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#KlappeAuf Österreichische Filmschaffende kämpfen gegen Hetze und Populismus

Sie haben die jetzige Regierung und die Hetze im Visier: Unter dem Hashtag #KlappeAuf wollen österreichische Filmemacher die politische Diskussion in ihrem Land ändern.

«Ich bin einer von 248 österreichischen Filmschaffenden, die sich heute an euch wenden wollen.» So beginnt die Rede des österreichischen Schauspielers Lukas Miko. Er hält sie Ende Januar bei der Verleihung der österreichischen Filmpreises in der niederösterreichischen Ortschaft Grafenegg. Es war der Anfang einer Bewegung in der österreichischen Filmbranche.

Unter dem Titel «#KlappeAuf» treten derzeit zahlreiche österreichische Filmschaffende gegen Verhetzung und Entsolidarisierung in Politik, Medien und Gesellschaft auf, indem sie Kurzfilme zu diesem Thema gestalten. Bisher sind rund 30 Regisseurinnen und Regisseure dem Aufruf gefolgt.

Von Scham zur Wut

Er habe sich geschämt, sagt Lukas Miko später, dass die Filmbranche noch nicht reagiert hätte. «Ich war wütend ob der Entwicklung in unserem Land, wo zunehmend Verhetzung Eingang in die Politik gefunden hat und die Medien – vor allem die Boulevardmedien – federführend dazu beigetragen haben, dass ein verbales Gift in die Gesellschaft einfliesst», sagt er.

Mittlerweile haben sich über 670 österreichische Filmschaffende dem Aufruf gegen Verhetzung angeschlossen und setzen gemeinsam ein Zeichen für ein solidarisches Miteinander.

Darunter finden sich die Regisseurinnen Ruth Beckermann und Barbara Albert ebenso wie die Schauspieler Klaus Maria Brandauer und Wolfram Berger.

Die Grenze des Anstandes ist überschritten

Grosse Teile der österreichischen Filmbranche unterstützen das Vorhaben. Der Protest richtet sich auch an die neue österreichische Regierung, die seit Dezember 2017 von der konservativen ÖVP und der nationalkonservative FPÖ gestellt wird.

Für die Regisseurin Tina Leisch ist eine Grenze des politischen Anstandes überschritten: «Zum einen gibt es Kritik am politischen Vorhaben, zum anderen Kritik an einem politischen Diskurs», sagt sie.

«In diesem politischen Diskurs stehen ganz klar diejenigen, die verhetzen, die Dinge sagen wie ‹die Konzentrierung von Flüchtlingen› mit einem Augenzwinkern, weil sie wissen, was sie ihrer Klientel damit zu verstehen geben. Diese Dinge skandalisieren wir.»

Mit Kurzfilmen den Diskurs aufrütteln

Die nun präsentierten rund 30 Kurzfilme werden ab Mai Woche für Woche unter dem Hashtag #KlappeAuf verbreitet. Nicht nur auf Instagram, Facebook und auf rechten Plattenformen, sondern auch auf öffentlichen Infoscreens, in Kneipen vor Fussball-Übertragungen oder als gebündeltes Programm für Schulen und Jugendzentren.

«Wir leben in einer Zeit, in der sich politische Kommunikation in den Facebookblasen und Boulevardmedien auf ganz kurze Botschaften beschränkt. Sie bestätigen immer nur Vorteile und rufen Stereotypen wach. Daraus ist die Idee erstanden, diese Wochenschau zu machen», sagt Tina Leisch.

Sie arbeiten also mit einem Paradox. «Die Aufmerksamkeit der Leute in den sozialen Medien ist tatsächlich sehr kurz, aber wir versuchen diese drei Minuten dafür zu nutzen, Dinge zu machen, die nicht immer nur das bestätigen, was man schon weiss», erklärt sie.

Parteiunabhängige Kritik

Gezeigt werden kurze Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme. #KlappeAuf verstehe sich trotz der Kritik an der derzeitigen Regierung als parteiunabhängige Initiative gegen Hetze und Populismus.

Jenseits von Grabenkämpfen zwischen Links und Rechts wolle man eine neue Qualität des Diskurses anregen, sagt der Schauspieler Lukas Miko. Die Botschaft richte sich dabei nicht nur an die Politik und an die Medien, sondern auch an die Bevölkerung: die Ohnmacht überwinden und die Politik nicht nur den Politikern überlassen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 30.4.2018, 17.15 Uhr

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