Der Film beginnt und endet in der Zürcher Bahnhofshalle – einem Ort, an dem wir abfahren, ankommen, uns begrüssen und verabschieden. Eine Kathedrale moderner Zeit.
Christoph Schaub denkt in seinem Essayfilm «Architektur der Unendlichkeit» darüber nach, wie sich Unendlichkeit fassen lässt. Gedanklich, aber vor allem auch architektonisch.
Mehr als eine Architektur-Dokumentation
Der Filmemacher hat schon viele Filme über Architektur gedreht – über Santiago Calatrava oder das «Bird’s Nest» von Herzog & de Meuron beispielsweise. Diesen Film in die Reihe von Schaubs Architektur- Dokumentationen zu stellen, wäre aber zu kurz gegriffen.
Vielmehr verbindet Schaub in «Architektur der Unendlichkeit» Gedanken über die eigene Spiritualität, über die eigene Sterblichkeit mit der Betrachtung von Architektur.
Schaub geht dabei von einer ganz persönlichen Geschichte aus: von seiner Weigerung, als Kind der Beerdigung seines Vaters beizuwohnen. Es fehlte ein Ort des Abschieds. Und so macht sich Schaub auf die Suche nach Bauwerken, die so ein Ort sein könnten. Das sind zunächst – naheliegend – Sakralbauten.
Ein Raum wie ein Schneckenhaus
Er setzt sich etwa in eine kleine Bruder-Klaus-Kapelle von Peter Zumthor, innen wie ein schützendes Schneckenhaus gestaltet, nach oben aber offen, Richtung Himmel, Unendlichkeit.
Oder in einen Lichtbau des Lichtkünstlers James Turrell, der sich ebenfalls öffnet und durch ein kreisrundes Loch den Blick zu den Sternen lenkt.
Schaub versucht die Emotionen, die solche Räume auslösen können, sowohl in Bilder, als auch in eigene Worte im Off-Kommentar zu fassen. Nur schade spricht er nicht selbst.
Das Undenkbare bauen
Er gibt immer wieder Menschen das Wort, die in ihrer Arbeit genau das machen: Räume schaffen. Räume, die dafür da sind, über Leben, Tod, Spiritualität und Unendlichkeit nachzudenken, die architektonisch das Undenkbare evozieren sollen.
Architekt Peter Zumthor nennt seine Arbeit die «emotionale Rekonstruktion von Geschichte». Und der Lichtkünstler James Turell stellt die Frage «Wem gehört Spiritualität?»
Ausflug zu den Gleitschirmpiloten
Immer wieder verlässt der Film die Räume und zeigt den Himmel, die Berge, das Meer: Gleitschirmflieger am Himmel, Kinder im Wald.
«Architektur der Unendlichkeit» ist keine Abhandlung über Architektur, kein Erklärstück über Sakralbauten, die Drehorte folgen auch keiner Stilkunde oder Architekturgeschichte.
Unendlichkeit lässt sich nicht denken
Eine zentrale Erkenntnis im Film ist: Unendlichkeit lässt sich nicht denken. Immer schon versuchen aber Architekten und Künstlerinnen, sie darzustellen und gleichzeitig mit Mauern davor zu schützen.
Das ist das Paradox sakraler Bauten – einen begrenzten Raum schaffen und gleichzeitig auf das Unbegrenzte, Ewige verweisen. Das ist das Faszinierende an und in ihnen.
Dem spürt Christoph Schaub mit seinem Filmessay nach.