. Doch die Schweizer Pferderasse der Freiberger geht nicht auf diese schweizerischen Ur-Rösser zurück: «Nutzpferde wurden aus anderen Ländern eingeführt», erklärt Stefan Rieder, Leiter des Forschungsbereiches Pferde und Bienen bei Agroscope, dem landwirtschaftlichen Forschungszentrum des Bundes.

Keine Rasse fällt einfach so vom Himmel.
Autor: Stefan Rieder Agroscope

Die «Schweizer» Pferde haben also ausländische Vorfahren. Dass die Freiberger trotzdem als Schweizer Nationalross gelten, liegt an der langen Zuchtgeschichte in den Freibergen – den Franches-Montagnes – im Schweizer Jura, die sich über 200 Jahre zurückverfolgen lässt. Ausserdem leistete der Freiberger in den beiden Weltkriegen treue Dienste in der Armee, wo er bis heute zum Einsatz kommt. Und auch in der Landwirtschaft war er dank seinem gutmütigen Charakter als Zugpferd weit verbreitet, bis er im Zuge der Mechanisierung durch den Traktor abgelöst wurde.

Tierzucht ist eine neue Entwicklung

«Eine Rasse fällt nicht einfach vom Himmel», sagt Stefan Rieder, denn bei Nutztieren ist eine Rasse nicht etwas Naturgegebenes, sondern das Resultat bewusster Zucht. Und diese ist eine relativ neue Entwicklung: «Bevor Gregor Mendel seine Vererbungsregeln veröffentlichte und Charles Darwin die Evolutionstheorie entwarf, gab es wenig systematische Tierzucht», erklärt Rieder. Der Rassebegriff sei eine Entwicklung aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Damals entwickelten sich die Pferdezucht und Pferderassen in Europa ausgehend von geografischen Regionen – Pferderassen wie Spanier, Engländer oder Ungarn entstanden.

Ein offizieller Schweizer

Schutz der Biodiversität

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Die Schweiz hat sich der 1992 in Rio de Janeiro unterzeichneten Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt angeschlossen. Der Bund ist damit zum Erhalt der schweizerischen Rassen verpflichtet. Ziel: Die Vielfalt der Gene soll erhalten bleiben und gleichzeitig verhindert werden, dass sich grossflächig nur noch ganz wenige Rassen durchsetzen.

Seit 1925 ist auch die Entwicklung der Freiberger minutiös dokumentiert: im offiziellen Herdebuch. Ein solches ist eine der Voraussetzungen, um als Schweizer Rasse anerkannt zu werden. Zwar kam es immer wieder zu so genannten Einkreuzungen von anderen Rassen, um bestimmte Eigenschaften zu fördern. 1992 hat sich der Bund jedoch zum Erhalt der schweizerischen Rassen verpflichtet – und seit 1998 sind nur noch Freiberger in der Zucht zugelassen, die im Herdebuch registriert sind.

Die Frage, welcher Hengst mit welcher Stute für Freiberger-Nachwuchs sorgt, ist also auch eine politische. Denn ob der Freiberger in Zukunft durch Einkreuzung weiter veredelt werden soll oder ob er sich im Rahmen der Reinzucht weiterentwickelt, darüber scheiden sich die Geister. Am 17. April wird die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Freibergerverbandes darüber entscheiden.

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