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«La petite mort»: Die Kraft des Orgasmus
Aus Kultur Webvideos vom 30.01.2019.
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54. Solothurner Filmtage «La petite mort»: Die Kraft des Orgasmus

In Annie Gislers Doku wird lustvoll philosophiert. Zum Beispiel darüber, wie der weibliche Höhepunkt die Welt verändern könnte.

Der kleine Tod. So hat die junge Regisseurin Annie Gisler ihren dokumentarischen Essay genannt. Für diejenigen, die es nicht wissen: Beim kleinen Tod geht es nicht ums Sterben. Und der Film spielt auch nicht auf dem Leichenacker.

«La petite mort» ist eine poetische französische Wendung und beschreibt den schwebenden Zustand, den man während eines Orgasmus erfahren kann. «Man fühlt sich weit weg von Ort und Zeit. Und ich finde den Ausdruck sehr schön», begründet die 35-jährige Regisseurin ihre Titelwahl.

Starke Bildsprache

lippe, nacktes hinterteil, abstrakte farbige bilder
Legende: Annie Gisler hat für ihre Doku eine schöne und starke Bildsprache gefunden. DOK MOBILE

Farbenfroh und lustvoll, ohne anzüglich zu werden: Annie Gisler erzählt in «La petite mort» mit kreativer Bildsprache sehr Intimes über ihre Sexualität.

Sie spricht offen über viele Facetten der weiblichen Sexualität: von Klitoris über G-Punkt bis zu Anal-Orgasmus. Damit berührt sie viele Tabus. Ausgehend von ihren eigenen Unsicherheiten, konfrontiert die Regisseurin die fünf Protagonistinnen im Film.

Wo ist meine Klitoris?

Frauen
Legende: Annie Gisler hat mit 5 Frauen über die weibliche Sexualität gesprochen. DOK MOBILE

Die interviewten Frauen sind zwischen 24 und 70 Jahre alt. Annie Gisler gibt ihre ganz persönlichen Fragen zur weiblichen Sexualität an die Frauen weiter.

Damit will die Filmemacherin zeigen, dass die Frauen mit ihrem Unwissen über den weiblichen Körper nicht alleine sind. Beispielsweise wissen viele nicht, wo genau sich ihre Klitoris befindet und wie man sie stimuliert.

Dabei kommen viel mehr Frauen über diesen Schwellkörper zum Orgasmus. Via Penetration erreichen hingegen nur 30 Prozent der Frauen den Höhepunkt.

Sexuelle Revolution

Leute tanzen draussen
Legende: Die sexuelle Revolution hat nicht die gewünschte Gleichstellung von Mann und Frau gebracht. Getty Images

Annie Gisler war noch nicht auf der Welt, als vor 51 Jahren die Frauen mit ihren Miniröcken auf der Strasse für Aufsehen sorgten. Freie Liebe, freier Sex lautete ihr Motto. Die Frauenbewegung der 68er kämpfte für die Gleichstellung der Geschlechter. Lustvoller Sex mit wechselnden Partnern.

Die sexuelle Befreiung brachte den Frauen aber nur bedingt neue Freiheiten. Mit den neuen Normen kamen auch neue Zwänge. Frau musste mit möglichst vielen Männern schlafen. Ausserdem fand eine starke Vermarktung der Sexualität statt, sagt Geschlechterforscherin Dominique Grisard.

Das ist auch heute noch ein Problem. Weil wir in einer visuellen Welt leben, wissen die Frauen ganz genau, wie ihr Körper aussieht. Ihre Bedürfnisse im Bett hingegen kennen viele nicht. Oder sie trauen sich nicht, diese auszusprechen.

Gleichberechtigung – im Bett und ausserhalb davon

Frau
Legende: «La petite mort» ist Annie Gislers Erstlingswerk. DOK MOBILE

Annie Gisler hat mit «La petite mort» einen wichtigen ersten Schritt gewagt. Sie hat den Mut aufgebracht, das Thema am eigenen Beispiel an die Öffentlichkeit zu bringen.

Auch wenn es auf den ersten Blick banal wirken mag: Die sexuelle Emanzipation der Frau ist notwendig. Damit wir irgendwann einmal in einer Gesellschaft leben können, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind.

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