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«Amazonen der Grossstadt» - Die Filmkritik
Aus Kultur-Aktualität vom 17.06.2021. Bild: Cineworx
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Neu im Kino «Amazonen einer Grossstadt»: Von Frauen, die fighten

Die Schweizer Filmemacherin Thaïs Odermatt macht sich auf die Suche nach den Amazonen von heute. In Berlin wird sie fündig.

«Angehörige eines sagenhaften Volkes kriegerischer Frauen»: Diese Wörterbuch-Definition der Amazone erscheint als erstes Bild im Film «Amazonen einer Grossstadt». Man kennt die mythologischen Figuren aus alten Geschichten. Doch wo sind die Amazonen heute?

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Trailer zu «Amazonen einer Grossstadt»
Aus Kultur Webvideos vom 17.06.2021.
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Drei Frauen, die kämpfen

Die Schweizer Filmemacherin Thaïs Odermatt fand drei moderne Kämpferinnen – alle in Berlin: Die Sportlerin Maryna Ivashko stieg schon als Teenagerin lieber in den Ring als in den Tanzkurs zu gehen. Die zweite Protagonistin ist DJane «That Fucking Sarah». Sie wurde als Kind aus Bangladesch adoptiert, mit 18 aber von ihrer Pflegefamilie vor die Tür gestellt, weil sie lesbisch ist.

Eine Djane mit Zigarette im Mund.
Legende: Stammt aus Bangladesh, lebt in Berlin: DJane Sarah. © CINEWORX

Und dann wäre da noch eine Kämpferin, die sogar einen echten Krieg gezogen ist. Zilan ist kurdische Ex-Guerillera. Sie floh nach Berlin, studierte und kämpft mit politischen Mitteln von dort aus weiter.

Verhängnis Vielfältigkeit

In «Amazonen einer Grossstadt» bekommen wir Einblicke in das Leben ganz besonderer Frauen. Frauen, deren Geschichte man noch kaum im Kino gehört hat. Es ist erfreulich, dass Odermatt Protagonistinnen gewählt hat, die zwar alle heute in Berlin leben, aber ganz unterschiedlicher Herkunft sind.

Frau mit Baby im Arm
Legende: Die kurdische Ex-Guerillera Zilan floh nach Berlin, studierte und kämpft mit politischen Mitteln von dort aus weiter. © cineworx

Sara, Maryna und Zilan sind bewundernswert stark, jede auf ihre eigene Art und Weise. Ihre Geschichten könnten unterschiedlicher nicht sein. Diese Vielfältigkeit wird im Film aber auch zum Verhängnis. An Kampfsport praktizieren und freiwillig in einen echten Krieg ziehen: Sind das nicht komplett unterschiedliche Dinge? Kann man das nebeneinander stellen?

Durch den gemeinsamen Nenner des Kämpfens stellt man Vergleiche an, die nicht funktionieren. Neben den krassen Schilderungen der kurdischen Widerstandskämpferin Zilan verblassen Statements der Kampfsportlerin Maryna.

Junge Frau mit  Boxhandschuh vor dem Gesicht.
Legende: Kampfsportlerin Maryna beweist Schlagkraft. © CINEWORX

Es fehlt der Fokus

Auch tauchen plötzlich interessante Figuren neben den Protagonistinnen auf, von denen man gerne mehr hören würde. Etwa von der alten Frau, die mit Spraydose bewaffnet durch die Strassen Berlins zieht und Graffitis von rechtsextremen Gruppierungen übersprüht und dabei fast verhaftet wird.

Thaïs Odermatt reisst vieles an und hat keine Zeit, es zu beenden. Der Film verliert ziemlich schnell seinen roten Faden und wird chaotisch. Doch auch wenn man den Fokus des Films nicht immer greifen kann. Am Schluss von «Amazonen einer Grossstadt», hat man drei spannende, starke Frauen kennengelernt, denen man noch ewig zuhören könnte.

Kinostart: 17.6.2021

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur AKtualität, 16.6.2021, 17:20 Uhr;

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