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Kinostart: «Alita: Battle Angel»
Aus Keine 3 Minuten – Die Filmkritik für Eilige vom 15.02.2019.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 53 Sekunden.
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Neu im Kino «Alita: Battle Angel»: Dank Computertechnik zum Manga-Mädchen

Die Protagonistin in «Alita: Battle Angel» ist eine Mischung aus Mensch und Computertechnik. Was das für den Schauspiel-Beruf bedeutet.

«Alita: Battle Angel» ist ein Realfilm. Trotzdem sieht die Protagonistin aus wie ein typisches Manga-Mädchen: Stupsnäschen, perfekte Haut, riesige Augen. Sie ist jedoch nicht computeranimiert. Zumindest nicht komplett. Hinter Alita steckt eine Schauspielerin.

Rosa Salazar («Bird Box») bekam für die Rolle nicht Maske und Kostüm. Sondern eine Art Neoprenanzug mit Punkten. Und einen fast 5 Kilo schweren Helm mit einer Kamera, die ihr Gesicht filmt. Alita entstand mit dem sogenannten Performance-Capture-Verfahren.

«Alita: Battle Angel»

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Legende: Twentieth Century Fox

Weit entfernte Zukunft: Der Roboter-Arzt Dr. Ido (Christoph Waltz) findet die Überreste eines Cyborgs. Er gibt dem Mädchen einen neuen Maschinen-Körper. Und den Namen Alita (Rosa Salazar).

Obwohl Alitas menschliches Gehirn noch intakt ist, hat sie keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Bald stellt sich aber heraus: Sie beherrscht überirdische Kampfkünste. Sie will unbedingt herausfinden, woher sie diese hat. Und wer sie eigentlich ist.

Und dann geht’s los: Fiese Killer-Cyborgs, ein irrer Rollschuh-Sport, bei dem sich Killer-Cyborgs gegenseitig umbringen und Alita, die auch ein Killer-Cyborg ist, aber nicht weiss warum. Eine Menge Action gibt’s also im Blockbuster von Regisseur Robert Rodriguez («Sin City»). Doch alles nicht wirklich neu und nicht wirklich zu Ende erzählt. Alita ist zwar herzig gemacht. Doch ihre Manga-Äuglein allein reichen nicht.

Sehr vereinfacht funktioniert das so: Rosa Salazar spielte in ihrem Anzug alle Szenen. Gemeinsam mit den anderen Schauspielern am Set. Die Punkte auf ihrem Anzug und ihrem Gesicht übertrugen Bewegungen und Mimik auf einen Computer. Animatoren erstellten nach diesem Vorbild dann Alita.

Das Versprechen der Animatoren

Die Schauspielerin hatte erst Angst, dass man sie gar nicht mehr erkennt. «Doch die Animatoren haben mir versprochen, dass ich mich selbst auf der Leinwand sehen würde», sagt Salazar.

Tatsächlich hätten sie sich daran gehalten, sagt sie. «Das bin wirklich ich! Sie haben nicht nur meine Bewegungen eingefangen. Sondern auch mein Wesen.»

Gegenüberstellung zweier Bilder. Links eine Filmszene mit einem Mädchen in Kampfposition. Sie hat sehr grosse Augen, ihre Arme sind aus Metall. Rechts eine junge Frau, die vor einem Filmplakat posiert.
Legende: Da macht man grosse Augen: Alita im Film und Rosa Salazar an der Filmpremiere. Twentieth Century Fox/xIzumixHasegawax

Doch wozu braucht es für Alita überhaupt noch eine Schauspielerin? Die Technik würde es erlauben, die Figur komplett am Computer zu erstellen. So kämpfte Arnold Schwarzenegger in «Terminator: Genisys» (2014) gegen sein jüngeres, computeranimiertes Selbst.

Doch die Bewegungsabläufe sehen nicht so echt aus wie mit Performance Capture. Denn diese Technik überträgt im Prinzip menschliche Bewegungen und Gesichtsausdrücke auf den animierten Charakter. Der wirkt dadurch realer.

Zweck der Übung: Der Zuschauer soll auf einen animierten Charakter reagieren wie auf eine echte Schauspielerin.

Gollum und King Kong

Gerade die Realitätsnähe war Produzent Jon Landau besonders wichtig. «Alita ist die erste Performance-Capture-Figur, die neben echten Schauspielern menschenähnlich aussehen soll.»

Landau produzierte unter anderem auch «Avatar» (2009). Die blauen Riesen-Aliens entstanden ebenfalls mit Performance Capture.

Auch in vielen anderen Filmen kam die Technik bereits zum Einsatz. Einige Darsteller haben sich sogar darauf spezialisiert. Allen voran Andy Serkis. Er war zum Beispiel King Kong, Gollum in den Trilogien «The Lord of the Rings» und «The Hobbit» und Caesar, der Oberaffe in der «Planet of the Apes»-Trilogie. Serkis hat eine eigene Firma für Motion Capture gegründet.

Die Technologie entwickelt sich rasant. Produzent Jon Landau erzählt: Die Animatoren hätten ein einziges Auge von Alita detaillierter gestaltet als die ganze Figur Gollum vor einigen Jahren.

«Wir haben alle Grenzen gesprengt»

Obwohl Alita ein actionbepacktes Spektakel ist, waren die Kämpfe und Verfolgungsjagden nicht das Schwierigste.

«Das war die kurze Szene, in der Alita Schokolade isst», sagt Landau. «Lippen und Mund haben so viele kleinste Details. Beim Essen bewegt sich alles. Die Proportionen müssen stimmen.» Vor einigen Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen, meint der Produzent. «Doch alle Grenzen, die es früher gab, haben wir inzwischen gesprengt.»

Grossaufnahme eines Mädchens mit riesigen Augen.
Legende: Allein in die Augen steckten die Animatoren unglaublich viel Arbeit. Twentieth Century Fox

Mit Performance Capture ist im Film heute also so gut wie alles möglich. Dafür braucht es aber immer auch die Leistung der Schauspieler. Und selbst Darsteller, die keine Performance Capture machen wollen, werden noch lange nicht arbeitslos. Denn Sinn macht die Technik nicht immer.

«Wenn man eine Geschichte erzählen will über eine Figur mit nicht-menschlichen Eigenschaften, dann ist Performance Capture hervorragend», sagt der Produzent. Ansonsten brauche es die Technologie aber nicht.

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